Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
gewesen. Den vendhyanischen Patrouillen, die
keineswegs mehr eifrig und dafür um so lauter waren, konnten sie mühelos
ausweichen. Conan ging an der Spitze, die Zügel seines Pferdes in einer Hand
und die andere Hand fest um Vyndras Arm. Wurden sie entdeckt, brauchte er sie
nicht mehr festzuhalten. Er war sicher, daß ihr das ebenfalls klar war.
Jedenfalls hatte er nicht vor, ihrer seltsamen Gleichgültigkeit zu trauen, die
sie seit einer Weile an den Tag legte.
Der
Rand des Karawanenlagers lag nun dicht vor ihnen. Seine angeborene Vorsicht hieß
Conan anzuhalten. Prytanis öffnete den Mund, doch Conan bedeutete ihm grimmig
zu schweigen. Ein schwacher, kaum vernehmbarer Laut war zu hören. Der Schritt
eines Pferdes auf weichem Boden. Vielleicht hatten noch nicht alle Vendhyaner
die Suche aufgegeben.
Ein
Blick verriet, daß die anderen das Geräusch ebenfalls gehört hatten. Jeder
hielt seine Waffe blank in der Hand – Kang Hou eines seiner Wurfmesser – und
stand neben seinem Pferd, bereit aufzusitzen. Der Cimmerier wartete angespannt,
um Vyndra rechtzeitig in Sicherheit zu heben und sich selbst auf den Rappen zu
schwingen, als die anderen Pferde herbeikamen.
Es
waren fünf Tiere, genauso viele, wie sie hatten, und Conan hätte vor
Erleichterung fast laut gelacht, als er sah, wer sie am Zügel führte. Es waren
Shamil und Hasan, jeder schützend einen Arm um eine von Kang Hous Nichten, und
der alte Ghurran humpelte hinterher.
»Es
ist schön, euch wiederzusehen«, rief Conan leise.
Die
beiden jüngeren Männer wirbelten herum und griffen nach ihren Klingen. Hasan
war durch Chin Kou, die sich an ihn klammerte, etwas behindert, während Kuie
Hsi dagegen selbst ein Wurfmesser hochriß. Eine gefährliche Familie, dachte
Conan. Ghurran sah lediglich ausdruckslos zu, als wäre er zu keiner Furcht mehr
fähig.
Die
beiden Gruppen schlossen sich zusammen und begannen leise aufeinander
einzureden, aber Conan gebot mit einem Zischen Schweigen. »Wir können uns
unterhalten, wenn wir in Sicherheit sind«, sagte er leise, »und das ist weit
von hier.« Er hob Vyndra in ihren Sattel und zupfte den Soldatenumhang zurecht,
um sie so gut wie möglich zu bedecken. »Ich werde schon etwas für dich zum
Anziehen finden«, versprach er ihr. »Vielleicht tanzt du doch noch für mich.«
Sie starrte ihn bloß an, und er vermochte den Ausdruck ihrer Augen nicht zu
deuten.
Als
er sich in den Sattel schwang, wurde ihm schwindlig, und er mußte sich an den
hohen Sattelknauf klammern, um nicht vom Pferd zu stürzen.
Ghurran
eilte sofort an seine Seite. »Ich werde Euch den Trunk mischen, sobald ich
kann«, versicherte er ihm. »Haltet solange durch.«
»Ich
habe nichts anderes vor«, knirschte Conan zwischen den zusammengebissenen
Zähnen. Mit den Zügeln von Vyndras Pferd in einer Hand, drückte er seinem
Hengst die Knie in die Seiten und lenkte es in die Nacht in die Richtung von
Vendhya. Natürlich würde er durchhalten.
Es
gab Schulden zu begleichen, und zwei Männer, die er töten mußte.
17.
Naipal
blickte sein Gegenüber an: einen hageren Vendhyaner mit harten Augen, der
seinem Aussehen nach ein Soldat sein konnte. Er fragte sich, was den Mann
bewegte. Weder persönlicher Gewinn, noch Macht beeindruckten ihn offenbar. Er
schien auch weder Liebe, noch Haß, noch Stolz, noch sonstige Gefühle zu kennen.
Es machte den Zauberer unsicher, einen Verhandlungspartner zu haben, der so gut
wie nichts offenbarte, durch das er möglicherweise zu manipulieren wäre.
»Ihr
versteht also?« fragte Naipal. »Wenn Bhandarkar tot ist, wird die Unterdrückung
enden, Katartempel werden in jeder Stadt erlaubt sein.«
»Habe
ich nicht gesagt, daß ich verstehe?« entgegnete der namenlose Vertreter des
Katarikults ruhig.
Sie
waren allein in dem großen runden Gemach mit der niedrigen Kuppeldecke, die als
Basrelief die Figuren alter Helden aufwies. Goldene Lampen an den Wänden
verströmten ein weiches Licht. Keine Erfrischung war gereicht worden, denn
Katari aßen und tranken nicht im Haus eines, der um die Dienste des Kultes
ersuchte. Beide standen, weil der Katari sich nicht gesetzt hatte und der
Zauberer nicht wollte, daß der andere auf ihn herabschauen konnte. Ein
Stehender war einem Sitzenden in der Haltung überlegen.
»Ihr
habt nicht gesagt, daß Ihr es tun werdet.« Es fiel Naipal schwer, sich seine
Gereiztheit nicht anmerken zu lassen. Soviel mußte heute erledigt werden, und
dieser Teil war nicht weniger wichtig als alle
Weitere Kostenlose Bücher