Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer
Valerius, der sie gleichmütig betrachtete – in seinen weiten Reisen war er auf viele fremde Rassen gestoßen.
»Als ich euch als Verbannte aus eurem Königreich verhungernd im khitaischen Dschungel fand, habt ihr geschworen, mir zu dienen. Auf eure für unsereins abscheuliche Weise, habt ihr mir auch nicht schlecht gedient. Jetzt brauche ich euch noch einmal, und wenn ihr eure Sache gut macht, entbinde ich euch eures Diensteids.
Conan, der Cimmerier, ehemaliger König von Aquilonien, lebt immer noch, trotz Xaltotuns Hexerei – oder vielleicht gerade wegen ihr. Ich weiß es nicht. Der finstere Geist dieses wiederbelebten Teufels ist zu abwegig und subtil, als daß ein Sterblicher ihn verstehen könnte. Jedenfalls bin ich nicht sicher, solange Conan lebt. Das Volk akzeptierte mich nur als das kleinere von zwei Übeln, weil es Conan für tot hielt. Zeigt er sich ihm, wird eine Revolution meinen Thron ins Wanken bringen, ehe ich nur einen Finger rühren kann.
Vielleicht beabsichtigen meine Verbündeten, ihn gegen mich auszuspielen, wenn sie finden, daß ich meinen Zweck erfüllt habe. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß diese Welt zu klein für zwei aquilonische Könige ist. Sucht den Cimmerier. Benutzt eure unheimlichen Fähigkeiten, ihn aufzuspüren, wo immer er auch sein mag. Er hat viele Freunde in Tarantia. Albiona kann er nicht ohne Hilfe in Sicherheit gebracht haben. Ein Mann allein – selbst einer wie Conan – hat das Gemetzel in der Gasse am Turm nicht geschafft. Doch genug. Nehmt seine Fährte auf. Wohin sie führt, weiß ich nicht. Ihr müßt ihn finden! Und wenn ihr ihn gefunden habt, tötet ihn!«
Die vier Khitaner verneigten sich, drehten sich um und verließen, ohne auch nur ein Wort gesprochen zu haben, auf leisen Sohlen das Gemach.
11. Schwerter des Südens
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SCHWERTER DES SÜDENS
Die ersten Strahlen der Morgensonne hinter den fernen Bergen schienen auf die Segel eines kleinen Schiffes. Es fuhr auf einem Fluß, der sich bis auf eine Meile an die Stadtmauern Tarantias heranschlängelte und in weiten Schleifen südwärts wand. Dieses Schiff unterschied sich augenfällig von den üblichen, die auf dem breiten Khoratas zu finden waren, wie die Fischkutter und schwerbeladenen Kauffahrer. Dieses eine Schiff war lang und schmal und hatte einen hohen, geschwungenen Bug. Die ebenholzschwarze Hülle war an den Schanzdecks mit weißen Totenschädeln bemalt. Mittschiffs erhob sich eine kleine Kajüte, deren Fenster sorgfältig verdeckt waren. Andere Flußfahrzeuge wichen diesem so erschreckend bemalten Schiff aus, denn sie erkannten es als eines der sogenannten »Pilgerschiffe«, die gewöhnlich einen verblichenen Asuraner auf seine letzte, geheimnisvolle Pilgerfahrt südwärts brachten, wo der Fluß weit jenseits der poitanischen Berge ins blaue Meer mündete. In der Kajüte lag zweifellos der Leichnam des dahingeschiedenen Gläubigen. Am Khoratas waren alle mit dem Anblick dieser unheimlichen Schiffe vertraut, und selbst der fanatischste Anhänger Mitras würde es nicht wagen, einem den Weg zu versperren oder es zu betreten.
Wo die Reise dieser Schiffe endete, war nicht bekannt. Manche vermuteten, in Stygien, andere, bei einer namenlosen Insel jenseits des Horizonts, und wieder andere glaubten, in dem prächtigen und geheimnisvollen Vendhya würden die Toten ihre letzte Ruhe finden. Aber niemand wußte etwas Genaues. Mit Sicherheit stand nur fest, daß immer, wenn ein Asuraner starb, seine Leiche auf einem dieser schwarzen Schiffe auf dem Khoratas südwärts getragen wurde. Und immer steuerte ein riesenhafter schwarzer Sklave das Schiff. Weder Schiff, Leichnam noch Sklave wurden jemals wiedergesehen, außer es war immer derselbe Schwarze, der die Schiffe südwärts lenkte – wie ein Gerücht behauptete.
Der Mann, der dieses bestimmte Schiff steuerte, war so riesenhaft und braun wie die anderen, doch ein genauerer Blick hätte offenbart, daß die dunkle Farbe seiner Haut künstlich aufgetragen war. Er trug ein ledernes Lendentuch und Sandalen, und er bediente das schwere Ruder mit ungewöhnlicher Geschicklichkeit und Kraft. Doch niemand kam dem düsteren Schiff nahe, denn es war wohlbekannt, daß die Anhänger Asuras verflucht und diese Pilgerschiffe mit Schwarzer Magie behaftet waren. So wichen die Steuermänner aller anderen Flußfahrzeuge aus und murmelten einen Fluch oder ein Gebet, wenn das dunkle Schiff an ihnen vorbeiglitt. Keiner ahnte, daß er dadurch die Flucht ihres
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