Conan-Saga 13 - Conan der Krieger
heftiger, bis sie endlich wagte, ihm das tränenverschmierte Gesicht entgegenzuheben.
»Conan!« Sie wollte die Arme um seinen Hals schlingen, aber die Ketten ließen es nicht zu. Mit dem Dolch durchschnitt er das weiche Gold so dicht an ihren Handgelenken wie nur möglich, und brummte: »Du wirst diese Armbänder tragen müssen, bis ich einen Meißel oder eine Feile finde. Laß mich los, verdammt! Ihr Schauspielerinnen seid zu verdammt gefühlsduselig. Was ist überhaupt passiert?«
»Als ich ins Orakelgemach zurückgegangen bin«, wimmerte Muriela, »sah ich die Göttin auf dem Podest liegen, wie beim erstenmal, als ich mit Zargheba dort hinkam. Ich rief dir und wollte zur Tür rennen – da packte mich etwas von hinten. Es drückte die Hände auf meine Lippen und schleppte mich durch ein Paneel in der Wand, dann eine Treppe abwärts und durch einen dunklen Korridor. Erst als wir durch eine schwere Metalltür in einen Gang gekommen waren, der wie dieses Gemach beleuchtet war, sah ich, wer mich entführt hatte.
Es fehlte nicht viel, und ich wäre in Ohnmacht gefallen. Genau wie die anderen, war es kein wirklich menschliches Wesen, Conan, sie sind graue, haarige Teufel, die aufrecht wie Menschen gehen und deren Gebrabbel kein Mensch verstehen kann. Sie standen nur wie wartend, und nach einer Weile glaubte ich, daß jemand an der anderen Seite die Tür zu öffnen versuchte. Da zog eines der Wesen an einem metallenen Hebel in der Wand, und auf der anderen Seite der Tür stürzte etwas mit erschreckendem Krachen auf den Boden.
Danach trugen sie mich immer weiter durch verschlungene Tunnels und mehrere Steintreppen hoch, bis wir diesen Raum erreichten. Sie fesselten mich auf die Knie dieses gräßlichen Götzen und verließen mich. O Conan, wer sind diese Kreaturen?«
»Die Diener Bît-Yakins«, antwortete er. »Ich fand eine Schriftrolle, die mir so allerlei verriet. Und dann fand ich auch noch Fresken, denen ich den Rest entnahm. Bît-Yakin war ein Pelishtier, der mit seinen Dienern nach Alkmeenon kam, nachdem seine ursprünglichen Bewohner das Tal verlassen hatten. Er entdeckte den Leichnam der Prinzessin Yelaya und stellte fest, daß die Priester hin und wieder in das Tal zurückkehrten, um ihr Opfer darzubringen, denn schon damals wurde sie als Göttin verehrt.
Er war es, der sie zum Orakel machte und ihr seine Stimme verlieh, indem er aus einer Nische sprach, die er in die Wand hinter dem Elfenbeinpodest hauen ließ. Die Priester argwöhnten nichts, denn nie sahen sie ihn oder seine Diener, da diese sich immer verbargen, wenn jemand ins Tal kam. Bît-Yakin lebte und starb hier, ohne je von den Priestern entdeckt zu werden. Nur Crom mag wissen, wie lange er hier lebte, aber es dürften Jahrhunderte gewesen sein. Die Weisen von Pelishtien wissen, wie sie ihre Lebensdauer um Hunderte von Jahren verlängern können. Einige von ihnen lernte ich selbst kennen. Ich habe keine Ahnung, warum Bît-Yakin so einsam hier hauste und weshalb er das Orakel spielte. O doch, letzteres kann ich mir sehr wohl denken. Er tat es, damit die Stadt unberührt und heilig blieb und er so nicht gestört würde. Er aß die Nahrungsmittel, die die Priester Yelaya als Opfergabe brachten, und seine Diener verzehrten etwas anderes – ich weiß schon lange, daß ein unterirdischer Fluß von dem See wegführt, in den die Menschen des puntischen Hochlands ihre Toten werfen. Dieser Fluß strömt unter dem Palast hindurch. Es führen Leitern zum Wasser, an denen die Diener sich festhalten, wenn sie die Leichen herausfischen, die die Strömung mit sich trägt. Bît-Yakin legte all das auf der Schriftrolle und durch Malereien an den Wänden nieder.
Aber schließlich starb auch er. Seine Diener mumifizierten ihn nach den Anweisungen, die er ihnen vor seinem Tod erteilt hatte, und brachten ihn in eine kleine Höhle in der Felswand. Der Rest ist nur Vermutung. Seine Diener, deren Lebensdauer noch weit länger als seine war, blieben weiter im Tal. Als das nächstemal ein Hoherpriester kam, um das Orakel zu befragen, rissen sie ihn in Stücke, denn sie hatten ja keinen Herrn mehr, der sie hätte zurückhalten können. Also kam seither – bis Gorulga – niemand mehr zu dem Orakel.
Ganz offensichtlich erneuerten sie immer wieder die Kleidung der Göttin, wie sie Bît-Yakin es hatten tun sehen. Zweifellos gibt es irgendwo eine verborgene Kammer, in dem die Seidenröcke vor der Verrottung geschützt aufbewahrt werden. Sie bekleideten die Göttin und
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