Conan-Saga 01 - Conan
verursachte er ein saugendes Geräusch. Conan blieb stehen und betastete den Boden. Er war mit einer farblosen, klebrigen aber schon fast trockenen Schicht bedeckt.
Mit der Hand um den Schwertgriff schaute er sich im Mondschein um. Kein Laut drang an sein Ohr. Er setzte seinen Weg fort, und wieder mußte er seine Sohlen gewaltsam lösen. Er blieb stehen, drehte den Kopf. Er hätte schwören können, ähnliche saugende Geräusche, wie er sie verursachte, aus der Ferne zu hören. Einen Augenblick lang dachte er, es könnte vielleicht das Echo seiner eigenen Schritte sein, aber er hatte inzwischen den halbzerfallenen Tempel hinter sich gelassen und weder rechts noch links von ihm erhoben sich Mauern, die das Geräusch zurückwerfen konnten.
Er ging weiter, doch hielt er bald darauf erneut inne. Wieder vernahm er das saugende Geräusch, und diesmal hörte es nicht auf, als er sich völlig still verhielt. Im Gegenteil, es wurde lauter. Seine scharfen Sinne sagten ihm, daß es von direkt vor ihm kam. Aber da auf der Straße nichts Verdächtiges zu sehen war, hatte das Geräusch wohl seinen Ursprung in einer Seitenstraße oder in einer der Ruinen.
Der Laut wurde zu einem unbeschreibbaren schleifenden, gurgelnden Zischen. Conans eiserne Nerven waren zum Bersten gespannt, während er darauf wartete, daß sich zeigte, was immer diese Geräusche hervorrief.
Schließlich schob sich eine riesige, schleimige Masse, fahlgrau im Mondschein, um die nächste Ecke. Sie glitt auf die Straße vor ihm und kam schnell, mit diesen saugenden Lauten ihrer seltsamen Fortbewegungsart, auf ihn zu. Von ihrem vorderen Ende ragten zwei horngleiche Auswüchse mindestens zehn Fuß hoch in die Luft, und dazwischen befand sich ein ähnliches, aber kürzeres Paar. Die langen Hörner beugten sich einmal nach dieser, dann der anderen Seite, und da sah Conan, daß jedes an seinem Ende ein Auge hatte.
Die Kreatur war eine Schnecke, ähnlich der harmlosen Nacktschnecke, die auf ihrem nächtlichen Weg eine Schleimspur hinter sich zurückläßt. Diese Schnecke war allerdings fünfzig Fuß lang und so dick wie Conan groß war. Und dazu bewegte sie sich so schnell, wie ein Mensch laufen konnte. Ihr ekelerregender Gestank schlug dem Cimmerier entgegen.
Vor Verblüffung einen Augenblick lang wie gelähmt, starrte Conan auf die ungeheuerliche Masse gummiartigen Fleisches, die auf ihn zukam. Die Schnecke stieß einen Laut aus, wie der eines priemspuckenden Mannes, nur um ein Vielfaches verstärkt.
Endlich faßte der Barbar sich und sprang zur Seite. Im gleichen Moment sprühte ein Strahl Flüssigkeit durch die Nacht und landete genau an der Stelle, wo Conan eben noch gestanden hatte. Ein winziger Tropfen traf seinen Rücken und brannte wie Feuer.
Der Cimmerier drehte sich um und rannte den Weg zurück, den er gekommen war. Seine langen Beine schimmerten im Mondschein. Wieder mußte er über die Trümmerhaufen klettern. Seine Ohren verrieten ihm, daß die Schnecke dicht hinter ihm war. Möglicherweise holte sie bereits auf. Aber er wagte nicht, sich umzudrehen weil er befürchtete, in den Trümmern zu stürzen. Dann würde das Ungeheuer ihn erreichen, noch ehe er wieder auf die Füße kam.
Erneut erklang der spuckende Laut. Conan sprang hastig zur Seite. Auch diesmal zischte der Strahl an ihm vorbei. Selbst wenn es ihm gelang, bis zur Stadtmauer seinen Vorsprung beizubehalten, würde ihn vermutlich der nächste Strahl treffen.
Conan hastete um eine Ecke, um ein paar Hindernisse zwischen sich und die Schnecke zu bekommen. Er rannte durch eine enge Zickzackgasse, dann um eine weitere Ecke. Er hatte sich inzwischen bereits in diesem Straßenlabyrinth verirrt, daran zweifelte er gar nicht, aber wichtig war jetzt nur, um so viele Ecken wie nur möglich zu biegen, um der Verfolgerin dadurch die Möglichkeit zu nehmen, ihn mit einem weiteren Strahl zu treffen. Die saugenden Geräusche und der ekelerregende Gestank verrieten ihm, daß das Tier ihm immer noch dicht auf den Fersen war. Als er einmal kurz verschnaufte, drehte er sich um und sah, daß das Ungeheuer sich eben um die letzte Ecke schob, die er genommen hatte.
Weiter und weiter ging die wilde Jagd durch das Straßengewirr dieser uralten Stadt. Wenn er schon nicht schneller laufen konnte als die Schnecke, war es vielleicht möglich, sie zu ermüden. Ein Mensch, das wußte er, hatte eine größere Ausdauer als die meisten Tiere, wenn es galt, längere Strecken im Lauf zurückzulegen. Aber die Schnecke
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