Conan-Saga 18 - Conan der Rächer
überzeugt jetzt auch mich, daß ich einen Prinzgemahl brauche. Herrsche mit mir über Vendhya, Conan! Gleich morgen werden wir unsere Verlobung bekanntgeben, und in einem Monat werden wir uns vermählen. Vendhya soll ein Hochzeitsfest erleben, wie es seit hundert Jahren keines mehr gegeben hat! Ich liebe dich, mein wilder Häuptling!«
Sie umarmte ihn leidenschaftlich, schmiegte sich fest an ihn und bedeckte seine Lippen mit Küssen, bis ihm das wallende Blut in den Ohren dröhnte. Aber er schüttelte den Kopf und schob sie sanft bis in Armlänge von sich.
»Mädchen, das ist wahrhaftig ein verlockendes Angebot!« brummte er. »Es gibt nur wenige Frauen, die so schön und so klug sind wie du. Jeder Mann, den du zum Gemahl erwählst, dürfte sich glücklich und als Günstling von hundert Göttern schätzen. Vor zehn Jahren, als ich noch Söldner war, hätte ich vermutlich nicht nein gesagt. Doch nun kann ich nicht mehr. Ich habe jetzt mein eigenes Königreich – Aquilonien im Westen –, das mächtigste der Welt. Aber ein Schwarzer Magier aus Khitai ließ mir meine Königin rauben, und ich habe geschworen, sie zurückzuholen. Ich wäre kein Mann, würde ich meinen Schwur nicht halten. Heirate einen deines eigenen Volks, das sich auch lieber von einem König seines Blutes regieren lassen wird. Ich muß morgen schon weiterreiten, zu den Himelians.«
Die Augen Yasminas glänzten feucht, und es sprachen Zärtlichkeit und unendliche Liebe aus ihnen, als sie auf Conan ruhten. »Die Götter schenken Glück, nur um es wieder wegzunehmen«, murmelte sie. »Doch vielleicht ist das ganz gut so, denn sonst wäre das Leben nur Glückseligkeit und uns würde der Vergleich fehlen, um das wahre Glück zu erkennen.« Sie fuhr sich schnell über die Augen, und ein seltsames, leicht wehmütiges Lächeln spielte um ihre Lippen. »Du mußt also morgen schon weg. Doch bis der Tag anbricht, ist noch Zeit. Wir sollten sie mit Angenehmerem als Worten nutzen.«
Wieder fanden sie sich in einer leidenschaftlichen Umarmung.
7. Der Schneedämon
7
DER SCHNEEDÄMON
Der Mann schlich fast lautlos auf dem schneebedeckten Pfad dahin. Er hatte den Oberkörper nach vom gebeugt, den Blick suchend auf den Boden geheftet, und seine Nasenflügel blähten sich, als wittere er, wie ein Hund, eine Spur. Kein Mensch war je zuvor hier gewesen, zumindest keiner, der zurückgekehrt war und davon hätte erzählen können. Dunstbehangen und geheimnisvoll waren die oberen Eis- und Schneewüsten der Himelianischen Berge.
Zelvar Af hatte allein gejagt, als er auf die merkwürdige Fährte im Schnee gestoßen war. Sehr tiefe Abdrücke von breiten Spreizfüßen fanden sich in Abständen von mindestens vier Fuß, was auf die ungeheure Größe und das Gewicht der Kreatur schließen ließ, von der sie stammten. Nie hatte Zelvar Af ähnliche gesehen, aber die Erinnerung an schreckliche Geschichten erwachte in ihm, die die weißbärtigen Greise in den strohgedeckten Hütten der Bergdörfer gern erzählten.
Mit primitiver Unbekümmertheit schüttelte Zelvar Af die leichte Furcht ab, die ihn beschlichen hatte. Gewiß, er war allein und mehrere Tagesmärsche von zu Hause entfernt. Aber war er nicht der geschickteste Jäger der Wamadzi? Er strich fast zärtlich über die doppelte Krümmung seines mächtigen hyrkanischen Bogens, der ihm ein beruhigendes Gefühl verlieh. Geschmeidig und leichtfüßig wie eine Katze verfolgte er die Fährte weiter.
Weder ein ungewöhnlicher Laut noch Anblick gaben ihm Anlaß, plötzlich zu erstarren. Weiß und unberührt erstreckten sich die Schneefelder majestätisch über ihm. In der Ferne strebten Felszacken dem Himmel entgegen. Nirgendwo war eine Spur von Leben. Und doch rann Zelvar Af mit einemmal ein eisiger Schauder über den Rücken. Das Gefühl beschlich ihn, daß irgendwo in der Nähe ein Alptraumwesen lauerte. Als seine Glieder ihm wieder gehorchten, wirbelte er herum und riß den schweren Zhaibardolch aus der Hülle.
Das Blut stockte ihm in den Adern. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen beim Anblick der riesenhaften weißen Kreatur, die durch den Schnee auf ihn zuglitt. Keine Züge zeichneten sich in dem weißen Gesicht der auf grauenvolle Weise menschenähnlichen Gestalt ab. Die Schnelligkeit, mit der sie auf ihn zukam, lähmte den Jäger. Nur mit Mühe gelang es ihm, die Klinge zu schwingen, während sich seiner Kehle ein schriller Schrei entrang. Doch der Dolch richtete nichts gegen dieses Ungeheuer aus,
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