Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige
Er
trieb den Fuchs rutschend den Hang hinunter. »Crom!« brüllte er und riß das
Breitschwert aus der Pferdelederhülle.
Sofort wandten die Wölfe sich
alle ihm zu und duckten sich zum Sprung. Jondra starrte ihm ungläubig entgegen.
Der Fuchs rollte die Augen, wieherte vor Furcht und fing plötzlich zu
galoppieren an. Zwei Wölfe schnellten zum Kopf des Pferdes, und zwei schossen
hinter es, um in seine Kniesehnen zu beißen. Ein Vorderhuf zerschmetterte einen
grauen Schädel. Conans Klinge zischte hinab und spaltete den Kopf eines zweiten
Wolfs. Dann schlug der Fuchs mit beiden Hinterbeinen aus und zersplitterte die
Rippen eines dritten, aber der vierte stieß die Zähne in ein Bein. Verzweifelt
wiehernd stolperte das Pferd und stürzte.
Conan sprang aus dem Sattel, als
das Tier zu Boden ging, und konnte gerade noch einen Wolf halbieren, der sich
auf ihn stürzen wollte. Hinter sich hörte er den Fuchs wiehernd auf die Beine
kommen und die Hufe auf Stein aufschlagen. Aber er konnte sich nicht einmal
einen Blick über die Schulter auf das Tier leisten, ja nicht einmal nach Jondra
sehen, denn der Rest des Rudels sammelte sich um ihn.
Verzweifelt hieb und stach der
Cimmerier nach diesen grauen Bestien, die vorschossen und schnappten. Blut
spritzte, aber nicht alles war ihres, denn ihre Zähne waren scharf und er
konnte sich nicht alle vom Leibe halten. Er wußte, daß er sich nicht zu Erde
werfen lassen durfte, denn verlor er auch bloß einen Augenblick den Boden unter
den Füßen, hatte er kaum noch eine Chance. Sie würden alle über ihn herfallen
und ihn zerreißen. Irgendwie gelang es ihm, den Karpashdolch in die Linke zu
kriegen und mit zwei Klingen um sich zu hauen und stechen. Er kämpfte nun mit
derselben Wildheit wie die Wölfe – und plötzlich war alles vorbei.
So schnell wie der Kampf
begonnen hatte, endete er. In einem Moment noch maß sich Stahl mit scharfen
Fängen, im nächsten rannten die grauen Tiere über die Hügel, und einige hinkten
auf drei Beinen hinter ihnen her.
Conan schaute sich um und
staunte, daß er noch lebte. Neun Wölfe lagen in ihrem Blut. Und der Wallach war
wieder gestürzt. Diesmal würde er nicht mehr aufstehen. Aus einer klaffenden
Wunde am Hals tropfte noch Blut in die allmählich versickernde Lache darunter.
Ein leichtes Scharren lenkte
Conans Aufmerksamkeit auf sich. Jondra rutschte von dem Felsblock hinunter und
griff nach ihrem am Boden liegenden Bogen. Das enge Wams und die Reithose aus
rostfarbener Seide betonten jede Rundung ihrer aufregenden Figur. Mit
geschürzten Lippen begutachtete sie die Beschädigung der zusammengeleimten
Lagen aus Bein und Holz des Bogens. Ihre Hände zitterten.
»Warum habt Ihr ihnen nicht ein
paar Pfeile in den Pelz gejagt?« fragte Conan. »Ihr hättet Euch retten können,
ehe ich kam.«
»Mein Köcher …« Sie
verstummte, als ihr Blick auf ihr halbgefressenes Pferd fiel, doch sie nahm
sich sichtlich zusammen und ging darauf zu. Unter dem blutigen Kadaver zerrte
sie einen Köcher hervor. Ein Riß durchzog die kostbare Lackschicht. Sie
begutachtete die Pfeile und warf drei, die gebrochen waren, weg. »Ich konnte
nicht mehr an ihn heran«, erklärte sie und warf sich den Köcher über die
Schulter. »Der erste Wolf durchbiß meinem Pferd die Kniesehne, ehe ich ihn
überhaupt sah. Es war reines Glück, daß ich es bis zu dem Felsen schaffte.«
»Durch so ein Gebiet sollte eine
Frau auch nicht allein reiten«, brummte Conan. Er löste den Umhang vom Sattel
und wischte die Klinge am Sattelkissen ab. Er wußte, daß er etwas sanfter mit
dieser Frau umspringen sollte. Schließlich hatte er halb Zamora durchquert, nur
um an sie heranzukommen, damit er ihr Geschmeide stehlen konnte. Doch nun stand
er da, sein Pferd war tot, und er hatte Dutzend Wunden, die zwar nicht
gefährlich waren, aber brannten und bluteten; da konnte er seinen Grimm einfach
nicht bezähmen.
»Hüte deine Zunge!« sagte Jondra
ungehalten. »Ich reite …« Plötzlich schien sie ihn erst richtig zu sehen. Sie
machte einen Schritt rückwärts und hob den Bogen vor sich, als wäre er ein
Schild. »Du!« Es war ein atemloses Wispern. »Was machst du hier?«
»Zu Fuß gehen, weil mich die
Rettung Eures Lebens mein Pferd gekostet hat. Und nicht einmal ein Wort des
Dankes habe ich von Euch gehört und auch kein Angebot, mich zu Eurem Lager
mitzunehmen und meine Wunden verbinden zu lassen.«
Mit offenem Mund starrte Jondra
ihn an. Ihre Miene verriet den Zwiespalt zwischen
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