Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
zusammen.
»Dieser Barbar«, rief er laut, »wurde von Uns im Palast aufgenommen und Wir ehrten ihn mit Unserer Beachtung. Leider mußten Wir feststellen, daß Wir mit ihm eine Schlange an Unserem Busen nährten. Unser Vertrauen wurde auf höchst gemeine ...«
Er redete weiter, aber Conans Aufmerksamkeit galt dem Mann, der seitlich ein wenig hinter dem Drachenthron stand, eine Hand besitzergreifend auf die Lehne gelegt, während er zu des Königs Worten nickte wie ein Lehrer zu dem brav Auswendiggelernten seines Schülers. Das Wappen Nemediens hing an einer goldenen Kette von seinem Hals und wies ihn als den neuen Hohenberater von Nemedien aus. Conan erkannte dieses grausame Gesicht. Er hatte es bei Taras gesehen, als er durch das Dach gebrochen war. Herrschte der Wahnsinn in Nemedien? fragte sich der Cimmerier.
»... so verhängen Wir die alte Strafe über ihn für sein Verbrechen«, hörte er den König jetzt sagen.
Das lenkte Conan schnell von dem Mann ab, der Lord Albanus war, wie er jetzt durch den Folterknecht wußte.
»Wenn die Sonne wieder aufgeht und den Mittag erreicht hat, wird dieser verhinderte Königsmörder den Wölfen vorgeworfen. Mögen die Bestien diese Bestie zerreißen.«
Conan fiel auf, daß des Königs Gesicht bei dieser Urteilsverkündung völlig reglos blieb und keine Spur der Traurigkeit aufwies, die es bewegt hatte, als er Zeuge von Conans Verhaftung gewesen war.
Kaum hatte Garian geendet, da zogen die Wächter Conan auf die Füße und führten ihn aus dem Thronsaal. Nicht einmal der Pausbackige sprach, während sie ihn zu den Verliesen zurückbrachten und ihn diesmal in eine kleine Zelle steckten, deren Steinboden mit schmutzigem Stroh bestreut war. Stange und Knebel wurden entfernt, nicht jedoch seine Ketten, statt dessen fügten sie eine weitere hinzu, die sie zwischen seinen Fußgelenken und an einem Ring an der Wand befestigten.
Sobald die beiden Wächter gegangen waren, schaute Conan sich aufmerksam in seinem neuen Verlies um. Ausgestreckt auf dem Bauch hätte er die Holztür erreichen können, wären ihm die Hände nicht auf dem Rücken gefesselt gewesen, doch selbst wenn sie frei wären, gäbe es hier nichts, was ihm helfen könnte. Er glaubte auch nicht, daß er die schwere Tür aus den Angeln zu heben oder sie zu beschädigen vermöchte. Die Wände waren aus unbehauenen, dicht zusammengefügten Steinen, zwischen denen jedoch der Mörtel abbröckelte. Mit geeignetem Werkzeug ließen sich bestimmt genügend entfernen, um aus der Zelle fliehen zu können – aber ein Jahr Arbeit oder länger würde das schon erfordern. Das verfaulende Stroh verbarg nichts als eine angenagte Ratte. Unwillkürlich fragte sich der Cimmerier, ob ihre Artgenossen sie angefressen hatten, oder sein Vorgänger in diesem Verlies. Mit einem Fußtritt beförderte er sie in eine Ecke und hoffte, daß er diesen Gestank hier nicht allzu lange durchstehen mußte.
Kaum hatte er sich auf den Boden gesetzt, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, da rasselte ein Schlüssel im Schloß, und knarrend öffnete sich die Tür. Zu Conans Staunen trat Albanus ein, den Saum seiner Roben hochhaltend, damit sie nicht mit dem fauligen Stroh in Berührung kamen. Hinter ihm blieb der König, in seinen goldenen Umhang gehüllt, an der Tür stehen. Er betrachtete neugierig das Stroh und die Steinwände und auch Conan, als wäre er lediglich Teil des Verlieses.
Es war jedoch Albanus, der sprach. »Du kennst mich, nicht wahr?« fragte er.
»Ihr seid Lord Albanus«, erwiderte Conan wachsam.
»Du kennst mich also!« Es klang, als hätte er es befürchtet. »Dann ist es ja gut, daß ich sofort handelte.«
»Ihr?« Conan kniff die Augen leicht zusammen und blickte auf Garian. Wieso wagte der Mann diese Worte in Anwesenheit des Königs?
»Erwarte keine Hilfe von ihm!« Albanus lachte. »Eine Zeitlang, Barbar, machte ich mir deinetwegen Gedanken. Doch nun, zu guter Letzt, glaube ich doch nicht mehr, daß du eine Waffe der Götter bist. Die Wölfe werden ein Ende mit dir machen, und die einzig wirkliche Ungelegenheit, die du mir gemacht hast, wird durch das Mädchen in Ordnung gebracht, das du geschickt hast, um den Bildhauer zu suchen. Nein, alles in allem bist du nicht mehr als ein lästiges Insekt.«
»Ariane!« sagte Conan scharf. »Was habt Ihr mit ihr getan?«
Der schwarzäugige Lord lachte grausam. »Kommt, König Garian. Gehen wir.«
»Was habt Ihr mit Ariane gemacht?« brüllte Conan, als Albanus die Zelle verließ. Der
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