Conan-Saga 23 - Conan der Unbesiegbare
Hordo.
Die Banditen kehrten nach und nach zu den kalten Aschenhaufen ihrer Lagerfeuer zurück und lösten sich in kleine Gruppen auf, um sich mit Würfelspielen und Ähnlichem zu vergnügen. Aberius hantierte mit drei Tonbechern und einem Kieselstein auf einem abgeplatteten Felsbrocken herum und lockte seine Kameraden herbei, um ein wenig des verlorenen Silbers zurückzugewinnen. Conan lehnte den Rücken an einen leicht schräg aufragenden Nadelfels, wo er sowohl die Burg im Auge behalten konnte als auch die Schlucht, durch die Sitha seine S'tarra geführt hatte. Der Tag verging nur langsam, und Conan verlagerte seine Stellung bloß, als Hordo ihm Fleisch, Käse und einen Lederbeutel mit dünnem Wein brachte.
Erst als die Sonne rot hinter den westlichen Berggipfeln versank, kehrten die S'tarra zurück, durch die gleiche schmale Schlucht, durch die sie das Tal verlassen hatten.
»Offenbar keine Verluste«, meinte Hordo, der sich neben Conan stellte, als er den Hufschlag gehört hatte.
Der Cimmerier zählte wieder die Lanzen und nickte. »Aber sie haben Beute gemacht.« Zwanzig reiterlose Pferde waren zwischen den Reihen aneinandergebunden, und jedes trug ein längliches Bündel über den Rücken geschnallt.
Ein blendendes Licht im Osten zog Conans Aufmerksamkeit auf sich, ein Glitzern, das in den Schatten der bereits im Zwielicht liegenden Berge aufblitzte und verschwand. Und wieder dieses Blitzen. Stirnrunzelnd suchte er mit den Augen die Berge um das Tal ab. Hoch über ihnen im Norden zuckte ein weiterer Blitz.
»Glaubst du, Amanar weiß, daß das Tal bewacht wird?« fragte Hordo.
»Du weißt dein Auge zu benutzen«, brummte Conan anerkennend. Die S'tarra ritten den langen Hang zur Burg hoch. Das Fallgatter öffnete sich knarrend, und sie zogen ohne anzuhalten hindurch. »Ich mache mir mehr Gedanken um die Beobachter.«
Der Einäugige pfiff durch die Zähne. »Ja, wer sind sie? Das ist die Frage, die sich wohl nicht ohne Kopfzerbrechen beantworten lassen wird.«
Conan wußte zumindest, wer in Frage kommen konnte: Kezankier, zamorianische oder turanische Soldaten – oder Imhep-Aton. Aber er wußte nicht, wen er für sich und die Banditen am wenigsten wünschen sollte, ja nicht einmal, ob es für sie und ihn das gleiche wäre. Jetzt drängte die Zeit für ihn.
»Ich muß Velita heute nacht aus der Burg holen, Hordo. Das mag euch in Schwierigkeiten bringen, aber ich muß es tun.«
»Mir ist, als hättest du dasselbe schon gestern nacht gesagt«, murmelte Hordo. Karela ritt soeben von der Burg herunter. »Ich wünschte es mir fast, Cimmerier. Dadurch würden wir sie vielleicht von hier und dem Zauberer wegbringen.«
Karela erreichte den Fuß des Hanges und ritt zum Lager. Eine Faust an der Hüfte, saß sie sportlich im Sattel. Die blutrote Sonne war nun schon halb von den Gipfeln verschlungen, aber ihr letzter Schein genügte, um ihr Gesicht in goldene Glut zu baden.
»Und wenn sie sich nicht überzeugen läßt, wirst du ihr folgen, wohin sie euch auch immer führt, sei es ans Marterfeuer der Kezankier oder in Amanars teuflische Sklaverei.«
»Nein, jetzt nicht mehr«, antwortete Hordo bedrückt. »Wenn es nicht anders geht, wird mein letzter Dienst für die Rote Falkin sein, daß ich sie an ihren Sattel binde und mit Gewalt in Sicherheit bringe.« Plötzlich wurde seine Stimme hart. »Aber ich werde es tun, Conan. Kein anderer wird die Hand gegen sie erheben, solange Hordo lebt – nicht einmal du!«
Conan begegnete dem wilden Blick des Einäugigen scheinbar gleichmütig. Er hatte Karela ohnehin geschworen, daß er keinen Finger rühren würde, sie zu retten. Aber andererseits konnte er doch nicht einfach zusehen, wie sie starb. Es war ein zweischneidiges Schwert, also schwieg er lieber.
Die Rothaarige hielt vor den beiden Männern an. Sie legte schirmend eine Hand über die Augen, als sie zur untergehenden Sonne blickte. »Es war mir gar nicht bewußt, daß ich mich so lange bei Amanar aufhielt«, murmelte sie und wandte sich den zweien zu. »Weshalb starrt ihr euch wie rauflustige Dachse an? Ich dachte, ihr hättet fast so was wie Brüderschaft geschlossen.«
»Wir halten zusammen, Hordo und ich«, entgegnete Conan. Er streckte die Hand aus. Der andere faßte sie und zog ihn auf die Füße.
»Wir werden es ihnen schon zeigen, ehe sie uns unterkriegen, was, Cimmerier?«
»Wir werden noch gemeinsam aus goldenen Kelchen in Aghrapur trinken«, erwiderte Conan ernst.
»Wovon redet ihr eigentlich?«
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