Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer
durch dichte Zweige und sah, was den gespenstischen Schrei verursacht hatte. In einer kleinen Lichtung, etwas unterhalb von ihm, banden vier Soldaten in nemedischer Kettenrüstung eine Schlinge um den Hals einer hageren alten Frau in einfacher ländlicher Kleidung. Ein Reisigbündel, das mit einem Strick zusammengebunden war, verriet, womit die Frau beschäftigt gewesen war, als die Soldaten sie überrascht hatten.
Conan spürte wilde Wut in sich aufsteigen, als er stumm hinunterblickte und sah, wie die Halunken die Frau zu einem Baum zerrten, dessen untere Zweige offenbar als Galgen für sie dienen sollten. Vor einer Weile hatte Conan die Grenze überschritten, er stand auf dem Boden seines eigenen Landes und beobachtete den Mord an einer seiner Untertaninnen. Die alte Frau wehrte sich mit erstaunlicher Kraft, und während er sie betrachtete, hob sie den Kopf und stieß erneut den seltsamen, weitreichenden Ruf aus, den er zuvor gehört hatte. Wie im Hohn gab der Rabe über den Bäumen sein Echo zurück. Die Soldaten lachten häßlich, und einer schlug ihr grob auf den Mund.
Conan schwang sich von seinem müden Pferd und sprang von dem Felsvorsprung, auf dem er gestanden hatte, mit klirrender Rüstung hinunter ins Gras. Die vier Männer wirbelten herum. Sie zogen ihre Schwerter und starrten verblüfft auf den Riesen im Kettenhemd, der ihnen mit der blanken Klinge in der Hand gegenüberstand.
Conan lachte barsch. Seine Augen glitzerten wie Gletschereis.
»Hunde!« knurrte er. »Macht ihr nemedischen Schakale euch zu Scharfrichtern und hängt meine Untertanen, wie es euch beliebt? Erst müßt ihr schon ihrem König den Kopf abschlagen. Hier stehe ich und warte!«
Die Soldaten starrten ihn unsicher an, als er auf sie zuschritt.
»Wer ist dieser Verrückte?« brummte einer der bärtigen Schurken. »Er trägt nemedische Rüstung, spricht aber mit aquilonischem Akzent.«
»Ist doch egal«, antwortete einer. »Hau ihn nieder, damit wir die Alte in Ruhe hängen können.«
Der Soldat rannte mit erhobenem Schwert auf Conan zu. Aber ehe er es schwingen konnte, sauste die schwere Klinge des Königs herab und spaltete Helm und Kopf. Der Mann fiel, doch die beiden anderen stürmten jetzt auf Conan zu. Sie heulten wie Wölfe und schlugen mit ihren Schwertern auf den Cimmerier ein. Das Klirren der Klingen übertönte das Kreischen des kreisenden Raben.
Conan erwiderte das Gebrüll seiner Gegner nicht. Mit finsterem Lächeln und funkelnden Augen schlug er mit dem Doppelschwert nach links und nach rechts. Trotz seiner gewaltigen Statur war er flink und geschmeidig wie eine Katze und in ständiger Bewegung, so daß die Schläge und Stöße der anderen gewöhnlich nur leere Luft trafen. Schlug jedoch er zu, waren seine Hiebe von vernichtender Kraft. Drei der vier lagen bereits in ihrem Blut, und der vierte blutete aus einem halben Dutzend Wunden und wich zurück, während er verzweifelt parierte, als Conans Sporn sich im Rock eines Gefallenen verfing.
Der König stolperte, und ehe er sein Gleichgewicht wiederfand, bestürmte der Nemedier ihn in seiner Verzweiflung so wild, daß Conan taumelte und auf die Leiche fiel. Der Nemedier krächzte triumphierend. Er spreizte die Beine und hob sein Schwert mit beiden Händen über die rechte Schulter, um es auf den Liegenden hinabsausen zu lassen. Doch da raste etwas über den Rücken des Königs – etwas, das schwer und haarig war – und warf sich wie der Blitz gegen die Brust des Soldaten, daß dessen Triumphschrei zum Todesröcheln wurde.
Conan, der auf die Füße stolperte, sah den Mann mit zerbissener Kehle tot auf dem Boden liegen, und ein großer grauer Wolf stand mit gesenktem Kopf über ihm und roch an dem Blut, das eine Lache im Gras bildete.
Der König drehte sich um, als die alte Frau ihn ansprach. Sie stand hochaufgerichtet, und Conan sah jetzt aus ihren edelgeschnittenen Zügen und den scharfen schwarzen Augen, daß sie trotz ihrer ländlichen Tracht keine einfache Landfrau war. Sie rief den Wolf. Wie ein großer Hund trottete er zu ihr und rieb seine kräftige Schulter an ihr Knie, während seine leuchtend grünen Augen auf Conan gerichtet waren. Abwesend legte sie die Hand auf seinen Kopf, und genau wie er betrachtete sie nachdenklich den König von Aquilonien. Obgleich die ruhigen Blicke der beiden keineswegs feindselig waren, fand er sie beunruhigend.
»Man behauptet, König Conan sei unter dem Geröll der eingestürzten Felsen bei Valkia begraben«, sagte die
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