Conan-Saga 03 - Conan der Söldner
»Und ich danke Arkhaurus, dem Ratgeber der Königin, daß er sich so viel Zeit nimmt, mir von Khauran zu erzählen. Und dann kam also der Sohn des nemedischen Herzogs.« Nur daß Tor überhaupt kein Herzogtum ist, dachte er.
»Der junge Herzog von Tor, ja. Ich habe die Jahre von der Königin abfallen sehen wie verwelkte Blätter von einem starken Baum, der im Frühjahr wieder neu blühen wird. Ich habe gesehen, wie in ihre trostlosen Augen Leben zurückkehrte, Conan. Jetzt ist sie wieder fröhlich und fast mädchenhaft. Es hätte ihr – und Khauran – nichts Besseres widerfahren können, als Lord Sergianus' Erscheinen. Genau wie Eures für ihre edle Kusine, der Ihr ihr das Leben gerettet habt. Meine Königin und Herzogssohn Sergianus sind bis über beide Ohren ineinander verliebt, obgleich es noch nicht weiter gegangen ist.«
»Jedenfalls bis jetzt noch nicht.«
Die Worte kamen von Shubal, der sich ihnen angeschlossen hatte, ohne bisher von Arkhaurus bemerkt worden zu sein. Conan hatte ihn zwar kommen sehen, jedoch den Ratgeber der Königin nicht unterbrechen wollen. Jetzt wandte Arkhaurus die scharfen Augen Shubal zu.
Hastig sagte Conan: »Die Aussicht, daß ein landloser Nemedier Prinzgemahl werden könnte, stört Euch demnach nicht.« Es war mehr eine Feststellung denn Frage.
»Richtig. Es würde mich nicht stören.«
»Jedenfalls besser«, warf Shubal ein, »ein landloser Abenteurer, als einer, der Verwandter des Königs eines Landes ist, das Khauran seit langem schon einverleibt sehen möchte.«
»Shubal meint damit natürlich Koth«, sagte Arkhaurus. »Aber gewiß können wir den Herzogssohn Sergianus nicht Abenteurer nennen.«
»O nein, nein.« Shubal schüttelte den Kopf. »Ich meinte nur, selbst wenn er es wäre, würde man es bestimmt lieber sehen, als wenn er ein Kothier wäre. Für das reiche Ackerland Khaurans würde Koth ohne Zaudern seine westlichen Provinzen aufgeben.«
»Hm.« Arkhaurus hatte nicht die Absicht, sich hier auf irgendwelche längeren Diskussionen einzulassen. »Conan, Ihr habt meine ursprüngliche Frage nicht beantwortet. Ich wollte wissen, weshalb Ihr Lord Sergianus so angestarrt habt. Hattet Ihr ihn schon früher einmal gesehen?«
»Nein, ich – was ich sah, war ...« Ein Plan blitzte plötzlich wie ein funkelnder Edelstein in Conans Kopf auf – oder als wäre er mit einem unfühlbaren Pfeil in seinen Kopf geschossen worden. »Arkhaurus – könnt Ihr Turanisch lesen?«
Der Staatsmann blinzelte verwirrt, nickte jedoch. »Ja«, antwortete er und fuhr auf Turanisch fort: »Ja, ich kann es sprechen, lesen und schreiben, Conan. Weshalb fragt Ihr?«
»Weil es die einzige Sprache ist, die ich schreiben kann – wenn auch nicht sonderlich gut. Shubal – kannst du schreiben?«
Shubal blickte verlegen drein. »Ich – nun, so einigermaßen, auf Shemitisch.«
»Das ich nicht lesen kann«, sagte Arkhaurus.
»Ich auch nicht«, brummte Conan.
»Eigentlich«, sagte Shubal, »schreibe ich Shemitisch recht gut, und Kothisch bloß einigermaßen.«
Conan wußte, daß Khauranisch lediglich eine leichte Abwandlung des Kothischen war und es bei der Schrift nur sehr geringe Unterschiede gab.
»Dann möchte ich einen Versuch machen. Shubal – ich will jetzt den Namen des Mannes nicht sagen, ich meine den, über den wir gestern gesprochen haben. Ich möchte, daß du seine Beschreibung niederlegst. Du weißt schon, der mit dem Medaillon.«
»Sergianus?«
»Nein, der andere – und ohne den Namen zu erwähnen, Shubal!«
»Oh, der ist bestimmt inzwischen längst tot. Es sind mehr als vier Jahre her, fünf fast.«
»Na tu schon, worum ich dich gebeten habe.«
Shubal erklärte sich einverstanden. Sie betraten das weißgetünchte Gebäude. Der alte Schreiber in dem Raum gleich neben dem Eingang rückte nur widerwillig mit zwei Streifen frischen Pergaments heraus, für zwei Raufbolde von Söldnern noch dazu. Aber da sie die Leibwächter der Edlen Khashtris waren und die Bitte noch dazu vom Berater der Königin kam, konnte er den Wunsch nicht verweigern. Sogleich fingen Conan und Shubal an, mit dem Rücken zueinander, jeder eine Beschreibung anzufertigen. Arkhaurus, der sich nicht zusammenreimen konnte, worum es eigentlich ging, wartete mit sichtlicher Ungeduld und sah aus, als würde er jeden Augenblick seinem Unwillen Luft machen.
Immer wieder hielten die beiden inne, um in ihrer Erinnerung zu graben oder die richtigen Worte zu finden. Shemit und Cimmerier tauchten immer wieder ihren
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