Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer
rassische Erinnerung sind, schüttelten ihn. Das Bewußtsein, daß er nur ein schwacher Sterblicher war, lähmte ihn schier, und er mußte sich zwingen, weiter durch dieses Haus der Finsternis zu schleichen, dieses Haus, das das eines Gottes war!
Um ihn schimmerte ein schwaches Licht, scheinbar von nirgendwoher. Er wußte, daß er dem Turm schon nahe war. Tastend erreichte er eine Bogentür und stolperte auf eine Treppe mit Stufen in ungleichmäßigen Abständen. Er stieg sie hoch, und je höher er kam, desto größer wurde jene blinde Wut in ihm, die des Menschen letzte Verteidigung gegen teuflische Kräfte ist, und sie verdrängte seine Furcht. Voll Grimm tastete er sich durch die unheilige Finsternis, bis er in ein Gemach kam, das ein unheimliches goldenes Leuchten erhellte.
Am fernen Ende des Raumes führten ein paar Stufen zu einer Plattform empor, auf der steinerne Möbelstücke standen. Verstümmelte Überreste eines Menschenopfers lagen auf dem Boden. Ein Arm hing schlaff über den Rand der Plattform. Auf den Marmorstufen hatten sich Schichten eingetrockneten Blutes zu einem merkwürdigen Muster gefunden, das an Stalagmiten erinnerte, wie sie sich um eine heiße Quelle bilden. Auf der obersten Schicht schimmerten ein paar noch tiefrote, sichtlich feuchte Tropfen.
Am Fuß der Treppe, der Amalric sich inzwischen genähert hatte, stand eine nackte weiße Gestalt. Vor ihr hielt er an. Er sah, daß es ein Mann war, der ihm entgegenblickte. Er hatte die mächtigen Arme über der alabasternen Brust verschränkt. Doch Augen wie seine konnten keinem Sterblichen gehören. Sie waren flammende Feuerbälle, aus denen zwischen undurchdringlichen Schatten die Glut der Hölle loderte.
Die Umrisse des seltsamen Mannes verschwammen, wollten sich auflösen. Mit aller Willenskraft zerriß der Aquilonier die Fesseln der Stille mit der schrecklichen Beschwörung, die er einst gehört hatte. Als die Worte die Luft durchschnitten, erstarrte der weiße Riese. Klar und deutlich hoben seine Umrisse sich wieder gegen den goldenen Hintergrund ab.
»Greif schon an, verdammt!« schrie Amalric hysterisch. »Ich habe dich in deine menschliche Gestalt gebannt. Der schwarze Zauberer sprach die Wahrheit. Er verriet mir die Beschwörungsformel. Stürz dich auf mich, Ollam-onga! Ehe du mir nicht das Herz aus dem Leibe reißt und dadurch den Bann brichst, bist du nur ein Mensch wie ich!«
Mit dem Brüllen des Sturmwinds stürzte der Gott sich auf den Aquilonier. Mit einem flinken Sprung zur Seite rettete Amalric sich vor dem Griff dieser Hände, deren Kraft größer als die des Wirbelsturms waren. Einer der Krallenfinger bekam seinen Umhang zu fassen und riß ihn wie einen alten Fetzen vom Leib, als das Ungeheuer von der Wucht seines Ansturms an ihm vorbeigetragen wurde. Die Angst verlieh Amalric übermenschliche Gewandtheit. So tief stieß er sein Schwert in den Rücken des Gegners, daß die Spitze aus der mächtigen Brust ragte.
Ein teuflisches Aufheulen erschütterte den Turm. Das Ungeheuer wirbelte herum und griff erneut an. Wieder sprang Amalric zur Seite, und diesmal rannte er die Stufen zum Altar hinauf. Er griff nach einem der Marmorstühle und schleuderte ihn auf das Ungeheuer, das sich die Stufen hochschleppte. Das schwere Wurfgeschoß traf den Teufel mitten im Gesicht und warf ihn rückwärts die Treppe hinunter.
Als der Dämon sich erhob und erneut die Stufen zu nehmen versuchte, bot sein Gesicht einen grauenvollen Anblick. Verzweifelt packte Amalric mit aller Kraft eine Jadebank und stieß sie die Stufen hinunter.
Die Wucht, mit der sie auf das Ungeheuer hinunterpolterte, warf es die Treppe wieder hinab. Inmitten der marmornen Scherben blieb es in seinem Blut liegen. Mit einer letzten verzweifelten Anstrengung stützte es sich auf, doch sein Blick trübte sich bereits. Es warf seinen zerschmetterten Kopf in den Nacken und brüllte furchterregend.
Amalric schauderte und zuckte zurück vor diesem Schrei abgrundtiefen Grauens, der seine Erwiderung fand. Irgendwo in der Luft über dem Turm schrillten wie ein ungewöhnliches Echo teuflische Schreie. Dann brach die entstellte weiße Gestalt auf den Marmortrümmern zusammen. Da wußte Amalric, daß Kush einen seiner Götter verloren hatte. Bei diesem Gedanken griff plötzlich blinde, unerklärbare Angst nach ihm.
Benommen vor Furcht raste er die Stufen hinunter, machte einen Bogen um den Dämon, der mit glasigen Augen auf dem Boden lag. Ihm schien, als hätte die Nacht selbst sich
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