Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer
bist.«
»Ich – man nennt mich Parusati.«
»Und wie bist du hierhergekommen?«
»Sie haben mich geraubt, mein Lord ... die Verborgenen, als ich eines Abends im Garten meines Vaters in Ayodhya lustwandelte. Auf geheimen Wegen schleppten sie mich hierher in diese Stadt der Teufel, damit ich als Sklavin diene, wie die anderen Mädchen, die sie aus Vendhya, Iranistan und anderen Landen entführen.« Stammelnd fuhr sie fort. »I-ich bin seit einem Monat hier. Ich wäre vor Scham fast gestorben! Man peitschte mich aus! Ich habe gesehen, wie andere Mädchen unter Folterqualen starben. O welche Schande für meinen Vater, daß seine Tochter zur Sklavin von Teufelsanbetern erniedrigt wurde!«
Conan schwieg, aber das Funkeln seiner eisblauen Augen sprach für sich. Obgleich er in seinem Leben schon viel Blut vergossen hatte und an Grausamkeiten gewöhnt war, hatte er Frauen gegenüber seinen eigenen barbarischen Ehrenkodex. Bis jetzt hatte er tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, sich Viratas Kult anzuschließen – in der Hoffnung, sich hochzuarbeiten und schließlich selbst die Führung zu übernehmen, notfalls, indem er die über sich tötete. Doch nun war er entschlossen, diese Schlangengrube auszuräuchern und sie schließlich für seine eigenen Zwecke zu benutzen.
Parusati fuhr inzwischen fort: »Heute kam der Sklavenmeister, um ein Mädchen auszuwählen. Sie sollte Euch nach verborgenen Waffen durchsuchen, während Ihr in halbtrunkenem Schlaf läget. Nach Eurem Erwachen wäre ihre Aufgabe, Euch zu verführen und herauszufinden, ob Ihr ein Spion seid oder es ehrlich meint. Ausgerechnet ich wurde dafür ausgewählt. Ich erschrak zu Tode, als ich feststellte, daß Ihr wach seid. Tötet mich nicht, ich flehe Euch an!«
Conan brummte etwas Unverständliches. Er würde ihr kein Härchen krümmen, aber es war vielleicht besser, wenn sie das im Augenblick noch nicht wußte. Ihre Angst konnte ihm von Nutzen sein. »Parusati«, sagte er, »weißt du etwas von einer Frau, die im Morgengrauen von einer Gruppe Sabatäer hergeschleppt wurde?«
»Ja, mein Lord. Sie hatten sie gefangengenommen, um ein Freudenmädchen aus ihr zu machen. Aber sie ist sehr stark, und nachdem die Sabatäer die Stadt erreicht und sie dem hyrkanischen Wachen übergeben hatten, befreite sie sich, entriß einem der Hyrkanier den Dolch und tötete Zahaks Bruder. Zahak verlangte ihren Tod, und er ist zu mächtig, als daß selbst Virata es ihm verweigern könnte.«
»Deshalb also log der Magus über Nanaia«, murmelte Conan.
»Ja, mein Lord. Nanaia schmachtet in einem Verlies unter dem Palast. Morgen wird sie dem Hyrkanier zur Folterung und Hinrichtung ausgeliefert.«
Conans bronzedunkles Gesicht wurde finster. »Führ mich heute nacht zu Zahaks Schlafgemach«, bat er. Seine zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen verrieten seine tödliche Absicht.
»Das kann ich nicht«, wehrte das Mädchen ab. »Er schläft bei seinen Kriegern, kampferprobten Steppensöhnen. Selbst für einen Mann wie Euch sind ihrer zu viele. Aber ich kann euch zu Nanaia bringen.«
»Was ist mit dem Posten auf dem Gang?«
»Er wird uns nicht zu Gesicht bekommen, und er wird auch niemanden einlassen, ehe er nicht gesehen hat, daß ich Euer Gemach verlassen habe.«
»Also gut.« Conan richtete sich auf wie ein Tiger, der sich zum Beutefang bereitmacht.
Parusati zögerte. »Mein Lord – vermute ich richtig, daß Ihr nicht vorhabt. Euch diesen Teufeln anzuschließen, sondern daß Ihr sie vernichten wollt?«
Conan grinste wölfisch. »Du könntest es so nennen, daß jenen, die ich nicht mag, leicht ein Unfall zustoßen kann.«
»Versprecht Ihr mir, daß Ihr mir nichts antut und Ihr mich befreit, wenn es sich machen läßt?«
»Wenn es sich machen läßt, gern. Aber laßt uns jetzt keine weitere Zeit vergeuden. Führe mich.«
Parusati zog an der Wand gegenüber der Tür einen Teppich zur Seite und drückte auf eine bestimmte Stelle der Arabesken. Ein Paneel schwang nach innen und offenbarte eine schmale Treppe, die in lichtlose Tiefen führte.
»Die Teufel bilden sich ein, ihre Sklaven kennen ihre Geheimnisse nicht«, murmelte sie. »Kommt.«
Sie stieg durch die Öffnung und schloß das Paneel hinter ihnen. Von einem begrenzten Lichtschimmer abgesehen, der durch die Paneelritzen fiel, herrschte hier fast absolute Dunkelheit. Sie stiegen vorsichtig die Stufen hinunter, bis Conan sicher war, daß sie sich weit unter dem Palast befanden, und endlich ein Tunnel von der Treppe
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