Conan-Saga 01 - Conan
einem schrecklichen Grinsen des Schmerzes, und mit prickelnder Kopfhaut beobachtete Conan, wie Atalis stolperte, als sein Fuß sich gräßlich krümmte.
»Crom? Seid Ihr krank, Mann?«
Keuchend vor Schmerz ließ Atalis sich in seinen hochlehnigen Sessel fallen. »Nicht krank – verflucht. Von diesem Teufel, der mit seinem Zepter höllischer Magie über uns herrscht ...«
»Meint Ihr Munthassem Khan?«
Atalis nickte müde. »Daß ich kein Zauberer bin, hat mir das Leben gerettet – bisher. Denn der Statthalter ließ alle Magier in Yaralet erschlagen. Mich, der ich nur ein kleiner Philosoph bin, ließ er am Leben. Aber er vermutet, daß ich ein wenig der Schwarzen Künste verstehe, und hat mich deshalb mit diesem tödlichen Fluch bedacht. Er verzehrt meinen Körper, quält meine Nerven und wird nur zu bald zu Todeszuckungen führen!« Er deutete auf den unnatürlich verrenkten Arm, der reglos auf seinem Schoß lag.
Prinz Than sah Conan mit wilden Augen an. »Auch ich wurde von dieser Höllenbrut verwünscht, da meine Stellung der des Statthalters am nächsten ist und er glaubt, mich gelüste nach seinem Thron. Mich quält er auf andere Weise – mit einem Leiden des Gehirns – immer wieder überwältigen mich Anfälle, die meinen Augen die Sicht nehmen –, das wird mir schließlich den Verstand rauben und mich zur geistlosen, blinden, wimmernden Kreatur machen!«
»Crom!« fluchte Conan leise. Der Philosoph machte eine hilflose Geste.
»Ihr seid unsere einzige Hoffnung! Ihr allein könnt unsere Stadt von diesem erbarmungslosen Teufel retten, der uns quält und plagt.«
Conan starrte ihn verständnislos an. »Ich? Aber ich bin doch kein Zauberer, Mann! Was ein Krieger mit blankem Stahl auszurichten vermag, dessen bin ich imstande, doch was sollte ich gegen die Schwarzen Künste dieses Teufels erreichen?«
»Hört mir zu, Conan von Cimmerien! Ich werde Euch eine seltsame und schreckliche Geschichte erzählen ...«
5
DIE HAND NERGALS
In der Stadt Yaralet, so berichtete Atalis, verriegeln die Menschen bei Einbruch der Nacht ihre Türen und Fenster und verkriechen sich schaudernd in ihre Gemächer. Sie beten voll Furcht vor den mit Kerzen beleuchteten Abbildern ihrer Hausgötter, bis das reine, klare Licht des neuen Tages die dunklen Türme der Stadt von den feurigen Strahlen der Morgensonne abhebt.
Keine Bogenschützen bewachen das Tor. Keine Wächter schreiten durch die leeren Straßen. Keine Diebe stehlen sich durch die schmalen Gassen, noch winken bemalte Dirnen aus dunklen Hauseingängen. In Yaralet fürchten sich Gauner und ehrliche Menschen gleichermaßen vor den Schatten der Nacht. Diebe, Bettler, Meuchler und herausgeputzte Dirnen suchen Zuflucht in den stinkenden Lasterhöhlen oder den düsteren Schänken. Von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen ist Yaralet eine Stadt des Schweigens, und ihre dunklen Straßen und Gassen sind menschenleer.
Es war nicht immer so. Einst war dies eine wohlhabende Stadt, in der der Handel blühte, mit Läden und Geschäften aller Art, und mit Basaren, wo alles zu haben war, was das Herz begehrte. Die Menschen hier waren glücklich, denn die starke Hand eines weisen und gütigen Statthalters – Munthassem Khans – beschützte sie. Er erlegte ihnen keine zu hohen Steuern auf und herrschte gerecht und gnädig, und befaßte sich nebenbei auch mit seiner privaten Antiquitätensammlung und dem Studium dieser alten Raritäten, die seinen scharfen, forschenden Geist beschäftigten. Unter den Kaufleuten der Kamelkarawanen befanden sich immer seine Beauftragten, die nach ungewöhnlichen Kostbarkeiten Ausschau hielten, die sie dann für das private Museum ihres Herrn erstanden.
Doch mit einemmal wurde er ein anderer und ein schrecklicher Schatten senkte sich über Yaralet herab. Es war, als hätte ein böser Zauber den Statthalter befallen. So, wie er einst gütig gewesen war, wurde er jetzt grausam, wo er großzügig gewesen war, wurde er habgierig, wo er sich als gerecht und gnädig gezeigt hatte, erwies er sich jetzt als tyrannisch und unbeherrscht.
Und nun begannen seine Schergen mit den Verhaftungen – Edle, reiche Kaufleute, Priester, Magier, sie alle wurden in die Verliese unterhalb des Statthalters Palast geworfen und nie wieder gesehen.
Man munkelte, daß eine Karawane aus dem fernen Süden ihm etwas aus Stygien mitgebracht hatte, wo Dämonen hausen. Nur wenige hatten dieses Etwas gesehen, und von diesen wenigen erzählte einer schaudernd,
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