Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
kräftige Cimmerier zur Seite aus. Die Klinge des Gegners verfing sich in dem doppelt herabhängenden Umhang, während des Cimmeriers Fuß den Anführer in den Unterleib trat. Gleichzeitig wendete Conans Schwert einen Stoß des Kahlgeschorenen zur Seite ab. Stöhnend versuchte der Anführer sich aufzurichten, doch Conan wirbelte herum, und sein linker Fuß traf den Bärtigen so an der Schläfe, daß er dem herbeieilenden Rattengesicht geradewegs vor die Füße fiel und dieser über ihn stürzte.
Der kahlgeschorene Angreifer zögerte und stierte auf seine beiden Kumpane am Boden. Das kostete ihn das Leben. Conans blitzender Stahl schnitt halb durch seinen Hals. Rattengesicht taumelte auf die Füße und versuchte einen verzweifelten Stoß mit der über dem Kopf geschwungenen Klinge. Conans Schwert fing sie ab und drängte sie in weitem Schwung nach unten, und seine Klingenspitze drang in die Brust des Gegners.
Schnell riß Conan die Klinge zurück. Rattengesicht sackte tot zusammen. Der Anführer war wieder auf den Beinen, das schmale bärtige Gesicht vor Wut verzerrt. Er schwang sein Schwert, während der riesenhafte Cimmerier sich noch umdrehte. Ungläubig stierte er ihn an, als Conan sich duckte und auf die Fersen kauerte. Und schon strich des Cimmeriers Klinge über seinen Bauch; der Anführer schrie schmerzerfüllt auf. Er war bereits tot, als er auf den Pflastersteinen aufschlug.
Conan drehte sich zu Hordo um und sah, daß der Einäugige gerade seinen zweiten Gegner köpfte. Stöhnend wandte Hordo sich ihm zu. Blut sickerte aus einer klaffenden Wunde am Schwertarm und einer kleineren an der Stirn.
»Ich bin zu alt für so etwas, Cimmerier!«
»Das sagst du, solange ich dich kenne.« Conan bückte sich nach den Beuteln der Männer, die er getötet hatte.
»Es ist wahr, glaub es mir. Wenn diese Narren nicht gezögert hätten, wäre es ihnen vielleicht geglückt, uns zu zerhacken. Es fiel mir schwer genug, mir die zwei vom Leib zu halten. Ich sage dir, ich bin zu alt!«
Conan richtete sich mit sechs frischgemünzten Goldmark wieder auf. »Narren mögen sie gewesen sein. Aber jedenfalls war jemand bereit, zehn Goldmark für einen Mord zu bezahlen.« Mit einem Daumenzucken deutete er auf die beiden, die Hordo besiegt hatte. »Du wirst feststellen, daß auch jeder von ihnen zwei Goldmark bei sich hat.«
Vor sich hin fluchend, beugte der Einäugige sich über seine beiden toten Gegner und richtete sich mit vier dicken Münzen wieder auf. »Das Rattengesicht dort sagte was davon, daß sie keine zwei erwartet hatten. Mitra, wer würde für einen von uns zehn Goldmark ausgeben?«
Ein schlaksiger Junge schlenderte aus einer kaum zehn Schritt entfernten Seitengasse. Beim Anblick der Leichen riß er den Mund auf und rannte schrill schreiend davon.
»Unterhalten wir uns darüber in der Thestis«, schlug Conan vor, »ehe wir noch mehr Aufmerksamkeit hier erregen.«
»Bei unserem Pech ist heute bestimmt der eine Morgen in einem halben Jahr, an dem die Stadtwache unterwegs ist«, brummte Hordo.
Es war eine kurze Entfernung bis zu dem ungewöhnlichen Wirtshaus, doch offenbar war dort niemand auf den Kampf aufmerksam geworden. Bloß Kerin kümmerte sich um sie, als sie eintraten. So früh am Morgen waren nur wenige der Künstler auf, und es war fast still in der Gaststube.
»Hordo!« rief das schlanke Mädchen besorgt. »Was hast du denn mit deinem Arm gemacht?«
»Ich bin über einen zerbrochenen Weinkrug gefallen«, antwortete er verlegen.
Sie bedachte ihn mit einem scharfen Blick, dann rannte sie weg und kehrte kurz darauf mit sauberen Tüchern und einer Kanne Wein zurück. Sie machte sich daran, den Wein über die Wunde an Hordos Arm zu schütten.
»Nein!« brüllte er und entriß ihr die Kanne.
Sie lächelte belustigt. »So sehr kann es doch nicht weh tun!«
»Es tut überhaupt nicht weh«, brummte er. »Aber das ist nicht die richtige Verwendung für Wein!« Er setzte die Kanne an die Lippen und wehrte mit der freien Hand Kerins Versuche ab, sie ihm zu entreißen. Als er sie schließlich absetzte, bekam sie sie zu fassen. Sie goß den winzigen Rest Wein, der übriggeblieben war, auf ein Tuch und betupfte damit die Stirnwunde.
»Halt dich still, Hordo!« befahl sie. »Ich hole dir dann schon noch Wein.«
Conan fiel ein ihm fremdes Gesicht in der Gaststube auf. Ein gutaussehender junger Mann in reich besticktem rotem Samtwams saß an einem Ecktisch und unterhielt sich mit Graecus, einem Bildhauer, der mit
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