Conan-Saga 04 - Conan und das Schwert von Skelos
gerechnet – Ihr gemordet oder vernichtet habt. Jetzt müßt Ihr dafür zahlen. Nicht länger seid Ihr Statthalter, Akter, auch kein Khan mehr und kein Herrscher. Ihr selbst öffnet jenen die Tür, die für Euer Volk stehen, auf das Ihr hinabgeschaut und das Ihr mit Füßen getreten habt.«
Lange starrte Akter Conan an. Kein Haß funkelte in den dunklen Augen, auch keine Wut, sie schienen nur hoffnungslos zu flehen. Langsam wandte das gekrönte Haupt sich der Tür zu, die ihn von jenen trennte, die ihn gestürzt hatten. Weitere endlose Herzschläge vergingen, während er auf die Tür schaute und über seine Niederlage nachdachte. Empfand er Reue? Conan bezweifelte es.
Akter stützte sich schwer mit beiden Händen auf die Armlehnen und erhob sich. Langsam stieg er die Stufen der Plattform zum Fliesenboden hinunter. Nach alter Gewohnheit hielt er mit der Linken die Weite des wallenden Mantels ein wenig zusammen und schritt – es sah wie ein Gleiten aus – die fünfzig Fuß zur Tür. Nach nur flüchtigem Zögern hob er den kleinen Hebel, der seinerseits das Heben des mächtigen Balkens bewirkte. Dann drehte er sich um, warf einen Blick auf Conan, Isparana und das Schwert, das ganz in der Nähe am Boden lag, und ging zu seinem Thron zurück. Conan beobachtete ihn, wie er müden Schrittes wie ein Greis die Stufen hochstieg und sich umdrehte. Dann ließ er sich auf den Thron fallen. Nach einer Weile rückte er die Füße zusammen, legte die Hände auf die Armlehnen und setzte sich hoch auf.
Conan war vom Mut und der Würde des Mannes beeindruckt. Sicher, sagte er sich, ich hätte das Schwert aufgehoben und mich meinen Gegnern im Kampf gestellt. Aber ich bin weder Statthalter noch König, ich habe kein edles Blut in meinen Adern – im Gegensatz zu Akter. Erfreut war der Cimmerier nicht darüber, daß dieser Mann ihn plötzlich beeindruckte, aber dieses unerwartete Gefühl erwuchs aus seinem Wesen.
Akter Khan erteilte seinen letzten Befehl. »Tretet ein!« rief er.
Beide Flügel wurden von bewaffneten Männern in Kettenrüstung weit aufgerissen. Sie drängten sich jedoch nicht in den Thronsaal, sondern blieben an der Tür stehen, Balad in ihrer Mitte. Er trug keine Kopfbedeckung, aber die feuchten Strähnen, die an seinem Kopf klebten, verrieten, daß er den Helm, den er im Kampf trug, gerade erst abgenommen hatte.
Eine schlanke Gestalt in zerfetztem Seidengewand wurde in den Saal gestoßen und landete mit einem weichen Plumpsen. Der Hals war verdreht, und die glasigen Augen Chias, der Tigerin, schienen ihren Herrn und Liebsten anzustarren.
Balad hob eine Hand. Er hielt einen Bogen, den Pfeil bereits an der Sehne. Dann hob er die andere Hand, zielte kurz – und schon schwirrte der Pfeil zu dem Mann auf dem Thron. Akter ächzte, als er gegen die Rückenlehne geworfen wurde. Sich mit den Fingern um die Armlehnen krallend, erhob er sich. Balad schickte einen zweiten Pfeil ab. Einige seiner Anhänger hinter ihm murmelten, und die Gesichter einiger verrieten Abscheu. Der zweite Pfeil hatte sich mit einem dumpfen Aufprall in Akter gebohrt. Zwei schmale, grauweiß gefiederte Schäfte ragten aus seinem Bauch.
»Balad!« brüllte Conan. »Er öffnete Euch die Tür und erwartete Euch mit der Würde eines Königs! Er ist nicht einmal bewaffnet! Das ist kein Kampf – das ist gemeines Abschlachten! «
Seine Augen blitzten, und Isparana sah sein erbittertes Gesicht, das nichts Gutes versprach. »Ihr Männer!« brüllte er. »Wollt Ihr, daß ein mordender Khan den anderen ablöst? Wollt Ihr einem den Treueeid leisten, der sich den Thron aneignet, indem er seinen Vorgänger feig aus der Ferne ermordet, ihn nicht seiner Schandtaten wegen vor Gericht stellt oder ihn in ehrlichem Kampf besiegt? Wollt ihr das?«
Die Männer murmelten. Balad warf dem Cimmerier, der ganz allein stand, einen bösen Blick zu.
Erschrocken flüsterte Isparana warnend: »Co-nan!«
Balad und Conan funkelten einander an, während Akter vom Thron rutschte, die Stufen des Podests hinunterpolterte und leblos auf den Fliesen liegenblieb.
»Conan! Jetzt bin ich Khan! Khan von Zamboula!« Balad warf die. Hände hoch, in einer Hand den mörderischen Bogen. »Euch stehe eine Belohnung zu, Mann!«
»Akter«, sagte der Cimmerier, »herrschte wie ein Tier, aber er war von königlichem Blut, und das bewies er soeben. Er saß wie ein Monarch und erwartete seine Absetzung – und wurde getötet wie ein Verbrecher, von einem Mann, der eine Waffe benutzte wie ein
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