Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer
beantwortet.
Dann war offenbar ein heftiger Kampf entbrannt. Hufe stampften, und der dumpfe Klang wilder Hiebe war zu hören. Dazwischen fluchte dieselbe laute Stimme ausgiebig. Dann kam der Mond plötzlich wieder zum Vorschein und erhellte die phantastische Szenerie.
Ein Mann auf einem mächtigen Streitroß hieb und stieß scheinbar ins Leere. Aus einer anderen Richtung preschte eine wilde Horde heran, deren Krummsäbel im Mondschein blitzten. Über den Kamm einer Düne verschwanden sieben schwarze Gestalten, deren Umhänge wie Fledermausflügel flatterten.
Amalric wurde von grimmigen Männern überwältigt, die von ihren Pferden gesprungen waren und ihn eingekreist hatten. Sehnige Arme hielten ihn fest, und harte, falkengleiche Gesichter starrten ihn an. Lissa schrie.
Dann sprangen die Angreifer rechts und links zur Seite, als der Mann auf dem Streitroß durch die Gruppe ritt. Er beugte sich vom Sattel und sah sich Amalric genau an.
»Teufel!« brüllte er überrascht. »Amalric, der Aquilonier!«
»Conan!« stieß Amalric verblüfft hervor. »Conan, du lebst?«
»Und ich bin offenbar lebendiger als du!« antwortete der andere. »Bei Crom, Mann! Du siehst aus, als hätten diese Wüstenteufel dich die ganze Nacht gejagt. Was war das, was dich da verfolgte? Ich ritt um das Lager, um sicherzugehen, daß keine Feinde lauerten, als plötzlich der Mond wie eine Kerze ausging, und dann hörte ich, wie jemand floh. Ich ritt näher, und bei Macha, noch ehe ich recht wußte, was geschah, war ich mitten unter diesen Teufeln. Ich hieb wild um mich in der Dunkelheit. Bei Crom, ihre Augen blitzten wie Feuer! Ich weiß, daß ich sie getroffen habe, aber als der Mond wieder zum Vorschein kam, waren sie weg wie der Wind. Waren es Männer oder Teufel?«
»Teufel aus der Hölle!« gab Amalric überzeugt zur Antwort und schauderte. »Frag mich nicht. Manche Dinge bleiben besser ungesagt.«
Conan bohrte nicht nach. Er fand das Geschehene auch nicht übermäßig ungewöhnlich. Er wußte, daß es Teufel, Geister, Kobolde und Zwerge gab.
»Du findest sogar in der Wüste eine Frau!« sagte er nur und blickte auf Lissa. Das Mädchen hatte sich fest an Amalric geschmiegt und blickte voller Furcht auf die wilden Gestalten ringsum.
»Wein!« brüllte Conan. »Bringt Weinbeutel!« Er griff nach einem, den man ihm sofort reichte, und drückte ihn Amalric in die Hand. »Gib dem Mädchen einen Schluck und trink selbst. Dann setzen wir euch auf Pferde und reiten in unser Lager. Du brauchst was zu essen und viel Schlaf, das sehe ich.«
Ein prächtig gesattelter Hengst, der sich aufbäumte und nervös tänzelte, wurde herbeigebracht. Willige Hände halfen Amalric auf seinen Rücken. Das Mädchen wurde ihm hinaufgereicht, dann zogen sie Richtung Süden inmitten der drahtigen braunen Reiter in ihrer malerischen Gewandung. Viele von ihnen trugen Tücher vor dem Gesicht, die nur die Augen freiließen.
»Wer ist er?« flüsterte Lissa, die die Arme um den Hals ihres Liebsten geschlungen hatte.
»Conan der Cimmerier«, antwortete er. »Der Mann, mit dem ich in die Wüste floh, nachdem unser Söldnerheer besiegt war. Das sind die Männer, die ihn gefangennahmen. Ich hielt ihn für tot und ließ ihn liegen. Nun sieht es aber ganz so aus, als führe er sie an, und offensichtlich achten sie ihn hoch.«
»Er ist ein schrecklicher Mann!« wisperte sie.
Er lächelte. »Du hast noch nie einen weißen Barbaren gesehen. Er ist ein Wanderer, ein Plünderer und ein Streiter, aber er lebt nach seinen eigenen sittlichen Werten. Ich bin sicher, daß wir nichts von ihm zu befürchten haben.«
Ganz so überzeugt war Amalric jedoch nicht. Er konnte Conans Freundschaft verwirkt haben, als er ihn besinnungslos zurückgelassen hatte – obwohl er damals ja von Conans Tod überzeugt gewesen war. Amalric quälten schlimme Zweifel. Seinen Kameraden hielt der Cimmerier nach barbarischem Ehrgefühl stets die Treue, aber er sah keinen Grund, warum der Rest der Welt nicht geplündert werden sollte. Er lebte mit und durch das Schwert. Amalric unterdrückte ein Schaudern, als er daran dachte, was geschehen würde, falls Conan Lissa begehrte.
Später, nachdem sie gegessen und getrunken hatten, saß Amalric an einem kleinen Feuer in Conans Zelt. Lissa hatte ihren Lockenkopf auf seinen Schoß gelegt und schlummerte, mit einem Seidenumhang zugedeckt. Amalric gegenüber tanzten die Schatten und der Schein der Flammen auf Conans Gesicht.
»Wer sind deine Männer?« fragte
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