Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer
Conan ergrimmt.
Zelata schüttelte den Kopf. »Ich habe das Gefühl, daß Ihr Euch täuscht. Schauen wir nach. Nicht leicht läßt der Schleier sich zerreißen, aber ich werde versuchen, ob ich Euch nicht wenigstens Eure Hauptstadt zeigen kann.«
Conan wußte nicht, was sie auf das Feuer warf. Jedenfalls aber winselte der Wolf im Schlaf, grüner Rauch stieg auf und verteilte sich über die Hütte. Wände und Decke verschwammen, der Rauch hüllte ihn ein und entwickelte ein eigenes Leben mit klaren Bildern.
Er starrte ungläubig auf die vertrauten Türme und Straßen von Tarantia, wo brüllende Menschenmengen wogten, und gleichzeitig sah er auf gespenstische Weise die Standarten der Nemedier durch den Rauch und das Feuer eines gebrandschatzten Landes unaufhaltsam westwärts ziehen. Auf dem Hauptplatz von Tarantia drängten sich die Menschen. Sie wimmerten und brüllten, daß der König tot sei und die Barone sich daran machten, das Land unter sich aufzuteilen und daß die Regentschaft eines Königs, selbst wenn Valerius dieser König war, besser sei als Anarchie. Prospero ritt in glänzender Rüstung zwischen ihnen hindurch und versuchte, sie zu beruhigen. Er bat sie, Graf Trocero zu vertrauen, und ersuchte sie, die Stadtmauern zu bemannen und ihm und seinen Rittern zu helfen, die Stadt zu verteidigen. Sie wandten sich gegen ihn, sie heulten vor Furcht und unsinniger Wut und schrien, er sei ein Henkersknecht Troceros, der noch schlimmer sei als Amalric. Mit Pferdeäpfeln und Steinen bewarf der Mob die Ritter.
Das Bild verschwamm und wurde wieder klar, das bedeutete vermutlich, daß inzwischen einige Zeit vergangen war. Jetzt sah Conan Prospero und seine Ritter aus dem Tor gen Süden reiten.
»Dummköpfe«, murmelte Conan. »Narren! Weshalb vertrauten sie Prospero nicht? Zelata, wenn Ihr mich mit irgendwelchen Trugbildern täuschen wollt ...«
»Was Ihr gesehen habt, liegt bereits in der Vergangenheit«, antwortete Zelata ungerührt, doch ernst. »Gestern abend geschah es, daß Prospero Tarantia verließ, während Amalrics Streitkräfte sich schon fast in Sichtweite befanden. Von den Mauern sahen die Menschen die Flammen seines Raubzugs. Das las ich aus dem Rauch. Bei Sonnenuntergang ritten die Nemedier in die Stadt, ohne daß ihnen Widerstand geleistet worden wäre. Ah, hier! Werft einen Blick in Euren Palast ...«
Plötzlich sah Conan seinen Thronsaal vor sich. Im Hermelingewand stand Valerius auf dem Thronpodest, und Amalric, noch in seiner staubigen, blutbefleckten Rüstung, setzte ihm einen glänzenden Reif auf die blonden Locken: die Krone Aquiloniens! Die Anwesenden Aquilonier jubelten, während lange Reihen gerüsteter nemedischer Krieger grimmig zuschauten und Edle, die an Conans Hof in Ungnade gefallen waren, sich mit Valerius' Wappen auf den Ärmeln brüsteten.
»Crom!« fluchte Conan. Seine gewaltigen Hände ballten sich zu Hämmern, die Schläfenadern drohten zu bersten, und sein Gesicht war verzerrt. »Ein Nemedier setzt einem Renegaten die Krone Aquiloniens auf den Kopf – im Thronsaal von Tarantia!«
Als hätte sein Grimm ihn vertrieben, löste der Rauch sich auf, und Conan sah Zelatas schwarze Augen auf sich gerichtet.
»Jetzt habt Ihr es gesehen«, sagte sie. »Die Bürger Eurer Hauptstadt verwirkten die Freiheit, die Ihr ihnen durch Schweiß und Blut errungen hattet. Sie verkauften sich an die Versklaver und Schlächter. Sie haben bewiesen, daß sie keines Vertrauens wert sind. Glaubt Ihr, Ihr könnt Euch auf sie verlassen, wenn Ihr Euer Königreich zurückerkämpfen wollt?«
»Sie hielten mich für tot«, brummte Conan, als er seine Fassung einigermaßen wiedergewonnen hatte. »Ich habe keinen Sohn. Durch die Erinnerung allein läßt kein Volk sich regieren. Und wenn die Nemedier auch Tarantia eingenommen haben, es bleiben immer noch die Provinzen, die Barone und das Landvolk. Valerius hat sich leeren Ruhm erkämpft.«
»Ihr seid hartnäckig, wie es sich für einen Kämpfer gehört«, lobte Zelata. »Ich kann Euch die Zukunft nicht zeigen, auch nicht alles aus der Vergangenheit. Nein, ich zeige Euch nichts. Ich lasse Euch lediglich Fenster im Schleier sehen, die von ungeahnten Kräften geöffnet werden. Möchtet Ihr in der Vergangenheit einen Hinweis auf die Gegenwart finden?«
»Ja.« Conan lehnte sich auf der Bank wieder zurück.
Erneut stieg der grüne Rauch auf und wallte. Neue Bilder entfalteten sich vor Conans Augen, fremdartige diesmal und scheinbar belanglose. Er sah hohe
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