Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
Stephano befreundet war.
Nun, da Conan wußte, daß jemand seinen Tod wollte, war er Fremden gegenüber mißtrauisch. Er griff nach Kerins Arm.
»Dieser Mann dort«, sagte er. »Der mit Graecus redet. Wer ist das? Für einen Künstler sieht er allzu prächtig gekleidet aus.«
»Demetrio ein Künstler?« sagte sie verächtlich. »Ein Taugenichts, einer, der nur mit Männern ins Bett steigt. Manche halten ihn für sehr geistreich, ich nicht. Hin und wieder geruht er, einigen von uns, die darauf hereinfallen, zu schmeicheln.«
»Glaubst du, daß er derjenige ist?« fragte Hordo.
Conan zuckte die Schultern. »Er oder irgendein anderer.«
»Bei Erebus, Cimmerier. Ich bin zu alt für solche Dinge!«
»Wovon redet ihr überhaupt?« fragte Kerin. »Nein, ich will es lieber gar nicht wissen.« Sie stand auf und zog Hordo hinter sich her – ein Faun, der einen Bären führt. »Diese Wunde an deinem Arm muß versorgt werden, und zwar nicht mit Wein.«
»Wenn ich zurückkomme«, rief Hordo über die Schulter Conan zu, »können wir mit unserer Suche nach den Männern anfangen, einverstanden?«
»Einverstanden«, bestätigte Conan und erhob sich ebenfalls. »Ich hole das Schwert. Es müßte uns ein paar Münzen einbringen.«
In seiner Kammer stemmte der Cimmerier ein Fußbodenbrett auf und nahm das Schwert mit der Wellenklinge heraus. Das Licht aus dem hohen schmalen Fenster fiel darauf und ließ Klinge und Parierschutz aufblitzen. Eine fühlbare Ausstrahlung des Bösen stieg von ihm auf.
Conan richtete sich auf und wickelte das Schwert wieder in seinen Umhang, der von einem Hieb aufgeschlitzt war. Während er es so in der bloßen Hand hielt, stieg Übelkeit in ihm auf, wie er sie nicht einmal empfunden hatte, als er zum erstenmal im Kampf einen Mann tötete.
Auf dem Weg zurück in die Gaststube hielt der junge Mann im roten Samtwams ihn am Fuß der Treppe auf. Er hatte einen Pomander an die Nase gedrückt und die schweren Lider halb über die Augen gesenkt. Er erweckte den Eindruck eines gelangweilten Müßiggängers, doch Conan fiel auf, daß der Griff seines Degens abgegriffen war und die Hand mit dem Pomander leichte Schwielen aufwies.
»Einen Augenblick, wenn Ihr die Güte habt«, sagte der junge Mann höflich. »Ich bin Demetrio, leidenschaftlicher Sammler alter Waffen. Ich hörte gerade, daß Ihr eine in Eurem Besitz habt und sie verkaufen wollt.«
»Ich erinnere mich nicht, erwähnt zu haben, daß es sich um eine alte Waffe handelt«, entgegnete der Cimmerier. Der Mann hatte etwas von einer Schlange an sich, und das gefiel Conan nicht. Er erschien ihm von der Art zu sein, die lächelnd die Hand drücken und heimtückisch mit der Klinge zustoßen. Trotzdem hörte er ihm zu.
»Vielleicht habe ich mir nur eingebildet, daß Ihr alt gesagt habt«, erwiderte Demetrio glatt. »Wenn sie nicht alt ist, bin ich nicht interessiert, andernfalls sehr wohl.« Er warf einen Blick auf das Bündel unter Conans Arm. »Habt Ihr sie hier?«
Conan griff in den Umhang und zog das Schwert heraus. »Das ist das Schwert«, sagte er und hielt erstaunt inne, als Demetrio, die Hand um den Degengriff, zurücksprang. Der Cimmerier drehte das alte Schwert um und streckte ihm den Knauf entgegen. »Wollt Ihr es Euch näher anschauen?«
»Nein.« Die Stimme des anderen klang zittrig. »Ich sehe auch so, daß ich sie kaufen möchte.«
Demetrios Lippen waren bleich und gespannt. Conan kam der seltsame Gedanke, daß der schlanke junge Mann sich vor dem Schwert fürchtete, aber er wies ihn als töricht von sich. Er warf das Schwert auf den nächsten Tisch. Ihm kam seine Hand, schon allein deswegen, weil er es gehalten hatte, schmutzig vor. Und auch das war töricht.
Demetrio schluckte. Offenbar war ihm nun wohler, da das Schwert auf der Tischplatte lag. »Diese Klinge«, fragte er, »hat sie irgendwelche besonderen Eigenschaften? Ist sie vielleicht zauberkräftig?«
Conan schüttelte den Kopf. »Nicht, daß ich wüßte.« Behauptete er es, könnte er vielleicht den Preis erhöhen, aber die Wahrheit würde zu schnell an den Tag kommen. »Was gebt Ihr mir dafür?«
»Drei Goldmark«, antwortete Demetrio ohne Zaudern.
Der Cimmerier blinzelte. Er hatte eigentlich nur mit Silberstücken gerechnet. Aber wenn das Schwert dem Mann soviel wert war, war es an der Zeit zu feilschen. »Für eine so alte Klinge«, sagte er, »würde so mancher Sammler zwanzig geben.«
Der junge Mann blickte ihn forschend an. »Soviel habe ich nicht bei mir«,
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