Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien
erhöhter Schilde entlang der Schiffsseiten geschützt, aber die auf dem Deck herumtanzende Entermannschaft war in voller Sicht. Die Piraten trugen eine Art Kriegsbemalung und einen Federschmuck auf dem Kopf. Erwartungsvoll schwangen sie Speere und gefleckte Schilde.
Auf einer erhöhten Plattform am Bug stand eine Gestalt, deren weiße Haut einen aufregenden Gegensatz zu dem glänzenden Schwarz um sie herum bildete. Das war zweifellos Bêlit. Conan zog den Pfeilschaft bis ans Ohr – doch dann hielt etwas seine Hand zurück, und statt auf Bêlit zu schießen, zielte er auf einen hochgewachsenen Speerträger mit Federbusch neben ihr.
Immer schneller holte die Piratengaleere das kleinere Schiff ein. Es hagelte Pfeile auf die Argus, und die Luft hallte von den Schreien der Getroffenen wider. Alle drei Steuermänner lagen gespickt wie Igel auf dem Deck. Tito bediente das Ruder nun allein, während er die schwärzesten Flüche ausstieß und die Muskeln wie Stränge aus den weitgespreizten Beinen traten. Aber schließlich ging auch er mit einem Pfeil im tapferen Herzen zu Boden. Die Argus kam vom Kurs ab und rollte hilflos in der Brandung. Die Ruderer schrien in ihrer Verwirrung. Sofort übernahm Conan auf seine typische Weise das Kommando.
»Auf, Jungs!« brüllte er, und schickte einen weiteren Pfeil ab. »Nehmt eure Klingen und zeigt den Hunden, was in euch steckt, ehe sie uns die Kehlen durchschneiden. Sinnlos, euch weiter in die Riemen zu legen, sie entern, ehe wir noch fünfzig Fuß weiterkommen!«
Mit dem Mut der Verzweiflung griffen die Ruderer nach ihren Waffen. Es war eine tapfere Geste, aber sie nutzte nichts. Es blieb ihnen gerade noch Zeit für eine Pfeilsalve, da hatten die Piraten sie bereits erreicht. Ohne Steuermann am Ruder drehte die Argus breitseits, und der mit Stahl gepanzerte Bug des Piraten krachte mittschiffs in sie. Enterhaken bohrten sich in ihre Seite. Von der hohen Reling schickten die schwarzen Seeräuber eine Salve Pfeile herunter, die durch die gesteppten Wämser der Getroffenen drangen, und dann sprangen sie mit Speeren in den Händen selbst herab, um ihr mörderisches Werk zu vollenden. Auf dem Deck des Piraten lagen etwa ein halbes Dutzend Leichen, ein Beweis für Conans Schießkünste.
Der Kampf auf der Argus war kurz und blutig. Die untersetzten Seeleute waren keine Gegner für die hochgewachsenen Barbaren, und wurden bis auf den letzten Mann niedergemacht. Nur an einer Stelle des Schiffes hatte das Handgemenge eine unerwartete Wendung genommen. Conan, der auf dem Dach des Heckkastells stand, befand sich in gleicher Höhe mit dem Deck des Piraten. Als der Bug mit dem Stahlmantel sich in die Argus bohrte, wappnete er sich breitbeinig gegen den Aufprall und warf seinen Bogen von sich. Einen hochgewachsenen Seeräuber, der sich über die Reling schwang, traf Conans Schwert noch im Sprung und durchtrennte ihn in der Mitte. Dann schnellte der Cimmerier sich an Deck der Tigerin und hieb mit einer so ungeheuren Wut um sich, daß ein ganzer Haufen der Piraten tot auf den Planken lagen, bevor sie überhaupt wußten, was los war.
Bald war er der Mittelpunkt eines Orkans stechender Speere und wild geschwungener Keulen. Aber er bewegte sich mit solch geschmeidiger Behendigkeit, daß die Speere an seiner Rüstung abglitten oder sie nur verbeulten oder wirkungslos durch die Luft zischten, während sein Schwert ein Todeslied sang. Die Kampfeslust seiner Rasse hatte ihn gepackt, und mit einem roten Schleier unvorstellbaren Grimms vor seinen funkelnden Augen spaltete er Schädel, zerschmetterte Rippen, durchtrennte Gliedmaßen, durchbohrte Herzen, bis die Toten sich rings um ihn häuften.
Er kämpfte sich zum Mast vor, gegen den er sich, unverwundbar in seiner Rüstung, lehnte, und machte Mann um Mann ein Ende, bis seine Gegner schließlich, keuchend vor Wut und Furcht vor ihm, zurückwichen. Dann, als sie ihre Speere hoben, um sie auf ihn zu schleudern, spannte er sich zum Sprung, um so viele Piraten wie möglich mit in den Tod zu reißen. Aber da gebot ein schriller Ruf den erhobenen Armen Einhalt. Wie Statuen standen die schwarzen Giganten mit den wurfbereiten Speeren, und der Cimmerier mit der bluttriefenden Klinge.
Bêlit sprang vor die Schwarzen und riß ihre Speere herab. Mit wogendem Busen und blitzenden Augen drehte sie sich zu Conan um. Etwas griff nach seinem Herzen und Staunen erfüllte ihn. Die Frau vor ihm war schlank und gewachsen wie eine Göttin: gleichzeitig grazil und
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