Conan-Saga 01 - Conan
Thronpodest waren auch die beiden Talismane verschwunden – ob zu Atomen zerstört durch die kämpfenden kosmischen Kräfte, oder irgendwo anders hingeschafft, um das Erwachen der Geschöpfe abzuwarten, die sie enthielten und deren Symbol sie waren, vermochte niemand zu sagen.
Und die Leiche auf dem Podest? Nichts war von ihr geblieben als eine Handvoll Asche.
»Das Herz ist immer stärker als die Hand«, flüsterte Atalis in die atemlose Stille.
Conan zügelte die mächtige Rappstute mit kräftiger Hand. Sie zitterte in ihrem Eifer, davonzugaloppieren, und ihre Hufe klapperten ungeduldig auf den Kopfsteinen. Der Cimmerier grinste, sein barbarisches Blut verstand die Ungeduld des edlen Tieres. Ein weiter Umhang aus roter Seide wallte von seinen breiten Schultern, und wo er offen war, glitzerte sein neues Kettenhemd silbern in der Morgensonne.
»Ihr seid also entschlossen, uns zu verlassen, Conan?« fragte Prinz Than im prächtigen Gewand des neuen Statthalters von Yaralet.
»Ja. Eure Garde ist mir zu langweilig. Ich dürste danach, an dem neuen Krieg teilzunehmen, den König Yildiz gegen die Bergstämme anstrebt. Eine Woche des Nichtstuns und ein Bauchvoll Frieden genügten mir. Lebt wohl, Than und Atalis!«
Er zog scharf an den Zügeln, ließ die Rappstute wenden und kanterte durch den Innenhof des Sehers. Atalis und der Prinz schauten ihm wohlwollend nach.
»Ungewöhnlich, daß ein Söldner sich mit einer geringeren Belohnung begnügte, als er hätte haben können«, bemerkte der neue Statthalter. »Ich bot Conan eine Truhe voll Gold an – er hätte sich den Rest seiner Tage damit ein behagliches Leben machen können. Aber er nahm nur einen Beutel voll, wählte sich Waffen und Kleidung aus und begnügte sich mit dem Pferd, das er auf dem Schlachtfeld gefunden hatte. Zuviel Gold, sagte er, würde ihn unterwegs nur behindern.«
Atalis zuckte die Achseln, dann deutete er lächelnd auf die gegenüberliegende Seite des Hofes. Ein schlankes brythunisches Mädchen mit langen schwarzen Locken trat aus einer Tür. Sie kam auf Conan zu, der sein Pferd anhielt und sich herabbeugte, um zu dem Mädchen zu sprechen. Sie wechselten ein paar Worte, dann langte der Barbar hinunter, schlang einen Arm um ihre schmale Taille und hob sie empor, auf den Sattel vor sich. Sie setzte sich seitwärts, legte beide Arme um seinen Hals und schmiegte den Kopf an seine Brust.
Conan drehte sich zu den beiden Männern um, hob grüßend einen Arm und grinste ihnen zu, ehe er mit dem hübschen Mädchen davonritt.
Atalis lachte. »Es gibt eben Männer, die auch für anderes als Gold kämpfen.«
Die Stadt der Schädel
Die
Stadt der
Schädel
D IE S TADT DER S CHÄDEL
Lin Carter und L. Sprague de Camp
Conan bleibt etwa zwei Jahre bei der turanischen Armee, wo er zu einem hervorragenden Reiter und Bogenschützen wird. Sein Dienst führt ihn durch die weiten Wüsten, in die Berge und die Dschungel Hyrkaniens, bis zu den Grenzen von Khitai. Einer dieser Ritte bringt ihn auch in das legendäre Königreich Meru – ein verhältnismäßig wenig bekanntes Land zwischen Vendhya im Süden, Hyrkanien im Norden und Westen, und Khitai im Osten.
1
ROTER SCHNEE
Wie Wölfe heulend brauste eine Horde gedrungener brauner Krieger von den unteren Hängen des Talakmagebirges auf den turanischen Trupp herab, und zwar an einer Stelle, wo die Berge in die weiten öden Steppen von Hyrkanien auslaufen. Der Angriff fand bei Sonnenuntergang statt. Der westliche Horizont war mit flatternden roten Bannern übersät, während die unsichtbare Sonne den Schnee der höheren Berggipfel im Süden mit Rot überzog.
Fünfzehn Tage lang war die turanische Eskorte über die Ebene geritten, hatte den eisigen Zaporoska an einer Furt überquert, und war immer tiefer in die endlosen Weiten des Ostens vorgedrungen. Und dann kam, ohne jegliche Vorwarnung, der Angriff.
Conan fing Hormaz' Leiche auf, als der Leutnant mit einem gefiederten Pfeil in der Kehle vom Pferd sank. Er ließ den Toten sanft auf den Boden gleiten, dann riß er mit einem Fluch seinen Tulwar aus der Scheide und stellte sich, die breite Klinge in der Hand, mit seinen Kameraden der herbeistürmenden Horde. Seit mehr als einem Monat war er als Angehöriger der Eskorte durch die staubigen hyrkanischen Ebenen geritten. Die Eintönigkeit hatte ihn schon längst gelangweilt, und jetzt dürstete seine Barbarenseele nach Kampf.
Sein Tulwar parierte den vergoldeten
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