Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
Nachdem ich ihm jedoch von dir erzählt hatte, beruhigte er sich. Zumindest ist er bereit, sich mit dir zu treffen und sich seine eigene Meinung zu bilden. Doch von uns darf niemand mitkommen, dazu ist er noch zu erzürnt.«
»Möglich.« Conan warf das Handtuch von sich und zögerte. Er mußte die richtigen Worte finden. »Ich muß mit dir über etwas sprechen. Über Leucas. Er bringt dich in Gefahr.«
»Leucas?« echote sie ungläubig. »In welche Gefahr könnte er mich bringen?«
»Er kam gestern mit einem hirnverbrannten Gerede über ein Attentat auf Garian zu mir. Wenn er es versucht ...«
»Lächerlich!« unterbrach sie ihn. »Leucas ist der letzte von uns, der etwas unternehmen würde, und von Gewalttätigkeit hält er überhaupt nichts. Für ihn gibt es nur seine Philosophie und Frauen.«
»Frauen!« Der riesenhafte Cimmerier lachte. »Dieser dürre Wurm?«
»Ja, tatsächlich, mein muskelstrotzender Freund«, erwiderte sie lächelnd. »Nach den Frauen zu schließen, die ihn besser kennen, ist er ein beachtlicher Liebhaber.«
»Gehörst du zu ihnen?« knurrte er und ballte die Fäuste.
Einen Moment starrte sie ihn überrascht an, dann funkelten ihre Augen ergrimmt. »Ich bin nicht dein Besitz, Cimmerier! Du hast kein Recht, mich zu fragen, was ich mit Leucas oder sonst jemandem getan oder nicht getan habe.«
»Was ist mit Leucas?« fragte Graecus, der auf den Hof heraustrat. »Habt ihr ihn gesehen? Oder wißt ihr, wo er ist?«
»Nein!« fauchte Ariane mit rotem Gesicht. »Und wie kommst du dazu, wie ein Spitzel herumzuschleichen?«
Graecus schien außer ihrer Verneinung nichts gehört zu haben. »Er wurde seit gestern abend nicht mehr gesehen, genausowenig wie Stephano. Als ich hörte, daß ihr seinen Namen erwähntet ...« Er lachte unsicher. »Vielleicht könnten wir mit ein paar Philosophen weniger auskommen, aber wenn sie diesmal auch Bildhauer verhaften ...« Wieder lachte er, aber sein Gesicht war fahl.
Ariane empfand plötzlich Mitleid mit ihm und versuchte ihn zu beruhigen. Sie legte eine Hand auf die Schulter des Stämmigen. »Vielleicht haben sie die Nacht durchgesoffen – so wie Conan.«
»Aber warum sind sie nicht zurückgekommen?« fragte der Cimmerier.
Ariane warf ihm einen schneidenden Blick zu, während Graecus mit zitternder Stimme antwortete: »Vor ein paar Monaten sind einige unserer Freunde verschwunden – Maler und Zeichner. Zwei wurden lebend nicht mehr wiedergesehen. Ihre Leichen fand man in einem Abfallhaufen außerhalb der Stadtmauern. Goldene Leoparden waren gesehen worden, wie sie sie dorthin schafften. Wir glauben, daß Garian uns damit einschüchtern will.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein König so vorgehen würde«, entgegnete Conan stirnrunzelnd. »Eine öffentliche Hinrichtung wäre da doch wohl wirkungsvoller.«
Graecus sah plötzlich aus, als müßte er sich übergeben.
Ariane funkelte den Cimmerier an. »Solltest du nicht zusehen, daß du zu Taras kommst?« Ohne auf seine Antwort zu warten, wandte sie sich Graecus zu, beruhigte ihn mit sanften Worten und strich ihm über die Stirn.
Verärgert schlüpfte Conan in sein gefüttertes Unterwams und zog seinen Harnisch darüber an, dabei brummelte er etwas über Arianes seltsames Wesen. Als er sich den Waffengürtel umschnallte, fragte sie ihn scharf:
»Mußt du wie für den Kampf gerüstet gehen?« Ihr Ärger über ihn brannte noch heiß. »Du brauchst nicht gegen ihn zu kämpfen.«
»Ich habe meine Gründe«, entgegnete er. Nicht um einen Sack voll Gold so groß wie ein Weinfaß hätte er ihr erzählt, daß jemand in der Stadt ihm nach dem Leben trachtete. In ihrer gegenwärtigen Stimmung würde sie auch nur glauben, er versuche ihr Mitgefühl von Graecus auf sich zu lenken. Hol Erlik alle Frauen! dachte er.
Er setzte den Spitzhelm auf und sagte kalt: »Erklär mir, wie ich zu diesem Taras komme.« Während sie das tat, war ihr Gesicht so eisig wie seines.
Die Straße der Schmiede, zu der Ariane ihn geschickt hatte, wies nicht nur die Werkstätten und Läden von Waffen- und Hufschmieden auf, sondern auch solche von Goldschmieden und Schmieden, die Silber, Kupfer, Messing, Zinn und Bronze bearbeiteten. Ein ohrenbetäubender Lärm vom Hämmern und den Rufen der Marktschreier ließ die Straße von einem Ende zum andern widerhallen. Die Gilden sorgten dafür, daß ein Schmied, der mit dem einen Metall arbeitete, nicht vielleicht auch ein anderes benutzte, aber sie bezahlten auch Wachen, die die
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