Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer
ebenholzschwarzen Glieder hatten zu zucken aufgehört.
»O Conan!« schluchzte Sancha und klammerte sich erneut an ihn. »Was wird aus uns werden? Wer sind diese Ungeheuer? Gewiß sind wir hier in der Hölle, und das war der Teufel ...«
»Dann braucht die Hölle jetzt einen neuen Teufel«, sagte der Barachanier grinsend. »Aber wie hat er dich erwischt? Haben sie das Schiff eingenommen?«
»Ich weiß es nicht.« Sie wollte die Tränen abwischen und griff nach ihrem Rock, ehe sie sich erinnerte, daß sie nackt war. »Ich schwamm an Land. Ich sah, daß du Zaporavo folgtest, da folgte ich euch beiden. Ich fand Zaporavo – warst – warst du es, der ...«
»Wer sonst?« knurrte er. »Was dann?«
»Ich sah eine Bewegung zwischen den Bäumen.« Sie schauderte. »Ich dachte, du seist es. Also rief ich deinen Namen, und dann ... sah ich dieses schwarze ... Ungeheuer wie einen Affen zwischen den Ästen kauern und auf mich herunterstieren. Es war wie ein Alptraum. Ich konnte einfach nicht davonlaufen, nur schreien konnte ich. Und dann sprang es vom Baum und packte mich – ohhhh!« Sie barg ihr Gesicht in den Händen und zitterte bei dieser Erinnerung am ganzen Körper.
»Wir müssen von hier verschwinden«, brummte Conan und faßte Sancha am Handgelenk. »Wir müssen zur Mannschaft ...«
»Die meisten Männer schliefen am Strand, als ich aus dem Wasser kam«, sagte sie.
»Schliefen?« Er fluchte wild. »Was bei den sieben Teufeln ...«
»Horch!« Sie erstarrte.
»Ich habe es gehört!« brummte er. »Ein seltsames Stöhnen!«
Mit ein paar Sätzen sprang er die Simse erneut hinauf und blickte über die Mauer. Dann fluchte er so wild, daß Sancha zusammenfuhr. Die Schwarzen kamen zurück, doch weder allein noch mit leeren Händen. Jeder trug eine schlaffe Gestalt, manche schleppten auch zwei. Ihre Gefangenen waren die Freibeuter, und sie hingen kraftlos von den Armen der teuflischen Riesen. Hätten sie sich nicht hin und wieder schwach bewegt oder gezuckt, hätte Conan sie für tot gehalten. Sie waren entwaffnet, aber nicht entkleidet worden. Ein Schwarzer trug ihre Säbel in den Scheiden, einen ganzen Armvoll. Manchmal stieß einer der Seeleute einen Schrei oder ein Stöhnen hervor, wie in trunkenem Schlaf.
Conan schaute sich wild um. Drei Torbogen führten aus dem Hof des Beckens. Durch den östlichen hatten die Schwarzen den Hof verlassen, durch ihn würden sie vermutlich auch zurückkehren. Hinter dem westlichen hatte er sich versteckt gehalten, doch war ihm keine Zeit geblieben, sich dahinter umzusehen. Ohne sich in diesem Hoflabyrinth auszukennen, war er nun zu einer schnellen Entscheidung gezwungen.
Er sprang hastig wieder hinunter, ordnete in aller Eile die Figuren wieder ein, zerrte die Leiche des Schwarzen zum Becken und warf sie hinein. Sie versank sofort. Ganz deutlich sah Conan, wie sie immer kleiner und fester wurde. Schaudernd wandte er sich ab. Dann griff er nach Sanchas Arm und zog sie zum Südtor. Sie flehte ihn an, sie in das einzuweihen, was vorging.
»Sie haben sich die ganze Mannschaft geschnappt«, erwiderte er rauh. »Ich habe noch keinen Plan, aber wir werden uns einstweilen verstecken und die Burschen beobachten. Wenn sie nicht in das Becken sehen, ahnen sie möglicherweise überhaupt nichts von unserer Anwesenheit.«
»Aber sie werden das Blut im Gras sehen!«
»Vielleicht denken sie, einer ihrer eigenen Teufel hat es vergossen«, antwortete der Cimmerier. »Wir können es nur hoffen.«
Sie hatten inzwischen den Hof erreicht, von dem aus er hilflos der Marterung des Jungen hatte zusehen müssen. Eilig führte Conan das Mädchen die Treppe an der Südmauer hinauf, dann kauerten sie hinter der Balkonbrüstung nieder. Es war ein unsicheres Versteck, aber ein besseres würden sie nicht schnell genug finden.
Kaum waren sie dahinter verschwunden, marschierten die Schwarzen in den Hof. Vom Fuß der Treppe war ein beängstigendes Waffenklirren zu hören, so daß Conan erschrocken sein Schwert umklammerte. Aber die Schwarzen marschierten weiter durch das Südwesttor. Kurz darauf vernahmen sie dumpfe Schläge – vermutlich hatte man die Gefangenen ins Gras geworfen – und vereinzeltes Stöhnen. Ein hysterisches Kichern stieg in Sanchas Kehle auf. Hastig preßte Conan eine Hand vor ihre Lippen und würgte es ab, ehe es sie verraten konnte.
Nach einer Weile war das Trampeln vieler Füße auf der Grasfläche zu hören, dann setzte Stille ein. Conan spähte über die Mauer. Der Hof war leer.
Weitere Kostenlose Bücher