Conan-Saga 01 - Conan
an seine Seite. Eine weiße Hand griff hastig in seinen Lederbeutel und holte das Herz Tammuz' heraus. Geschmeidig sprang sie auf die Füße und schleuderte Munthassem Khan den Gegentalisman ins Gesicht.
Er traf ihn hörbar knirschend zwischen den Augen. Sein Blick verschleierte sich, er sackte kraftlos in die Kissen seines schwarzen Thrones. Die Hand Nergals entglitt seinen schlaffen Fingern und rollte über die Marmorstufen.
Im gleichen Augenblick, da der Talisman dem Statthalter aus der Hand fiel, brach der Bann, der Atalis und Prinz Than so grauenvolle Schmerzen gebracht hatte. Bleich, mitgenommen, erschüttert waren sie, aber frei und ohne Pein. Und des Cimmeriers gewaltige Kraft kehrte in seinen am Boden ausgestreckten Körper zurück. Fluchend sprang er auf die Füße. Eine Hand faßte Hildicos runde Schulter und drehte sie zur Seite aus dem Gefahrenbereich, während er mit der anderen sein Schwert von den Marmorfliesen aufhob. Er holte zum Hieb aus.
Aber er hielt vor Erstaunen blinzelnd inne. An jeder Seite des Statthalters lag ein Talisman. Und aus beiden erhoben sich gespenstische Erscheinungen.
Aus der Hand Nergals löste sich ein dunkel schimmerndes Gewebe, das fast greifbar Böses ausstrahlte – ein Glühen der Finsternis, wie der Glanz polierten Ebenholzes. Der faulige Gestank der Hölle war sein unheiliger Atem, und seine Berührung brachte die unerträgliche Kälte des Sternenraums. Vor seiner Annäherung schwand der orangefarbene Schein der flackernden Fackeln. Diese Netzgewebe ähnliche Struktur breitete sich aus, wuchs und schickte schlängelnde Tentakel strahlender Schwärze aus.
Aber ein goldener Strahlenkranz bildete sich um das Herz Tammuz'. Auch er breitete sich aus und bildete eine Wolke blendenden bernsteinfarbigen Feuers. Die Wärme Tausender Geysire entsprang ihm und fraß die arktische Kälte, während Strahlen tiefen goldenen Lichtes das tintige Gespinst Nergals zerrissen.
Die beiden kosmischen Kräfte waren aufeinandergestoßen und rangen miteinander. Zögernden Schrittes zog Conan sich aus dieser Schlacht der Götter zurück und schloß sich seinen beiden Begleitern an. Voll Ehrfurcht sahen sie diesem überirdischen Kampf zu. Zitternd schmiegte sich die nackte Hildico an ihn, und er legte den Arm um sie.
»Wie bist du hierhergelangt, Mädchen?« fragte er.
Sie lächelte schwach mit verängstigten Augen. »Ich kam aus meiner Ohnmacht zu mir und betrat das Gemach des Herrn. Es war leer. Aber in seiner sehenden Kugel erblickte ich eure Abbilder, wie sie in die Halle des Statthalters schlichen, und beobachtete, wie er erwachte und euch übel mitspielte – und als ich sah, daß er euch rettungslos in seiner Gewalt hatte, beschloß ich alles auf das Herz zu setzen ...«
»Nur gut, daß du es getan hast«, lobte der Cimmerier grimmig. Atalis griff nach seinem Arm.
»Seht!«
Der goldene Dunst Tammuz' war nun eine gigantische, blitzende Gestalt unerträglich blendenden Lichtes, in etwa menschenähnlich, aber so titanisch wie die von äonenvergessenen Künstlerhänden aus den Felsen Shems gehauenen Kolosse.
Auch die dunkle Form Nergals war zu ungeheurer Größe angeschwollen. Sie war jetzt ein riesiges ebenholzfarbiges Etwas, so mißgestaltet, daß es eher einem gigantischen Affen als einem Menschen glich. In dem nebelartigen Klumpen, der seinen Schädel darstellte, brannten smaragdgrüne Feuer.
Die beiden Kräfte warfen sich mit einem donnernden, schmetternden Krachen wie zusammenstoßende Welten gegeneinander. Die Mauern erbebten unter der Gewalt der titanischen kosmischen Kräfte. Die Luft war von beißendem Geruch erfüllt. Fußlange Funken knisterten und prasselten durch die aufgewühlte Atmosphäre, als goldener Gott und schattenhafter schwarzer Dämon zusammenprallten.
Strahlen unerträglich grellen Lichtes stießen durch die wirbelnde Schattenform. Blitze von ungeheurer Gewalt zerrissen sie in winzige Fetzen davontreibender Schwärze. Einen kurzen Augenblick umhüllte und verdüsterte die finstere Form die strahlende goldene Gestalt – doch nur einen flüchtigen Herzschlag lang. Dann erschallte ein erderschütternder Donner, und die Schwärze löste sich unter der Umarmung der unerträglichen Helligkeit auf – und war verschwunden. Einen Moment noch schwebte die Lichtgestalt über dem Podest und ihre Flammen verschlangen es wie einen Scheiterhaufen – dann war auch sie nicht mehr zu sehen.
Stille herrschte nun in Munthassem Khans Audienzsaal. Mit dem flammenverzehrten
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