Conan-Saga 01 - Conan
auszuführen – pssst! Wir befinden uns jetzt unter dem Palast. Wir haben unser Ziel fast erreicht ...« Er strich mit der heilen Hand über die rauhe Oberfläche der Felsmauer, die das Ende des Tunnels darstellte. Ein gewaltiger Stein schwang geräuschlos zur Seite. Schwaches Licht schimmerte ihnen entgegen.
Sie standen am Ende einer riesigen düsteren Halle, deren hohe Kuppeldecke sich in der Dunkelheit verlor. In der Mitte der Halle, die ansonsten, von einer Reihe mächtiger Säulen abgesehen, leer war, stand ein Podest und darauf ein schwerer Thron aus schwarzem Marmor. Auf ihm ruhte – Munthassem Khan.
Er war mittleren Alters, aber dürr und ausgemergelt. Papierweiße, ungesunde Haut klebte auf seinem fast totenschädelgleichen Gesicht, und dunkle Ringe umschatteten seine eingefallenen Augen. Er lag mehr, als er saß, und drückte einen Elfenbeinstab wie ein Zepter an seine Brust. Das Ende dieses Stabes war zu einer Dämonenklaue gearbeitet. Sie hielt einen rauchigen Kristall, der in langsamem Feuer wie ein lebendes Herz pulsierte. Von einer Messingschale neben dem Thron stieg betäubend duftender Rauch auf. Er kam von dem Traumlotos, dessen Dämpfe den Zauberer befähigten, sich die Schattendämonen Nergals untertan zu machen. Atalis zupfte Conan am Arm.
»Seht – er schläft noch! Das Herz wird Euch beschützen. Nehmt ihm die Elfenbeinhand weg, und er ist all seiner Macht ledig!«
Conan brummte ein wenig widerstrebend seine Zustimmung und schritt mit dem blanken Schwert in der Hand auf den Thron zu. Etwas an dieser Sache gefiel ihm nicht. Sie war zu einfach ...
»Ah, meine Herren. Ich habe euch erwartet.«
Munthassem Khan lächelte vom Podest auf sie herab, während sie wie gelähmt stehenblieben. Seine Stimme klang sanft, aber in seinen ungesunden Augen flammte rasende Wut. Er hob das Elfenbeinzepter und deutete damit ...
Das Licht flackerte gespenstisch. Und plötzlich schrie der hinkende Seher, daß es den beiden anderen durch Mark und Bein ging. Seine Muskeln verzerrten sich in einem Anfall unerträglicher Qual. Er stürzte auf die Marmorfliesen und wand sich vor Schmerzen.
»Crom!«
Prinz Than zupfte an seinem Degen, aber eine Gebärde der Zauberhand ließ ihn anhalten. Seine Augen wirkten leer und leblos. Kalter Schweiß perlte auf seiner erbleichenden Stirn. Er schrie schrill und sank auf die Knie, während er verzweifelt die Nägel in die Schläfen bohrte, als der grauenvolle Schmerz sein Gehirn marterte.
»Und Ihr, mein junger Barbar!«
Conan sprang. Er glitt dahin wie ein schlagender Panther. Die mächtigen Glieder verschwammen in der Geschwindigkeit schier. Er war auf der ersten Stufe, ehe Munthassem Khan auch nur eine Bewegung machen konnte. Sein Schwert zuckte empor, erzitterte und fiel aus seinen kraftlosen Fingern. Eine Welle arktischer Kälte lähmte seine Glieder. Sie kam aus dem bewölkten Edelstein in der Elfenbeinklaue. Er keuchte nach Luft.
Die funkelnden Augen Munthassem Khans brannten in die seinen. Das totenschädelgleiche Gesicht verzog sich zu einer gräßlichen Imitation von Lachen.
»Das Herz schützt wahrhaftig – doch nur den, der seine Macht hervorzurufen weiß!« triumphierte der Statthalter und kicherte, als der Cimmerier sich bemühte, wieder Kraft in seine eisigen Glieder zu bekommen. Conan biß die Zähne zusammen und kämpfte grimmig gegen die eisige Flut und faulige Schwärze an, die ihn von dem dämonischen Kristall her langsam überschwemmten. Die Kraft sickerte aus seinem Körper, wie Wein aus einem löchrigen Beutel. Er sank auf die Knie und sackte am Fuß des Podests zusammen. Er spürte, wie sein Bewußtsein zu einem winzigen, einsamen Lichtpunkt in einer abgrundtiefen Schwärze zusammenschrumpfte. Der letzte Funke seines Willens flackerte wie eine Kerzenflamme im Sturm. Mit der wilden, unerschütterlichen Zähigkeit seines Barbarentums leistete er, trotz der scheinbaren Aussichtslosigkeit, weiter Widerstand ...
7
HERZ UND HAND
Eine Frau schrie gellend. Bei dem unerwarteten Geräusch zuckte Munthassem Khan zusammen. Seine Aufmerksamkeit war von Conan abgelenkt – der Zwang brach – und in diesem flüchtigen Augenblick stürzte ein schlankes, nacktes Mädchen mit blitzenden dunklen Augen und einer Fülle schwarzen Lockenhaars von hinter einer der Säulen hervor und rannte an die Seite des hilflosen Cimmeriers.
Durch den dröhnenden Schleier der Halbbewußtlosigkeit starrte Conan sie an. Hildico?
Gedankenschnell kniete sie sich
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