Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
Platz in dem großen Gefüge war. Er hatte seinen Nutzen im Zusammentragen von Informationen bewiesen. Vielleicht, wenn er sich mit seinem Platz abfand, konnte er ihn am Leben lassen.
Sorgfältig verschloß der Lord mit den grausamen Augen die lackierte Truhe wieder. »Kommt«, befahl er und drehte sich um. »Es bleibt uns wenig Zeit, die anderen zu treffen.«
Er sah die Frage – welche anderen? – auf Demetrios Lippen zittern. Als sie nicht laut wurde, lächelte er. Das war die richtige Einstellung gegenüber einem König: ohne sich Fragen zu erlauben, alles hinzunehmen. Wie befriedigend es erst sein würde, wenn ganz Nemedien sich so verhielt. Und weshalb bloß Nemedien? Warum sollten Grenzen, die andere gesetzt hatten, für ihn gelten?
Schnell warfen sie sich Umhänge über die Schultern und verließen den Palast. Vier Sklaven trugen Fackeln, zwei vor, zwei hinter ihnen, und zehn Schwerbewaffnete in knarrender Leder- und Kettenrüstung umringten schützend Albanus, als er so durch die dunklen Straßen schritt. Daß sie auch Demetrio beschützten, lag nur daran, daß er neben dem Lord herschritt.
Unterwegs sahen sie niemanden, wohl aber hörten sie hin und wieder huschende Füße, wenn Diebe und anderes nächtliches Gesindel sich hastig in Sicherheit brachten. Und dann und wann, wenn der Wind sich drehte, drangen auch verzerrte Geräusche aus der Trauerstraße bis zu ihnen. Anderswo in der Stadt wälzten jene sich unruhig im Schlaf, die sich keine Leibwächter leisten konnten, und beteten, daß ihr Haus nicht zu denjenigen gehörte, die in dieser Nacht heimgesucht werden würden.
Als sie zu Sephanas Palast kamen, wo sich kannelierte Marmorsäulen hinter der Alabastermauer um den Garten erhoben, näherte sich ein Fackelzug. Albanus hielt in einiger Entfernung vom Palasttor an und wartete schweigend auf den richtigen Gruß.
»Seid Ihr es, Albanus?« hörte er Vegentius' barsche Stimme. »Eine schlimme Nacht, und eine schlimme Sache, wenn man einem Kameraden die Kehle durchschneiden muß.«
Albanus verzog die Lippen. Ihn würde er nicht am Leben lassen und wenn er hundertmal so nützlich wäre. Er wartete, bis Vegentius und seine Begleiter – zwanzig Mann der Goldenen Leoparden –, die Umhänge zurückgeworfen, um den Schwertarm frei zu haben, und jeder zweite mit einer Fackel in der Hand, nahe genug heran waren, daß er sie deutlich sehen konnte.
»Zumindest ist es Euch gelungen, Euch Baetis' zu entledigen. Habt Ihr den Barbaren inzwischen gefunden?«
»Taras hat sich noch nicht gemeldet. So, wie die Stadtwache ihn verfolgt hat, könnte es sein, daß er nichts weiter als ein gewöhnlicher Dieb oder Mörder war und er für uns überhaupt nicht interessant ist.«
Albanus bedachte ihn mit einem abwertenden Blick. »Wer oder was auch immer ein solches Treffen stört, interessiert mich! Weshalb hat die Stadtwache ihn so ausdauernd verfolgt? Einen solchen Eifer hat sie schon lange nicht mehr an den Tag gelegt.«
»Es ist hier etwas ganz anderes, als bei der Sache mit Melius. Ich habe keinen Vorwand, darüber bei der Stadtwache Erkundigungen einzuziehen.«
»Dann laßt Euch einen einfallen«, befahl Albanus. »So, verschafft mir jetzt Eintritt!«
Vegentius teilte seine Männer mit leiser Stimme ein. Sechs Mann rannten zur Mauer und bildeten zwei Gruppen. Von jedem Trio verschränkten zwei die Hände und hoben den dritten zur Mauerkrone, wo er seinen Umhang über die spitzen Scherben legte, ehe er darüberkroch und auf der anderen Seite hinuntersprang. Ein leiser erschrockener Schrei war zu hören, der schnell abgewürgt wurde. Mit schwachem Knarren schwangen die Torflügel auf.
Albanus schritt durch das Tor, ohne einen Blick auf den Wächter, der im Schein des Lichts aus dem kleinen Wachhaus in einer Lache seines eigenen Blutes lag.
Vegentius teilte zwei weitere Mann zur Wache am Tor ein. Der Rest folgte dem Lord mit dem Raubvogelgesicht durch den Lustgarten zum Palast mit seinen bleichen Säulen und kunstvollen Gesimsen und die breite Marmorfreitreppe zu dem gewaltigen Portikus hoch. Einige rannten dort schnell voraus und rissen die schweren Flügel der Bronzetür auf.
In der inneren Vorhalle, die ebenfalls mit Säulen eingesäumt war, fuhren sechs Männer zusammen und starrten verwirrt auf die Soldaten, die auf sie zustürmten und sie mit blanken Klingen umzingelten.
»Entledigt euch ihrer!« befahl Albanus ohne anzuhalten. Er ging geradewegs zur Alabastertreppe, Demetrio hinter sich.
Die sechs
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