Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
aber ihre Augen wirkten hoffnungslos, ja leblos. Er holte tief Luft. »Hör mir zu, Ariane. Dieser Taras hat keine Bewaffneten angeworben, um eure Rebellion zu unterstützen. Ich hörte, wie er es sagte. Ihr müßt ...«
»Du hast sie umgebracht!« schrillte Graecus plötzlich. Das Gesicht des Stämmigen war tiefrot, und er keuchte wie nach einer großen Anstrengung. »Es ist genau, wie Stephano befürchtet hatte. Hast du auch ihn getötet und Leucas? Willst du uns alle umbringen? Nein, das wird dir nicht gelingen. Wir sind Hunderte! Wir werden dir ein Ende machen!« Plötzlich schaute er den Gang entlang zur Treppe und raste mit einem schrillen Schrei in die andere Richtung. Ariane rührte sich nicht.
Hordo erschien an der Tür und blickte dem fliehenden Bildhauer flüchtig nach, ehe sein Blick auf die Leichen fiel. »Ich kam gerade zur Thestis zurück, als das Mädchen und der Bursche da davon sprachen, dir zu folgen. Ich glaube, es ist ganz gut, daß ich mich ebenfalls entschloß, es zu tun.«
»Wirst du jetzt auch mich umbringen, Conan?« murmelte Ariane.
Wütend wirbelte der Cimmerier zu ihr herum. »Kennst du mich denn nicht gut genug, um zu wissen, daß ich dir kein Leid antun könnte?«
»Bisher hatte ich es geglaubt«, sagte sie tonlos. Ihr Blick wanderte von einer Leiche zur anderen, und sie lachte hysterisch. »Ich weiß nichts von dir. Nichts!«
Conan streckte die Hand nach ihr aus, aber sie wich zurück. »Ich kann nicht gegen dich kämpfen«, wisperte sie. »Aber wenn du mich berührst, findet mein Dolch dein Herz!«
Er riß die Hand zurück, als hätte er sie sich verbrannt. Schließlich sagte er kalt: »Bleib nicht zu lange hier. Leichen ziehen Aasgeier an, und zweibeinige werden dich für leichte Beute halten.« Sie blickte ihn nicht an und antwortete auch nicht.
»Komm, Hordo!« knurrte er. Der Einäugige folgte ihm aus der Kammer.
Wer auf der Straße Conans finsteres Gesicht und die brennenden gletscherblauen Augen bemerkte, wich ihm hastig aus. Hordo bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten. Als der Lärm der Straße der Schmiede schließlich hinter ihnen lag, fragte er: »Was ist eigentlich in der Kammer passiert, das das Mädchen so gegen dich aufbrachte?«
Conan bedachte den Freund mit einem eisigen Blick, aber er berichtete kurz und bündig, wie alles vor sich gegangen war.
»Ich bin zu alt für so etwas«, stöhnte Hordo. »Jetzt müssen wir nicht nur aufpassen, daß Graecus und die anderen uns nicht den Dolch in den Rücken stoßen, sondern wir wissen auch nicht, wer unter den Edlen und Kaufleuten in diese Sache verwickelt ist und bei wem wir uns verdingen können. An wen können wir uns jetzt noch wenden, Cimmerier?«
»An den einzigen, der übrigbleibt«, erwiderte Conan grimmig. »Den König.«
Kapitel 12
12.
Ein Mann ließ auf der Freitreppe zum Mitratempel erschrocken seinen Käfig mit Tauben fallen, als der große Trupp Freier Söldner durch die schmale, gewundene Straße kam. So erstaunt war er, bewaffnete Berittene im Tempelviertel zu sehen, daß er mit offenem Mund gaffte und nicht einmal bemerkte, daß sein Käfig zerbrochen war und die als Opfer gedachten Vögel sich auf weißen Flügeln durch die Luft schwangen.
Hordos Sattel knarrte, als er sich nach vorn beugte und Conan heftig zuflüsterte: »Das ist Wahnsinn! Wir können von Glück reden, wenn uns auf dem Berg nicht die gesamten Goldenen Leoparden entgegenkommen!«
Conan schüttelte stumm den Kopf. Er wußte sehr wohl selbst, daß es nicht die übliche Weise war, unangemeldet mit vierzig Bewaffneten angeritten zu kommen, um zu ersuchen, in den Dienst des Königs treten zu dürfen. Aber er wußte auch, daß keine Zeit für den üblicheren Weg der Bestechung war. Also blieb nur die Anwerbung in die nemedische Armee. Oder eben dies hier.
Tatsächlich waren es nicht so sehr die Goldenen Leoparden, derentwegen er sich Sorgen machte, als vielmehr die jungen Rebellen. In ihrer Verzweiflung, da sie glaubten, er habe sie verraten oder sei gerade dabei, waren sie zu fast allem imstande. Und diese gewundenen Straßen den Berg zum Königspalast hoch waren für einen Hinterhalt wie geschaffen.
Diese Straßen stammten aus alter Zeit, als auf dem Berg – lange, ehe der Königspalast erbaut wurde – eine Festung gestanden hatte, um die herum ein Dorf entstanden war, das sich im Lauf der Jahrhunderte zur Stadt Belverus entwickelte. Die Serpentinenstraßen waren geblieben, auch als Tempel aus Alabaster und Marmor
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