Conan-Saga 12 - Conan der Freibeuter
schwarze Frauen, nur mit Holzperlenketten und baumelnden Ringen bekleidet, vor den orangefarbenen Flammen im Tanz, klatschten dazu und sangen im Chor, während sie sich auf anmutige Weise drehten. Ihr kunstvoller Tanz hätte sogar am Hof eines weißen Königs Ehre eingelegt. Ehe die Spießbraten gar waren, knabberten die Seeleute Hirsekuchen mit Süßgrassirup und ganze Berge reifer saftiger Früchte.
Sigurds Männer hatten sich Conans Leuten zu diesem Fest angeschlossen. Die herzliche laute Feier faszinierte die Argossaner. Ausnahmsweise waren sowohl sie als auch die Zingarier viel zu dankbar für die kulinarischen Genüsse und die Unterhaltung, als daß sie einander gereizt hätten. Mehr als eine der drallen schwarzen Schönheiten mit ihrem auffordernden Blick erregte das Gefallen eines Seemanns, und sie ließ sich vergnügt quietschend in eine dunkle Hütte verfolgen, wo sie eine geraume Weile später zerzaust und zutiefst befriedigt wieder auftauchte.
Conan hatte befürchtet, daß es wegen dergleichen zu Eifersüchteleien und Streit kommen würde. Seine Männer hatten seit Wochen keine Frauen mehr gesehen. Doch zu seiner Erleichterung schien es König Jumas schwarze Krieger nicht zu stören, im Gegenteil, sie erachteten es offenbar als Ehre, daß die Weißen ihre Frauen ausborgten. Tatsächlich beobachtete der Cimmerier mehr als einmal, wie ein Seemann nach einem Schäferstündchen zurückkam und der Gefährte der Frau, mit der er sich vergnügt hatte, grinsend seine Hand ausstreckte und sich über ein kleines Geschenk freute. Offenbar würde es also wegen der Frauen keine Schwierigkeiten geben. Conan dachte, daß über die Lebensweise der Wilden viel zu sagen wäre.
Prinzessin Chabela fand solch tierisches Benehmen abscheuerregend, wie sie sagte. Sie saß zwischen Conan und Juma. Während die beiden Männer sich über ihren Kopf hinweg ihre Abenteuer erzählten, amüsierte Conan sich heimlich über die starre Haltung der Prinzessin und ihren steinernen Blick, wenn wieder ein Pärchen im Dunkeln verschwand.
Ein wenig fürchtete Conan, Juma könne für seine Gastlichkeit erwarten, daß der Cimmerier ihm Chabela auslieh. Unter den Kushiten gehörte das zum guten Ton. Während Conan noch verzweifelt über einen Ausweg grübelte, ließ Juma taktvoll durchblicken, daß er mit der Zivilisation ausreichend vertraut war, um einen Einblick in ihre Sitten und Gebräuche zu haben, und daß die Prinzessin völlig sicher vor ihm war.
Conan rülpste. »Bei Crom, Kamerad, das ist das wahre Leben! Die Sterne verbargen sich, so konnte ich nicht aus ihnen lesen, wo wir waren. Außerdem gibt es auf der Tagedieb ohnedies keine Karten über die Länder so tief im Süden. Ich hatte keine Ahnung, daß wir uns hier im sagenhaften Amazonengebiet befinden.« Er goß einen weiteren Becher Feigenwein in sich hinein.
Juma schien ernüchtert. »Das stimmt auf gewisse Weise. Zumindest beanspruchen die Frauen von Gamburu – das ist ihre Hauptstadt – diese Küste für sich. Aber es fehlen ihnen die Mittel, sich hier durchzusetzen, da andere Stämme zwischen meinem und ihrem Land liegen.«
»Sie sollen mächtige Kriegerinnen sein, hörte ich. Ich bin nur froh, daß ich es nicht selbst auf die Probe stellen muß, denn gegen Frauen zu kämpfen, ginge mir gegen den Strich. Habt ihr irgendwelche Schwierigkeiten mit den Amazonen?«
»Anfangs ein bißchen. Jetzt bilde ich meine Jungs aus, wie Turaner zu schießen.« Juma schüttelte bekümmert den Kopf. »Aber das ist gar nicht so einfach. Es gibt kein anständiges Holz für Bogen hier, und meine Burschen wollen einfach keine Federn an die Pfeilschäfte fügen. Und wenn ich darauf bestehe, werden sie störrisch und sagen, das sei nicht üblich. Seit Damballah die Welt erschuf, wurden Pfeile ohne Federn verwendet, also muß es so richtig sein. Manchmal halte ich es für einfacher, einem Zebra das Zitherspielen beizubringen. Aber trotzdem – in Kush habe ich jedenfalls die besten Bogenschützen. Als die Amazonen das letztemal in unser Land eindringen wollten, spickten wir ein paar von ihnen mit unseren Pfeilen, so daß sie an Stachelschweine erinnerten.«
Conan lachte, doch dann drückte er eine Hand auf seine pochende Schläfe. Der Feigenwein schien mit seiner leichten Süße beim Trinken völlig harmlos zu sein, aber jetzt machte sich seine Wirkung mit einem Schlag bemerkbar. Eine Entschuldigung murmelnd, erhob Conan sich ein wenig taumelnd und zog sich hinter die nächste Hütte zurück,
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