Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
dann lachte sie erfreut und machte spöttisch einen tiefen Knicks, ehe sie sich zurückzog. Die Gespräche an den verschiedenen Tischen wurden wieder aufgenommen. Die Musiker bearbeiteten weiter ihre Instrumente, und der Dichter rezitierte der Wand zugedreht.
»Hübsche Schankmaiden«, murmelte Hordo, während er seinen verbeulten Becher füllte. »Aber sie kleiden sich wie Tempeljungfrauen.«
Conan unterdrückte ein Grinsen. Der Einäugige war in der Nacht ordentlich betrunken gewesen. Nun, er würde bald von allein dahinterkommen, daß er hier für den Wein nicht bezahlen mußte. Sollte er in der Zwischenzeit ruhig für sie beide etwas beisteuern.
»Überleg doch, Hordo. Ein solches Durcheinander von Waffen ist genau das, was diese Künstler hier zusammentragen würden.«
»Fängst du damit wieder an?« brummte der Einäugige. »Erstens einmal kann ich mir nicht vorstellen, daß der Anführer der Schmuggler Garian gestürzt sehen möchte. Die hohen Steuern mögen zwar die Armen in den Hungertod treiben, aber sie bringen den Schmugglern einen hohen Gewinn. Zweitens ...« Sein Gesicht verfinsterte sich, so daß die Narbe unter der Augenbinde sich weiß abhob. »... habe ich schon eine Rebellion mit dir durchgemacht. Oder hast du etwa gar vergessen, wie wir mit dem Scharfrichter dicht auf unseren Fersen zur vendhyanischen Grenze flohen?«
»Ich habe doch nichts davon gesagt, daß ich mich ihrer Rebellion anschließen möchte.«
»Gesagt nicht, aber gedacht«, knurrte Hordo. »Du bist ein romantischer Narr, Cimmerier. Das warst du schon immer und wirst es vermutlich auch bleiben. Bei Hanuman, du wirst mich nicht noch einmal in einen Aufstand hineinziehen! Überleg dir lieber, wie wir das Handgeld für einen Söldnertrupp beschaffen können!«
»Ich tue nichts anderes«, erwiderte Conan. »Vielleicht denke ich sogar zuviel an Gold.«
Hordo stöhnte, aber Conan wurde einer weiteren Erwiderung durch das schlanke Mädchen enthoben, die den Wein gebracht hatte. Sie legte den Kopf ein wenig schräg und schenkte dem Cimmerier ein halb scheues, halb einladendes Lächeln, das die Stube plötzlich fast zu warm machte.
»Wie heißt du, Mädchen?« fragte Hordo. »Du bist ein hübsches kleines Ding. Schlüpf aus deinem Baumwollkittel und leiste dir ein paar Seidenfetzen, dann kannst du selbst im besten Weinhaus von Belverus arbeiten.«
Vergnügt lachend warf sie den Kopf zurück, wobei ihr glänzend braunes Haar weich über die Schultern fiel. »Habt Dank, gütiger Herr, für Eure großmütige Spende.« Hordo runzelte verständnislos die Stirn. »Ich heiße Kerin«, fuhr sie fort, und ihre braunen Rehaugen wanderten wie eine sanfte Liebkosung zu dem Cimmerier. »Und nach diesen Schultern zu schließen, müßt Ihr der Conan sein, von dem Ariane sprach. Ich arbeite mit Ton, aber ich hoffe, daß ich dereinst meine Skulpturen in Bronze gießen kann. Würdet Ihr vielleicht für mich Modell stehen? Ich habe kein Geld, Euch zu bezahlen, aber möglicherweise ...« Ihr fast zärtliches Lächeln verriet, welche Abmachung sie gern mit dem muskelstrotzenden Barbaren treffen würde.
Nachdem die Worte »Modell stehen« gefallen waren, hatte Conan ihr kaum noch zugehört. Er stellte sich Ariane auf dem Tisch stehend vor, und ihm wurde bewußt, daß sein Gesicht brannte. Sie konnte doch ganz bestimmt nicht meinen, daß er ... Nein, ganz sicher nicht.
Er schluckte und räusperte sich verlegen. »Ihr habt Ariane erwähnt. Habt Ihr eine Nachricht für mich von ihr?«
»Oh, war sie inzwischen hier?« Kerin seufzte. »Ja, offenbar. Sie wartet oben in Eurer Kammer auf Euch. Um Euch etwas Wichtiges mitzuteilen, sagte sie.« Sie endete mit einem hintergründigen Lächeln.
»Mädchen«, sagte Hordo, als der Cimmerier sich erhob und seinen Hocker zurückschob. »Was bedeutet dieses Modellstehen? Kann ich es nicht für dich tun?« Kerin zog Conans Hocker näher und setzte sich.
Den ganzen Weg durch die Gaststube wartete Conan auf Hordos Entrüstungsschrei, doch als er am Fuß der Treppe zurückschaute, sah er, wie der Einäugige sichtlich erfreut nickte. Lachend rannte Conan die Stufen hoch. Es hatte ganz den Anschein, als würde der Freund für sein Silberstück mehr bekommen, als er erwartet hatte.
Auf dem schmalen Korridor im ersten Stock reihten die Türen sich dicht aneinander, denn die ehemaligen größeren Räume waren in viele kleine aufgeteilt. Als Conan die einfache Brettertür zu seiner Kammer aufmachte, stand Ariane unter dem
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