Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer
erlebte die Schmerzen des Gebärens und die Bitterkeit verratener Liebe. Ihr widerfuhren alles Unrecht und die Brutalität des Mannes gegenüber der Frau seit undenklicher Zeit, und sie litt unter der Gehässigkeit und Bosheit der Frau gegenüber der Frau. Und im Hintergrund von allem war sie sich ihres Devitums bewußt. Sie war all die Frauen, die sie je gewesen war, doch während sie diese Leben in Rückblende noch einmal durchmachte, wußte sie, daß sie Yasmina war. In ein und demselben Augenblick war sie eine nackte Sklavin, die sich unter der Peitsche wand, und die stolze Devi von Vendhya. Und sie litt nicht nur als Sklavin, sondern als Yasmina, für die in ihrem Stolz die Peitsche ein weißglühendes Brandeisen war.
Leben wich Leben in endloser Pein, jedes mit seiner Bürde an Leid und Scham und Schmerzen, bis sie wie aus weiter Ferne ihre eigene Stimme diese unerträgliche Qual hinausbrüllen hörte, einem Echo all des Leides durch die Äonen gleich.
Dann erwachte sie auf dem Samtdiwan in dem geheimnisvollen Gemach.
In einem gespenstischen grauen Licht sah sie auch den anderen Diwan und die schwarzgewandete Gestalt darauf. Der Kopf unter der Kapuze war gesenkt, die Schultern zeichneten sich gegen die Düsternis ab. Sie konnte keine Einzelheiten erkennen, aber die Kapuze, an deren Stelle zuvor eine Samtkappe gewesen war, erweckte dumpfes Unbehagen in ihr. Während sie die Gestalt betrachtete, griff unbeschreibliche Angst nach ihr. Sie hatte das Gefühl, daß es nicht mehr der Meister war, der so still auf dem schwarzen Diwan saß.
Dann erhob die Gestalt sich über sie und beugte sich zu ihr herab. Die langen Arme in den weiten schwarzen Ärmeln legten sich um sie. In atemberaubender Furcht kämpfte sie gegen sie an und staunte über ihre Härte. Der Kopf unter der Kapuze neigte sich tief zu ihrem abgewandten Gesicht hernieder. Und da schrie sie, schrie durchdringend in ihrer grauenvollen Angst und in entsetzlichem Ekel. Knochenarme hielten sie fest, und aus der Kapuze grinste die Fratze des Todes und der Verwesung – Züge wie verrottendes Pergament um einen modernden Schädel.
Wieder schrie sie. Und als die grinsenden Kiefer sich ihren Lippen näherten, verlor sie das Bewußtsein ...
9
DIE BURG DER ZAUBERER
Die Sonne war über den weißen Gipfeln der Himelians aufgegangen. Am Fuß eines langen Hanges hielt ein Trupp Reiter an, und die Männer blickten hoch. Weit oben ragte aus der Bergwand ein steinerner Turm dem Himmel entgegen. Darunter, ein wenig dahinter und darüber, schimmerten die Mauern einer großen Festung, etwa in gleicher Höhe mit der Schneekappe des Yimshas. Irgendwie erweckte das Ganze den Eindruck von Unwirklichkeit, mit den dunklen Hängen, die steil zu dieser phantastischen Burg emporführten, und darüber der glitzernde weiße Gipfel, der mit dem kalten Blau des Himmels zu verschmelzen schien.
»Wir lassen die Pferde hier«, schlug Conan vor. »Zu Fuß ist das trügerische Gestein leichter zu erklimmen als beritten. Außerdem sind unsere Tiere völlig erschöpft.«
Er schwang sich von seinem Rapphengst, der breitbeinig und mit hängendem Kopf stehengeblieben war. Sie waren die ganze Nacht hindurch hart geritten und hatten nur hin und wieder kurz angehalten, wenn die Tiere unbedingt eine Rast brauchten. Sie selbst hatten im Sattel ein paar Bissen von ihrem kargen Proviant zu sich genommen.
»Der erste Turm ist der der Akoluthen der Schwarzen Seher«, erklärte Conan. »Zumindest hörte ich das. Sie sind die Wachhunde ihrer Herren und selbst Zauberer, wenn auch mit geringeren Kräften. Sie werden gewiß nicht untätig zusehen, wenn wir den Hang hinaufsteigen.«
Kerim Shah blickte den Berg empor, dann den Weg zurück, den sie gekommen waren. Sie waren die Yimshaseite schon ziemlich weit heraufgekommen, und niedrigere Gipfel und Kämme breiteten sich unter ihnen aus. Vergebens suchte der Turaner dieses Labyrinth nach verräterischen Bewegungen und Farbflecken ab. Er atmete erleichtert auf. Offenbar hatten die Afghuli in der Nacht die Spur ihres ehemaligen Häuptlings verloren.
»Also, dann wollen wir aufbrechen!«
Wortlos banden sie die müden Pferde an einer Gruppe Tamarisken an und begannen den Hang hochzusteigen. Irgendeine Deckung gab es nicht. Es war eine kahle Wand mit nur wenigen Felsblöcken, die nicht groß genug waren, als Sichtschutz zu dienen. Aber sie verbargen etwas.
Der Trupp war noch keine fünfzig Schritt gekommen, als etwas Wildes, Knurrendes
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