Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
die Schiffahrt verband sie mit dem Fluß. Der Handel blühte. Das Kommen und Gehen von Fremden hielt sich in bemessenen Grenzen, war jedoch nicht geradezu verboten wie in Khemi. Außer Besuchern aus jedem Teil des weiten Landes kamen auch Shemiten, Kushiten, Keshani und noch exotischere Menschen nach Luxur. Hin und wieder brachten Schiffe Waren aus dem fernen Argos oder Zingara. Um einen Profit, der der Mannschaft selbst die trostlosen Gasthäuser erträglich machte, ruderten sie den weiten Weg flußaufwärts.
Das Flügelboot glitt den Kanal des Nachts hoch, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Als wollte er die vier Abenteurer beschützen, wehte ein starker Wind den Wüstensand herbei, der zwar in Augen und Nase unangenehm war, aber dafür den Mond verbarg. Gegen Morgen erstarb er allmählich. Inzwischen waren sie der Hauptstadt schon sehr nahe, in einer Gegend, an die sich Falco von einem Ausflug erinnerte, der den Gesandtschaftsangehörigen erlaubt worden war. Das Land fiel hier sanft zum Kanal ab, und es hatte sich eine Marsch mit dichtem Riedbewuchs gebildet, in dem viele Vögel nisteten. Sie legten das Boot im Ried an, wo es sowohl von der Landseite als auch vom Kanal gut verborgen war.
»Sehen wir zu, daß wir weiterkommen«, sagte Conan ungeduldig. »Und vergiß nicht, Junge, wenn du in drei Tagen immer noch nichts von uns gehört hast, dann versuch nicht den Helden hier zu spielen, sondern sieh zu, daß du weiter nach Taia kommst, Daris' Vater, Ausar, findest und ihm erzählst, was du weißt. Laß dir von ihm helfen, oder hilf du ihm, wie auch immer.«
»J-ja«, versprach der Ophit mit leicht zitternder Stimme. »Aber – kehrt zurück! Mögen Mitra und Varuna euch beschützen!«
Auf ihrer Schiffsreise hatte er sich nicht nur ausgeruht und erholt wie seine Kameraden, sondern geradezu eine Heldenverehrung für den mächtigen Cimmerier entwickelt. Auch Daris' Blick ruhte oft sehnsuchtsvoll auf ihrem Führer, und wenn er sie anredete, war sie ungewohnt scheu, ja verlegen. Jehanan verhielt sich meist schweigend und in sich gekehrt, tat jedoch seinen Teil der Arbeit und bemühte sich, sich seine Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Es war eine recht ungewöhnliche Reise durch manchmal völlig kahle, öde Landschaften gewesen und manchmal durch üppige, fruchtbare Landstriche. Jedes Schiff, dem sie begegneten, ob nun Barke, Feluke oder Kanu, wich ihrem unheimlichen Boot aus, und kein Rudergänger wagte ihnen einen Gruß zuzurufen, wie es sonst bei aneinander vorüberfahrenden Schiffen üblich war. Leibeigene an Land, die das Flügelboot sahen, ließen ihre Herden, oder ihre Harken und Hacken im Stich und rannten von den Schwingbrunnen weg, um sich in Sicherheit zu bringen. Der kleine Trupp an Bord jedoch hatte die Zeit recht friedlich verbracht, und drei davon waren gewöhnlich sogar bei Wein, Gesang, Unterhaltung und der Hoffnung auf eine gute Zukunft recht vergnügt gewesen.
Jetzt war die Zeit zu handeln gekommen, außer für Falco, der an Bord bleiben mußte, um auf das Boot aufzupassen, hauptsächlich aber, weil es möglich wäre, daß man ihn auf dem Weg zur Gesandtschaft erkannte. Wenn alles gutging, konnten seine als Diplomaten immunen Landsleute ihn nach Sonnenuntergang mit einem gefälschten Paß abholen und ihn durch eines der Tore in die Stadt bringen. In der Dunkelheit würden seine Züge nicht auffallen. Zu dieser ersten Erkundung nahm Conan Daris und Jehanan mit, denn allein würde er trotz seines Kaftans auffallen. Begleiteten ihn jedoch ein Shemit und ein Taianer, deren Rassenmerkmale unverkennbar waren, würden die Menschen auf der Straße annehmen, sie gehörten einer Karawane an. Nicht alle Taianer rebellierten. Einige, die Nachkömmlinge von Sklaven oder Bediensteten, kannten ihre heimatlichen Berge überhaupt nicht. In Kleidung wie Conans und Jehanans konnte man Daris durchaus für einen bartlosen Jüngling halten.
Sie hatten sich die Gesichter geschrubbt und Conan seines geschabt. Ansonsten mußten sie sich darauf verlassen, daß ihre Kaftane den Schmutz verbargen, der unausbleiblich gewesen war, da sie nicht gewagt hatten, dem Styx Waschwasser zu entnehmen, und mit dem bißchen Trinkwasser an Bord mußten sie sparsam umgehen. Aber da sie sich fast die ganze Zeit im Freien in trockener Luft aufgehalten hatten, konnten sie sich zumindest noch riechen.
Conan schüttelte Falcos Hand. »Danke«, murmelte er. »Mögen die Götter auch dich beschützen. Mach dir keine übermäßigen Sorgen.
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