Conan-Saga 18 - Conan der Rächer
einmal gesehen‹, murmelte er, doch mehr wollte er nicht sagen. Einige von uns nahmen an, dieser Dämon sei gekommen, um Thanara in die Hölle von Erliks Anbetern zu holen. Doch andere, die näher gewesen waren, behaupteten, sie hätte ganz bestimmt keine Angst gezeigt, sondern eher den Eindruck erweckt, sie selbst habe das Ungeheuer gerufen und darauf gewartet.
Schließlich schüttelte Conan seine Benommenheit ab und erteilte Befehle. Wir nahmen den Gefallenen die Wertsachen ab und warfen die Toten über Bord – selbst die Leiche des Königs, wie Conan angeordnet hatte. Über die Entführung Thanaras sagte er nur:
›Soll das verdammte Weibsstück doch mit ihrem Dämon fliehen. Ich führe keinen Krieg gegen Frauen, allerdings hätte ich ihr für ihren Verrat das Fell gegerbt.‹
Das war alles. Wir steckten die gestrandete Galeere in Brand und segelten mit der anderen hierher.«
»Und wo ist Conan?« wollte ein anderer Zuhörer wissen. »Warum ist er nicht auch hier und erzählt uns selbst von seinen Abenteuern? Wird er bei uns bleiben und die Turaner aus der See vertreiben?«
»Leider nicht. Der Cimmerier setzte Kurs auf die Ostküste. Er sagte, er sei in wichtiger Mission unterwegs. Er hatte hier nur kurz Station gemacht, um seine alte Rechnung mit Yezdigerd zu begleichen. Einer der befreiten Sklaven war ein Khitan. Conan unterhielt sich lange mit ihm. Sie sprachen über die Lande fern der Himelians. Wenn wirklich Khitai sein Ziel ist, muß er hinter einem fabelhaften Schatz her sein, denn weshalb sonst würde jemand so wahnsinnig sein, den weiten Weg zu den Ländern jenseits des Sonnenaufgangs zu machen?«
»Warum hat er nicht einen Trupp von uns mitgenommen?«
»Das ist mir ein weiteres Rätsel. Er sagte, er hätte geschworen, allein zu reisen, denn sonst würde er sein Ziel nicht erreichen.
Wir setzten ihn an der Ostküste ab. Der Abschied zwischen ihm und Rolf, dem Nordmann, war kurz, wie es in ihrer eisigen Heimat üblich ist. Die Besatzung dagegen stimmte ein wehmütiges Abschiedslied an, bis Conan uns fluchend zu verstummen befahl. Wir blickten ihm nach, bis er auf seinem Weg ins Unbekannte hinter einer Sanddüne verschwand.
Jetzt ist Rolf unser Kapitän, und einen besseren – von Conan abgesehen – gibt es nicht. Conan wird immer der größte bleiben, selbst wenn die Vilayetsee dereinst zur Wüste geworden ist und die Sterne vom Himmel gefallen sind. Ich trinke auf seine Gesundheit, und möge seine Mission erfolgreich sein!«
Alle tranken schweigend darauf, und dieses Schweigen war ungewöhnlich in einer Piratenschenke.
6. Verrat im Osten
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VERRAT IM OSTEN
»Und wie geht es Ihrer königlichen Hoheit, der Devi?« fragte Conan den fetten Wirt, während er bei einer Kanne des würzigen Shirakweins aus Vendhya saß. Im Vertrauen auf seine Verkleidung als Kshatriya hatte er den Schankraum nicht nur betreten, um seinen Durst zu löschen, sondern vor allem, um etwas über diese verführerische Frau zu erfahren, deren Reich er einst gerettet hatte. Alte Erinnerungen kehrten frisch zurück. Seine Augen schienen in weite Fernen zu blicken, während er zuhörte.
Obgleich die Schenke kaum besucht war, nahm die rauhe Stimme des Wirtes einen vorsichtigen Ton an, als er sich näherbeugte und dem Cimmerier ins Ohr flüsterte.
»Ah, die Devi herrscht mit weiser und fester Hand, obgleich sie keinen Prinzgemahl an ihrer Seite hat, der sie unterstützt. Aber der Hof ist der Meinung, daß zum Thron ein kriegerischerer Geist gehört. Man munkelt sogar, daß ihr Vetter Chengir Khan nicht nur ein lüsternes Auge auf die Krone, sondern auch auf sie hat. Bisher hat sie seine Anträge abgelehnt, aber die öffentliche Meinung wird sie wohl bald zu einer Entscheidung zwingen. Die Dynastie muß fortgeführt werden und Yasmina ihre Pflicht gegenüber dem Reich erfüllen.«
Der feiste Vendhyaner warf einen schnellen Blick durch die offene Tür. Schwere Schritte kamen näher, und Waffenrasseln war zu hören, als ein Trupp Bewaffneter mit Schilden am Arm und Lanzen an der Schulter sich im Marschschritt näherte. Auf den Befehl ihres Offiziers hielten die Soldaten an. Ihr narbiger alter Anführer trat in die Schenke. Sein scharfer Blick nahm alles auf, blieb kurz auf Conan ruhen und wandte sich schließlich dem Wirt zu.
Flüsternd redete er auf ihn, der hinter den Schanktisch getreten war, ein. Zwei staubige Flaschen verschwanden in dem Seidensack des Offiziers. Danach kehrte er mit langen Schritten zu
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