Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
auf die Füße und bemerkte, daß er nicht allein war. Im Schatten der entfernteren Wand stieß ein stämmiger Mann, in kostbarem blauem Umhang, dessen Gesicht nicht zu sehen war, in der Sprache der Gosse überrascht einen Fluch aus. Ein anderer Mann, dessen kurzer Bart ein pockennarbiges Gesicht umrahmte, starrte Conan ungläubig an.
Es war jedoch der dritte Mann, der Conans Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Offen über einem scharlachroten Wams trug er einen grauen Umhang. Mit seinem Raubvogelgesicht, den mit Weiß durchzogenen dunklen Schläfen und den schwarzen Augen machte er einen gebieterischen Eindruck. »Tötet ihn!« befahl er.
Crom! dachte Conan und griff nach seinem Schwert. Wollte denn jeder in Belverus seinen Tod? Des Pockennarbigen Hand legte sich um den Schwertknauf.
»Dort unten!« brüllte jemand auf dem Dach. Keiner in der Kammer rührte sich, nur eine Wange des Pockennarbigen zuckte. »Das Loch im Dach! Ein Silberstück für den ersten, der sein Blut zum Fließen bringt!«
Mit finsterer Miene hob der mit dem Raubvogelgesicht eine zur Klaue gekrümmte Hand, als könnte er Conan über die Breite der Kammer hinweg packen. Ein Poltern war zu vernehmen, als die Wächter auf das Dach sprangen. »Keine Zeit!« knirschte der Raubvogelgesichtige. Er drehte sich um und eilte aus dem Raum. Die beiden anderen folgten ihm dichtauf.
Conan beabsichtigte weder, die Stadtwache hier zu empfangen, noch sich den anderen anzuschließen. Sein Blick fiel auf einen löchrigen Wandbehang, der nicht dicht anlag, sondern aussah, als verberge er etwas. Er riß ihn zur Seite und entdeckte die Tür. Sie führte in eine weitere Kammer, die völlig leer und dick mit Staub bedeckt war. Glücklicherweise hatte sie eine Tür auf einen Gang hinaus. Als Conan sie leise hinter sich schloß, hörte er das Plumpsen der Männer, die durch das Loch im Dach gesprungen waren.
Nach dem Gassenlabyrinth führte der Gang zu seiner Überraschung geradewegs auf eine Straße, und niemand begegnete ihm außer einer alternden Dirne, die ihn mit einem zahnlückigen Lächeln einlud. Schaudernd eilte er weiter.
Hordo war der erste, den er in der Thestis sah. Mit düsterer Miene brütete er über einem Becher Wein. Conan ließ sich ihm gegenüber auf einen Hocker fallen.
»Hordo, hast du mir eine Nachricht geschickt, daß ich zu dir in die Schenke ›Zum Vollmond‹ kommen sollte?«
»Was? Nein.« Ohne von seinem Becher aufzublicken, schüttelte der Einäugige den Kopf. »Sag mir, Cimmerier, kannst du die Weiber verstehen? Ich kam herein, sagte Kerin, daß sie die schönsten Augen in ganz Belverus habe, da schlug sie mir ins Gesicht und fauchte, daß mir wohl ihr Busen nicht groß genug sei.« Er seufzte abgrundtief. »Und sie weigert sich, mit mir zu sprechen.«
»Vielleicht kann ich dir erklären, wie es dazu kam.« Mit leiser Stimme erzählte er von der Botschaft und was danach passiert war.
Hordo verstand sofort. »Dann sind sie also hinter dir her – wer immer auch diese sie sind. Die Stadtwache haben sie geschickt, falls diese Messerstecher dich nicht fertigmachen konnten.«
»Ja«, pflichtete der Cimmerier ihm bei. »Als die Burschen mir so hartnäckig folgten, war mir klar, daß sie mehr als nur den üblichen Sold bekommen würden. Aber ich weiß immer noch nicht, wer mich verraten hat.«
Hordo fuhr mit dem Fingernagel durch eine Weinlache auf dem Tisch. »Hast du schon daran gedacht, Belverus zu verlassen, Conan? Wir könnten südwärts reiten. In Ophir braut sich etwas zusammen, und der Bedarf an freien Söldnertruppen ist groß. Ich sage dir, es gefällt mir nicht, daß jemand hinter dir her ist, den du nicht einmal kennst. Ich habe dir doch gleich empfohlen, du solltest die Warnung des blinden Wahrsagers ernstnehmen.«
»Du hast behauptet ...« Conan schüttelte den Kopf, aber er fand es sinnlos, darauf jetzt weiter einzugehen. »Wenn ich Belverus verlasse, verliere ich meine Leute. Sie sind auf das Gold scharf, das es hier zu verdienen gibt. Und ich könnte sie nicht bezahlen, solange wir keine Anstellung in Ophir haben. Außerdem gibt es hier noch einiges, was ich erst erledigen muß.«
»Du willst dich doch hoffentlich nicht in diese aussichtslose, kindische Revolte verwickeln lassen!«
»Nicht direkt.«
»Nicht direkt!« Hordo verbarg seine Entrüstung nicht. »Würdest du die Güte haben, mir zu sagen, was du vorhast? Und zwar genau!«
»Ein bißchen Gold verdienen«, erwiderte Conan. »Herausfinden, wer auf meinen Tod
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