Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien
sah, wie er Tote erweckte, wie Gebeine klappernd wandelten und die Zähne in Totenschädeln knirschten.«
»Ihr braucht ja nicht zu lügen«, beruhigte ihn Tuthmes. »Es genügt, wenn Ihr Euren eigenen Verdacht durchblicken laßt. Und selbst wenn tatsächlich ein Dämon Amboola tötete, muß doch ein Sterblicher ihn aus der Finsternis beschworen haben. Vielleicht steckt Tananda wirklich dahinter. Also, beeilt Euch!«
Als Afari, tief in seine Gedanken über die neuen Anweisungen des Edlen versunken, gegangen war, blieb Tuthmes einen Augenblick lang in seinem Gemach stehen, das mit Wandteppichen von barbarischer Pracht behangen war. Blauer Rauch sickerte aus einem gewölbten Behälter in einer Zimmerecke.
»Muru!« rief Tuthmes.
Nackte Füße schlurften über den Boden. Ein Vorhang wurde zurückgezogen und ein fast unwahrscheinlich großer, dünner Mann kam mit geducktem Kopf durch die Türöffnung.
»Hier bin ich, Meister«, sagte er.
Der Mann, der selbst über den hochgewachsenen Tuthmes hinausragte, trug ein langes Stück scharlachroten Stoffes, das er sich wie eine Toga über eine Schulter geschlungen hatte. Obgleich seine Haut schwarz wie Kohle glänzte, waren seine Züge doch feingeschnitten wie die der herrschenden Kaste von Meroê. Sein wolliges Haar war zu einem phantastischen Kamm geschnitten.
»Ist er in seinen Käfig zurück?« fragte Tuthmes.
»Ja.«
»In sicherem Gewahrsam?«
»Ja, mein Lord.«
Tuthmes runzelte die Stirn. »Wie könnt Ihr sicher sein, daß er Euren Befehlen immer gehorchen und nach ihrer Ausführung zu Euch zurückkehren wird? Wäre es denn nicht möglich, daß er Euch eines Tages, wenn Ihr ihn für einen Auftrag freigebt, tötet und in welch unheilige Dimension auch immer, die er sein Zuhause nennt, flieht?«
Muru spreizte die Hände. »Die Zauber, die mir Macht über den Dämon verleihen, so wie ich sie von meinem Meister lernte, als er aus Stygien verbannt wurde, haben nie versagt.«
Tuthmes musterte den Zauberer mit einem durchdringenden Blick. »Mir scheint, ihr Magier verbringt den größten Teil eures Lebens in Verbannung. Wie soll ich wissen, daß nicht eines Tages einer meiner Feinde Euch besticht, das Ungeheuer auf mich zu hetzen?«
»O Lord Thuthmes, wie könnt Ihr so etwas von mir denken! Wohin sollte ich ohne Euren Schutz gehen? Die Kushiten verachten mich, weil ich nicht von ihrer Rasse bin, und aus Gründen, die Ihr kennt, Lord, kann ich nicht nach Kordafa zurückkehren.«
»Hm. Nun, sorgt gut für Euren Dämon, denn wir werden ihn bald wieder brauchen. Dieser schwatzhafte Narr, Afari macht sich gern wichtig. Er wird das Gerücht von Ambooles Ermordung mit vielen Ausschmückungen verbreiten, die auf die Rolle der Königin in dieser Sache hindeuten. Die Kluft zwischen Tananda und ihren Lords wird sich vertiefen, und ich werde Nutzen daraus ziehen.«
In einem seltenen Anflug guter Laune goß Tuthmes Wein in zwei Silberkelche und reichte einen dem hageren Zauberer, der ihn mit einer stummen Verneigung entgegennahm. Tuthmes fuhr fort:
»Natürlich wird er nicht erwähnen, daß das Ganze mit seinen falschen Anschuldigungen gegen Amboola und Aahmes erst begann – und das ohne Auftrag von mir, wohlbemerkt. Er ahnt nicht, daß ich – dank Eurer magischen Fähigkeiten, Freund Muru – über all dies Bescheid weiß. Er gibt vor, meiner Sache und meiner Partei treu ergeben zu sein, aber er würde uns sofort verkaufen, wenn er glaubte, dadurch etwas für sich herausschlagen zu können. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als Tananda zu heiraten und als Prinzregent über Kush zu herrschen. Wenn ich König bin, brauche ich ein vertrauenswürdigeres Werkzeug als diesen unfähigen Minister.«
Tuthmes nippte an seinem Wein und sagte nachdenklich: »Seit der König, ihr Bruder, in der Schlacht gegen die Stygier fiel, klammert Tananda sich an den Elfenbeinthron und spielt eine Partei gegen die andere aus. Aber es mangelt ihr an den nötigen Qualitäten, ein Land am Zügel zu halten, dessen Tradition die Herrschaft einer Frau nicht anerkennt. Sie ist eine unüberlegte Schlange, die sich nur dadurch eine Weile an der Macht halten kann, indem sie immer den Edlen töten läßt, den sie gerade am meisten fürchtet, ohne zu bedenken, daß sie dadurch den Rest gegen sich aufbringt.
Behaltet Afari gut im Auge, Muru, und paßt auf Euren Dämon auf! Wie gesagt, wir werden ihn bald wieder brauchen.«
Als der Kordafaner gegangen war, nachdem er sich wieder tief hatte ducken
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