Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer
neuen Befehlston angenommen.
»Nie werde ich zu Eurer Sklavin!« Ihre Stimme zitterte, und doch klangen ihre Worte ernstgemeint.
»Ihr werdet es«, sagte er ruhig. »Angst und Schmerzen werden Euch lehren, es zu sein. Mit solchem Grauen werde ich Euch peitschen, daß Ihr gar nicht anders könnt als nachzugeben. Ihr werdet zu Wachs in meinen Händen werden, das ich nach Belieben forme. Ihr werdet Gehorsam lernen wie noch keine Sterbliche je zuvor, bis selbst mein geringster Wunsch für Euch zum zwingenden Willen der Götter wird. Doch als erstes, um Euren Stolz zu brechen, werdet Ihr durch die vergessenen Äonen reisen, um Euch all die Wesen anzusehen, die Ihr einst wart. Aie, yil la khosa! «
Bei diesen Worten begann der dämmerige Raum vor Yasminas verängstigten Augen zu verschwimmen. Ihre Kopfhaut prickelte, und ihre Zunge schien am Gaumen zu kleben. Irgendwo erschallte unheildrohend ein tiefer Gong. Die Drachen auf den Wandteppichen glühten in blauem Feuer und waren nicht mehr. Der Meister auf dem Diwan wurde zum formlosen Schatten. Seltsam pulsierende Finsternis verdrängte die Düsternis. Yasmina konnte den Meister nicht mehr sehen, sie konnte überhaupt nichts mehr sehen. Sie hatte das unheimliche Gefühl, daß Wände und Decke sich unsagbar weit zurückgezogen hatten.
Dann begann irgendwo in der Dunkelheit ein Pünktchen wie ein Glühwürmchen zu leuchten. Es pulsierte, wurde zu einer goldenen Kugel, und im Wachsen wurde das Licht heller und schließlich weißglühend. Mit einemmal zersprang die inzwischen riesige Kugel und besprühte die Finsternis mit weißen Funken, die jedoch die Schatten nicht erhellten. Ein schwaches Leuchten blieb zurück, in dem ein schlanker dunkler Schaft zu erkennen war, der aus dem schattenhaften Boden schoß. Unter den starren Augen des Mädchens breitete er sich aus, nahm deutlichere Form an. Seitenstiele mit breiten Blättern wuchsen, und riesige schwarze Blüten ragten über ihr, die sich nun verstört an den schwarzen Samt drückte. Ein süßlicher Duft breitete sich aus. Yasmina erkannte die Pflanze, die vor ihr aus dem Boden gewachsen war. Es war der gefürchtete schwarze Lotus aus den gefährlichen Dschungeln Khitais.
Die breiten Blätter schienen ihr eigenes Leben zu haben, genau wie die Blüten, die sich ihr schlangengleich nickend auf ihren biegsamen Stengeln zuneigten. Auf gespenstische Weise hob die schreckliche Pflanze sich schwarz gegen die undurchdringliche Finsternis ab. Der Devi schwindelte von dem betäubenden Duft, und sie versuchte vom Diwan zu kriechen, doch dann klammerte sie sich verzweifelt an ihn, denn er kippte plötzlich. Vor Schrecken schrie sie auf und krallte die Finger in den Samt, aber unerbittlich riß etwas sie los. Die Wirklichkeit schien sich aufzulösen. Yasmina war nichts weiter mehr als ein zitterndes Atom mit eigenem Bewußtsein, das von einem seinsbedrohenden Wirbelsturm durch schwarzes eisiges Nichts gepeitscht wurde.
Dann folgte eine Zeit blinder Impulse und Bewegungen, als das Atom, das sie war, sich zu Myriaden anderen Atomen gesellte und mit ihnen verschmolz – Atome erwachenden Lebens im Urschlamm, geformt von bildenden Kräften –, bis sie wieder als bewußtes Einzelwesen hervorkam und eine endlose Lebensspirale entlangwirbelte.
Benommen durchlebte sie alle ihre früheren Seinsformen. Sie erkannte sie nicht nur wieder, sondern befand sich in den Körpern, die ihr Ich in sämtlichen wechselnden Äonen behaust hatten. Sie lief sich die Füße wund auf dem langen Weg des Lebens, der von ihrem Jetzt in die fernste Vergangenheit führte. Im Anbeginn der Zeit, die den Menschen hervorgebracht hatte, kauerte sie zitternd, von Raubtieren gejagt im Urwald. In Tierhäute gekleidet watete sie hüfttief in Reisfeldern und kämpfte mit kreischenden Wasservögeln um kostbare Körner. Mit Ochsen plagte sie sich ab, den zugespitzten Stock durch die harte Scholle zu ziehen, und schier endlos saß sie gebückt über Spinnrad und Webstuhl in Bauernkaten.
Befestigte Städte sah sie in Flammen aufgehen und floh schreiend vor Sklavenhändlern. Nackt und blutend taumelte sie über versengenden Sand und ging unter ihrem Sklavengeschirr schier zu Boden. Sie wand sich unter lüsternen Händen auf ihrem nackten Fleisch und lernte Scham, Schmerz und brutale Gier kennen. Sie schrie unter dem Biß der Peitsche und wimmerte auf der Streckbank. Von Sinnen vor Angst, wehrte sie sich gegen die Hände, die sie auf den blutigen Richtblock drückten.
Sie
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