Conan-Saga 03 - Conan der Söldner
Federkiel ins Tintenfaß und kritzelten schwerfällig. Jeder fluchte mehr als einmal in einer anderen Sprache als der, in der er schrieb.
Conan war als erster fertig, aber Shubal brauchte nicht viel länger. Arkhaurus blickte Conan fragend an, woraufhin der Shubal ersuchte, vorzulesen, was er geschrieben hatte.
»Ja«, sagte der Shemit erleichtert. »Es ist besser, ich lese es selbst, nicht Arkhaurus – bei meiner Rechtschreibung! ›Er ist sehr alt‹«, las er stockend wie ein Schuljunge, obgleich er selbst und eben erst die Worte geschrieben hatte. »›Der größte Teil seines Kopfes ist kahl. Das bißchen übriggebliebene Haar ist weißgelb und hängt in dünnen Strähnen über die Ohren herunter. Sein Schädel hat Flecken von orangefarbigem Braun, seine Hände auch, und er blinzelt ständig, ich glaube, weil er nicht mehr gut sieht. Sein linkes Augenlid hängt herunter, sein Mund ebenfalls, und er hat tiefe Falten darum herum. Die Zähne sind gelb, rechts fehlen zwei ...‹«
»Oben oder unten?« wollte Conan wissen.
»Unten. ›Sein Schnurrbart ist weiß und links etwas voller‹ – nein, rechts – ›als links. Er ist schrecklich dürr. Seine Haare sind gelb vom Alter, und auf den Händen hat er gar keine, aber da‹ – ich meine auf dem Handrücken – ›stehen die Adern ganz hoch heraus. Sie zittern.‹«
Der Shemit blickte auf. »Das ist alles«, sagte er schulterzuckend.
Conan war sichtlich blaß geworden. »Und das ist die Beschreibung von ...«
»Sabaninus, dem Baron von Korveka in Koth.«
»Jetzt sagt endlich, Conan, was ist der Zweck dieser – Schuljungen-Übung?«
»Arkhaurus. Hier ist Zauberei im Spiel. Ein Mann versicherte uns gestern, daß Tor eine Baronie in Nemedien sei, kein Herzogtum. Will Sergianus sich nur zu mehr machen, als er ist, oder weiß er es nicht besser? Und Shubal erkannte sein Medaillon, ich meine Sergianus'. Er sah es, oder ein genau gleiches vor fünf Jahren an der Brust des Barons von Korveka, das in Koth liegt.«
Arkhaurus seufzte und hob beide Hände mit den Handflächen nach oben. »Na und wenn schon? Was soll daran so wichtig sein?«
»Folgendes«, sagte Conan. »Sergianus sprach gerade, als die Königin sich daran machte, den Zauberspiegel für mich zu zerbrechen. Als er zerschmetterte, kehrte meine Seele wieder. In diesem Augenblick blickte ich auf Sergianus. Und – er veränderte sich! Wo er stand, sah ich einen anderen Mann in derselben Kleidung und mit dem gleichen Medaillon. Ich war noch nie zuvor so weit im Südwesten wie Khauran, und ich habe auch Korvekas Herrscher noch nie gesehen. Aber das ist, was ich gestern sah, als ich neben Eurer Königin stand, königlicher Berater.«
Und Conan las laut von seinem Pergament:
»›Ein großer hagerer, sehr alter Mann mit kahlem Oberkopf, der dicht mit Altersflecken übersät ist. Gelbweißes Haar hängt wie ein zerrupfter Vorhang über seine Ohren. Auch sein Schnurrbart ist weiß und vergilbt vom Alter, und hat links eine Lücke. Sein linkes Augenlid, sein Schnurrbart und die Mundwinkel hängen schlaff nach unten. Tiefe Furchen durchziehen sein Gesicht, vor allem um den Mund, dem unten rechts zwei Zähne fehlen. Seine Hände zittern, und die großen hervorquellenden Adern auf den Handrücken sehen aus wie Würmer unter der unbehaarten, glänzenden Haut. Auch sie ist mit den gleichen orangebraunen Flecken übersät wie der kahle Teil seines Schädels. Außerdem hat er eine kleine braune Warze in der Wangenfalte neben dem linken Nasenflügel.‹«
»Die hat Baron Sabaninus auch!« Shubal schrie es fast. »Das – das, was du geschrieben hast, ist genau, wie er aussieht!« Beunruhigt kratzte er sich an der Brust. »Aber wie ...«
»Zauberei!« brummte Conan.
»Unmöglich«, sagte der Berater der Königin. »Zufall. Die Beschreibung paßt auf viele Männer in hohem Alter. Was hätte eine solche Situation schon zu bedeuten? Was spielt es für eine Rolle?«
»Für Khauran könnte es eine große Rolle spielen«, gab Conan zu bedenken. »Angenommen, einem kothischen Edelmann wurde irgendwie der Anschein von Jugend verliehen, und er wurde hierhergeschickt – vermutlich von dem König, von dem Ihr glaubt, daß er es auf Khauran abgesehen hat –, um die Liebe Eurer einsamen Königin zu erringen und sie zu ehelichen.«
»Damit Khauran zu Koth kommt!« platzte Shubal heraus.
»Zauberei!« wiederholte Conan. »Und ich, der bis gestern selbst ein Opfer von Zauberei war, konnte im Augenblick der Befreiung von
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