Conan der Schwertkämpfer
Spur über seinen Kopf, so daß das Blut über das Gesicht des Barbaren floß.
Abimael der Shemit stand neben Conan und fluchte wild, als keiner seiner Hiebe etwas gegen den Geflügelten ausrichtete. Conan erkannte mit der Klarheit des bevorstehenden Todes, daß er nur noch Augenblicke standhalten konnte.
Doch halbgeblendet durch das Blut in seinen Augen kämpfte er weiter, während ihm die Piraten brüllend und waffenschwingend von allen Seiten zu Hilfe eilten. Er wußte, wenn er nur noch ein paar Herzschläge länger durchzuhalten vermochte, würde der Dämon trotz seiner unnatürlichen Kraft und der Festigkeit seines Körpers durch die Übermacht bezwungen.
Da plötzlich wurde dies auch der Kreatur bewußt. Sie ließ von Conan ab, wirbelte herum und breitete ihre Schwingen aus. Aber Conan, in einem roten Nebel der Kampfeslust, wollte nicht zulassen, daß sie loskam, nur um von neuem anzugreifen. Mit wildem Wutschrei sprang er dem Geflügelten auf den Rücken und klammerte einen Arm um seine Kehle. Er versuchte, ihm den Hals zu brechen oder ihn zu erwürgen, doch dieser Hals unter der ledrigen Haut war wie aus Stahl.
Die schwarzen Schwingen begannen zu schlagen und hoben sich in den Wind. Harte Sehnen zogen sich wie Schlangen über den hageren Rumpf, als das Ungeheuer sich mit Conan auf dem Rücken in die Höhe kämpfte. Gut dreißig Ellen hoch flatterte es über die See. Conan starrte hinunter auf die träge wogenden Wellen und überlegte, ob er einen Sprung hinab überleben würde und an Land schwimmen konnte. Und dann bohrten seine Finger sich tiefer in die Gurgel seines fliegenden Reittiers. Mit vor Verzweiflung weit aufgerissenen Augen starrten die Piraten dem ungleichen Paar nach, und keiner wagte es, einen Pfeil nachzuschicken, aus Angst, versehentlich Conan zu treffen.
Das Ungeheuer flog in Kreisen immer höher, bis es schließlich fast unmittelbar neben der Brustwehr des Turms die Luft durchschnitt. Die Zinnen ragten kaum mehr als einen Fuß über einen schmalen Fliesengang empor. Darüber wurde ein kegelförmiges Dach, das wie ein Spitzturm hochführte, von vier schwarzen Basaltpfeilern getragen. Diese ungewöhnlichen Stützen schmückten kunstvolle Reliefbilder, die Kreaturen darstellten, wie sie noch kein Sterblicher gesehen hatte. Um eine Säule wanden sich krakenähnliche Wesen mit tastenden Tentakeln. An einer anderen waren schlangenähnliche Kreaturen mit gefiederten Flügeln zu sehen. An der dritten stürmten Bestien mit spitzen Hörnern und gnadenlosen Augen auf einen unsichtbaren Feind ein. Und an der vierten sah Conan schmale menschenähnliche Leiber mit weiten Fledermausflügeln, ähnlich der Bestie, die ihn nun durch die Lüfte trug.
Wie ein schwerfälliger Vogel flatterte die Kreatur jetzt auf die Zinnen und hüpfte auf den gefliesten Gang. Conan glitt von ihrem Rücken. Als das Ungeheuer zu ihm herumwirbelte, riß der Cimmerier den Dolch aus seiner Schärpe. Er war in diesem Fall sicher keine wirkungsvolle Waffe, doch nun, da Conan nichts mehr zu hoffen hatte, wollte er sein Leben zumindest so teuer wie möglich verkaufen.
Der Geflügelte kam näher heran. Seine Vogelfüße klickten auf den Fliesen. Er hatte die Schwingen halb ausgebreitet und offenbarte die messergleichen Glieder an jedem Flügelgelenk. Conan duckte sich. Er hielt den Dolch tief, zu einem letzten Stoß nach oben bereit.
Plötzlich kreischte die Bestie schmerzerfüllt auf und schwankte mit einem schlaffen Flügel seitwärts. Der Schaft eines Pfeiles ragte aus der fast fleischlosen Schulter. Die Spitze steckte tief in den Rückenmuskeln. Ein Freudengeheul über diesen Treffer eines barachanischen Schützen schwoll vom Strand empor. Der geflügelte Teufel war doch nicht so unverwundbar, wie es zuerst den Anschein gehabt hatte. Konnte er verletzt werden, so mußte er auch zu töten sein! Conan lächelte grimmig.
Mit einer ausgebreiteten Schwinge griff die Kreatur erneut an. Die Wunde schien sie nicht allzusehr zu stören. Einen kurzen Augenblick umkreisten Conan und der Dämon das Loch in der Mitte des Fliesengangs. Dann wartete Conan nicht länger auf den Angriff des Gegners, sondern ging selbst in die Offensive.
Erschöpft vom Blutverlust und der Nachtwache nahm der Cimmerier Zuflucht zu seinen letzten Kraftreserven. Wie ein Tiger sprang er seinen Feind an und stieß ihm den Dolch tief in die Brust, in der Hoffnung, das Herz zu treffen.
Die Klinge drang bis zum Griff in den Flügelmuskel, und unter dem kraftvollen
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