Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige
viel, und sie schnarchen. Sie haben die Augen geschlossen.«
»Zwanzig Augen.« Djinar seufzte.
»Ein wachsames Augenpaar genügt. Wenn das Lager geweckt wird und wir den Hang
hochreiten müssen …«
»Pah! Wir hätten sie sofort
angreifen sollen, als wir sie entdeckten und sie noch auf dem Marsch waren.
Oder fürchtest du dich vielleicht vor den brythunischen Hunden? Sie sind schon
lange weg.«
Djinar schwieg. Nur weil Sharmal
sich abgesondert hatte, um einem Ruf der Natur zu folgen, waren die Brythunier
überhaupt bemerkt worden, während sie der Spur der Jäger von Shadizar folgten.
Gewiß, Brythunier und Zamorier mochten sich nicht, aber sie würden einander
verschonen oder sich gar zusammentun, wenn es darum ging, die Klinge mit dem
Blut eines Kezankiers zu schmieren. Bedenkenlos hätte Farouz sich zwischen die
beiden Gruppen ihrer Feinde gedrängt – zumindest vierzig Brythunier, und etwa
sechzig Zamorier –, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie viele er
töten könnte.
»Wenn deine – Vorsicht uns unser
Ziel nicht erreichen läßt«, brummte Farouz, »dann bilde dir nicht ein, daß du
dich vor Basrakan Imallas Zorn schützen kannst, indem du die Schuld auf andere
schiebst. Die Wahrheit wird herauskommen.«
Djinar beschloß, daß Farouz
nicht am Leben bleiben würde, um zu des Imallas Lager der Gläubigen
zurückzukehren. Die alten Götter selbst würden es für gerechtfertigt halten.
Wieder scharrten Stiefelsohlen
auf den Steinen hinter ihm. Diesmal blickte Djinar lediglich über die Schulter.
Sharmal, ein schlanker junger Mann, der den Bart zu vielen Zöpfchen geflochten
hatte, kauerte sich neben die zwei Männer. »Die brythunischen Ungläubigen
reiten immer noch ostwärts«, meldete er.
»Sie haben kein Nachtlager
aufgeschlagen?« fragte Djinar stirnrunzelnd. Ungewöhnliches Benehmen weckte
sein Mißtrauen, und man ritt nicht ohne zwingenden Grund bei Nacht, jedenfalls
nicht so nahe der Kezankianberge.
»Als ich nach Sonnenuntergang
umkehrte«, antwortete Sharmal, »ritten sie immer noch gen Osten. Ich … ich
wollte beim Kampf mit dabeisein.«
»Wenn es überhaupt dazu kommt«,
sagte Farouz höhnisch.
Djinar knirschte laut mit den
Zähnen. »Auf die Pferde«, befahl er. »Umzingelt das Lager, und nähert euch
langsam. Greift erst an, wenn ich das Signal gebe, außer die Jäger schlagen
Alarm. Nun, Farouz? Du hast eine eifrige Zunge, kann dein Arm mit ihr
standhalten?«
Wütend sprang Farouz auf und
rannte den Hang hinunter, zu den zottigen, in den Bergen gezüchteten Pferden.
Djinar folgte ihm mit grimmigem
Lächeln und kletterte in den hochknaufigen Sattel. Vorsichtig lenkte er sein
Pferd um den Hügel herum, zu dem Lager auf der nächsten steinigen Erhebung. Das
Knirschen von Steinen unter den unbeschlagenen Pferdehufen störte ihn nicht, im
Augenblick jedenfalls nicht. Er war überzeugt, daß die Zamorier nicht aufwachen
würden. Die alten Götter waren bei ihm, und er und die anderen verschmolzen mit
der Dunkelheit. Er sah einen Wachtposten, der sich auf seinen Speer stützte und
sich der näherkommenden Schatten nicht bewußt war. Djinar lockerte den Tulwar in
der Scheide. Die wahren Götter mochten vor ihm sein, doch da war noch etwas
anderes: der Tod. Er konnte ihn riechen. Der Tod für viele! Der Tod für Farouz!
Lächelnd drückte Djinar seinem
Pferd die Fersen in die Weichen, worauf es vorwärts preschte. Der Wachtposten
kam gerade noch dazu, die Augen vor Schrecken weit aufzureißen, da trennte ihm
die krumme Klinge in Djinars Hand, verstärkt durch die Wucht des anstürmenden
Pferdes dahinter, den Kopf vom Hals. Djinars Signal zerriß die nächtliche
Stille: »Im Namen der wahren Götter, tötet sie! Kein Pardon!« Schreiende
Kezankier griffen mit gierigen Klingen an.
Conan lag in seinen Umhang
gehüllt unter dem Nachthimmel und öffnete die Augen. Nach Jondras Verhalten
hatte er es vorgezogen, nicht zu ihrem Zelt zu gehen, trotz der Lampen, die
auch jetzt noch einladend brannten. Es waren jedoch nicht die Gedanken an den
betörenden Körper, die ihn geweckt hatten, sondern ein ungewöhnliches Geräusch.
Er konnte das Atmen des nächsten Posten hören, ein Atmen, das viel zu tief und
regelmäßig für einen wachen Mann war. Die Narren wollten ja nicht auf mich
hören, dachte er. Da war noch etwas anderes, das sie nicht hörten. Etwas
übertönte das leise Schnarchen des Posten: ein Knirschen von Steinen am Hang.
An allen Seiten des Hügels.
»Crom!«
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