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Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer

Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer

Titel: Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Koth flohen. In all der Zeit hat nie ein Fremder Gazal betreten. Und die Menschen hier schwinden allmählich dahin. So verträumt und in sich gekehrt wurden sie, daß sie keine menschlichen Wünsche und Leidenschaften mehr kennen. Die Stadt verfällt, doch keiner rührt eine Hand, sie zu erhalten. Und dann kam das Grauen ...« Sie schluckte und zitterte am ganzen Leib. »Als es über sie kam, vermochten sie weder zu kämpfen noch zu fliehen.«
    »Wovon redest du?« flüsterte er, während eisige Finger über seinen Rücken zu streichen schienen. Das Rascheln der Vorhänge in den endlosen dunklen Gängen weckte unerklärliche Ängste in seiner Seele.
    Lissa schüttelte stumm den Kopf. Sie erhob sich, ging um den Marmortisch herum zu ihm und legte ihre Hände auf seine Schultern. Ihre Augen glitzerten feucht und spiegelten Angst und ein verzweifeltes Verlangen wider. Er schluckte. Als er unwillkürlich die Arme um ihre zarte Gestalt legte, spürte er, wie sehr sie zitterte.
    »Halt mich ganz fest!« flehte sie. »Ich fürchte mich so. O ich habe von einem Mann wie dir geträumt. Ich bin nicht wie meine Leute, die nicht mehr viel mehr als Tote sind, die auf vergessenen Straßen wandeln. Doch ich lebe! Ich bin warm und voller Gefühle! Ich hungere und dürste und sehne mich nach Leben. Ich will nicht hierbleiben in den stillen Straßen, den zerfallenden Hallen und zwischen den leblosen Menschen von Gazal, obwohl ich nie etwas anderes gekannt habe. Deshalb lief ich weg. So sehr sehne ich mich nach Leben ...«
    Sie schluchzte haltlos in seinen Armen. Ihr Haar hing seidig ins Gesicht, und sein Duft berauschte ihn. Ihr fester Körper schmiegte sich an seinen. Sie lag über seinen Knien. Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals. Er drückte sie an seine Brust und küßte ihre Augen, ihre Lippen, ihre Wangen, ihr Haar, ihren Hals, ihren Busen. Er bedeckte sie mit glühenden Küssen, bis ihr Schluchzen in Stöhnen überging. Sein Verlangen war nicht die brutale Gier des Lüstlings. Ihre Leidenschaft, die bisher geschlummert hatte, brach in einer überwältigenden Woge hervor. Seine tastenden Finger stießen die golden flackernde Kugel zu Boden, und das Licht erlosch, nur die Sterne glitzerten durch das Fenster.
    Lissa lag in Amalrics Armen auf dem Seidendiwan und öffnete ihm ihr Herz. Sie wisperte ihm ihre Träume, ihre Hoffnungen und Sehnsüchte zu – kindlich, ergreifend und mitreißend.
    »Ich bringe dich von hier fort«, versprach Amalric. »Gleich morgen. Du hast recht, Gazal ist eine Stadt des Todes. Wir suchen das Leben draußen in der weiten Welt. Auch wenn es dort rauh und grausam zugeht, ist es besser als dieser lebende Tod ...«
    Ein Schrei voller Qual, Grauen und Verzweiflung durchschnitt die Nacht. Amalric brach der kalte Schweiß aus. Er fuhr vom Diwan hoch, aber Lissa klammerte sich an ihn.
    »Nein, nein!« wimmerte sie. »Geh nicht! Bleib bei mir!«
    »Aber jemand wird gemordet!« stieß er hervor und tastete nach seinem Schwert. Die Schreie schienen vom anderen Ende des Hofes zu kommen. Ein seltsam reißendes zerrendes Geräusch begleitete sie. Immer schriller und dünner wurden die Schreie, unerträglich in ihrer hoffnungslosen Verzweiflung, dann gingen sie in ein langes, zitterndes Schluchzen über.
    »Schreie wie diese hörte ich von Menschen auf der Folterbank!« flüsterte Amalric, bleich vor Entsetzen. »Was für eine Teufelei ist das?«
    Lissa zitterte. Er spürte das wilde Klopfen ihres Herzens. »Das ist das Grauen, von dem ich gesprochen habe«, flüsterte sie. »Das Grauen, das im Roten Turm haust. Es kam vor langer Zeit hierher. Man sagt, es sei vor längst vergessener Zeit schon einmal hiergewesen und zurückgekehrt, nachdem Gazal errichtet worden war. Es verschlingt Menschen. Niemand weiß etwas Genaues darüber, denn keiner, der es je erblickte, kam mit dem Leben davon. Es ist ein Gott oder ein Teufel. Deshalb flohen die Sklaven, und darum kommt auch nie jemand nach Gazal. Viele von uns fielen seinem furchtbaren Hunger zum Opfer. Irgendwann wird es alle verschlungen haben und wieder über eine leere Stadt herrschen, wie es alten Erzählungen nach über die Stadt herrschte, die meine Vorväter als Ruinen vorfanden.«
    »Warum bleiben deine Leute hier und lassen sich immer noch abschlachten?« fragte Amalric grimmig.
    »Ich weiß es nicht«, wimmerte sie. »Sie träumen ...«
    »Hypnose«, murmelte er. »Hypnose und Verfall. Ich las es in ihren Augen. Der Teufel hat sie seinem Willen unterworfen.

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