Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer
spieße ich dich auf. Willst du vielleicht, daß man mir die Kehle aufschlitzt? Warum hast du denn geschrien?«
»Schau doch! Dort!« sagte sie zitternd.
Conan brummte. Auf einem Tisch aus glänzendem Ebenholz standen goldene Gefäße, die offenbar Speisen und Getränke enthielten.
»Für wen dieses Mahl auch gerichtet ist«, sagte er, »er wird heute abend anderswo essen müssen.«
»Glaubst du, wir können es wagen, Conan?« fragte das Mädchen nervös. »Die Leute können jeden Augenblick kommen und ...«
»Lir an mannanam mac lir!« fluchte er. Er packte sie am Nacken und stieß sie auf einen vergoldeten Stuhl am Ende der Tafel. »Wir sind am Verhungern, und du hast Bedenken! Iß!«
Er ließ sich auf dem Stuhl am anderen Tischende nieder, griff nach einem Jadekelch und leerte ihn mit einem Schluck. Er enthielt ein rotes weinähnliches Getränk mit ihm fremdem Geschmack, doch für seine ausgedörrte Kehle war es wie Nektar. Als sein Durst gestillt war, fiel er mit Bärenhunger über die Speisen her. Auch sie waren ihm unbekannt. Sie bestanden hauptsächlich aus exotischen Früchten und Fleischsorten, wie er sie noch nie zuvor gekostet hatte. Das Geschirr war von feinster Arbeit, und das Besteck, das nicht fehlte, bestand aus Gold. Aber Conan ließ Messer und Gabel unberührt auf dem Tisch liegen, nahm die Fleischstücke in die Hände und hieb mit festen Zähnen hinein. Conans Tafelmanieren waren auch zu anderen Zeiten etwas wölfisch. Seine Begleiterin aus der Zivilisation benutzte das Besteck, aber sie aß nicht weniger gierig. Conan dachte natürlich daran, daß das Essen vergiftet sein mochte, doch das minderte seinen Appetit nicht. Wenn schon, dann zog er es vor, an Gift zu sterben denn zu verhungern.
Als er satt war, lehnte er sich mit einem zufriedenen Seufzer zurück. Daß es Menschen in dieser stillen Stadt gab, bewiesen schon die frisch angerichteten Speisen, und vielleicht lauerte auch in jeder dunklen Ecke ein Feind. Aber dieser Gedanke störte ihn nicht weiter, er vertraute voll und ganz auf seine Kraft und Geschicklichkeit im Kampf. Die überstandenen Anstrengungen machten sich nun bemerkbar, und der volle Bauch erhöhte seine Schläfrigkeit. Er überlegte sich, ob er sich nicht auf einem Diwan ausstrecken sollte.
Natala jedoch, deren Hunger und Durst nun ebenfalls gestillt waren, hatte Angst zu schlafen. Mit furchtgeweiteten Augen blickte sie auf die Türen, die ins Grauen führen mochten. Die Stille und das Geheimnisvolle dieses seltsamen Ortes machten ihr zu schaffen. Sie hatte das Gefühl, der Raum sei größer, als sie zuvor gedacht hatte, der Tisch länger, und sie war weiter von ihrem grimmigen Beschützer entfernt, als sie es für sicher hielt. Schnell erhob sie sich, rannte um den Tisch und setzte sich auf Conans Knie, doch sie starrte auch weiterhin nervös auf die Türbogen. Hinter einigen brannte Licht, hinter anderen war es dunkel. Auf die dunklen blickte sie am längsten.
»Wir haben gegessen, getrunken und uns ausgeruht«, sagte sie. »Laß uns schnell von hier weggehen, Conan! Es ist ein Ort des Bösen. Ich spüre es!«
»Nun, bis jetzt hat uns noch niemand etwas Böses getan«, brummte er, als ein leichtes, aber unheimliches Rascheln ihn über die Schulter blicken ließ. Schnell schob er das Mädchen von den Knien und erhob sich mit der flinken Geschmeidigkeit des Panthers. Mit dem Säbel in der Hand wandte er sich der Türöffnung zu, durch die das Geräusch allem Anschein nach gekommen war, nur wiederholte es sich nicht. Lautlos schlich er zu der Tür. Natala folgte ihm mit heftig klopfendem Herzen. Sie wußte, daß der Cimmerier eine Gefahr vermutete. Er hatte den Kopf, zwischen die Schultern gesenkt, vorgeschoben, und so glitt er wie ein Tiger auf der Jagd dahin.
An der Tür hielt er inne. Natala spähte ängstlich hinter seinem Arm hervor. Im Gemach selbst war kein Licht, doch wurde es teilweise von dem Leuchten hinter ihnen erhellt, das durch den dunklen Raum in ein weiteres Gemach fiel. Und in diesem Gemach ruhte ein Mann auf einem ausladenden Diwan. Sanftes Licht umhüllte ihn, so sahen sie, daß er wie ein Zwillingsbruder des Mannes aussah, den Conan tot in den Brunnen geworfen hatte, nur war seine Kleidung kostbarer und mit Edelsteinen verziert, die in dem unheimlichen Licht glitzerten.
War der Mann tot, oder schlief er bloß? Erneut kam das gespenstische Rascheln wie von einem Vorhang, der zurückgezogen wurde. Conan wich einen Schritt zurück und nahm die sich
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