Conan-Saga 30 - Conan der Furchtlose
aus, das Schwert an der Seite. Schlaf senkte sich auf ihn wie ein Mantel.
Als risse man Conan diesen Mantel fort, wich der Schlaf kaum zwei Stunden später. Die blitzenden blauen Augen überflogen den dunklen Raum. Aber nichts war zu sehen. Die Schwärze war selbst für die scharfen Augen des Cimmeriers undurchdringlich. Er hielt den Atem an, damit das Gehör um so besser arbeitete; aber er hörte nur eine Brise, die um die Fensterläden strich, und das Knarzen des alternden Holzes der Schenke. Und sein eigener Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren. Offensichtlich keine Gefahr; doch Conan vertraute seinem Instinkt zu sehr, um ein Erwachen um diese Stunde zu mißachten. Er griff nach dem Schwert. Sobald er den Ledergriff in der Hand spürte, fühlte er sich besser.
Vielleicht war es doch nur der Wind gewesen, dachte er, als er so dalag. Nachdem sich lange Zeit nichts rührte, schlief Conan wieder ein, die Hand fest am Schwertgriff.
In der Burg Slott war es dunkel, bis auf ein verschwommenes gelbes Licht von einer Lampe in einem Raum. Ihr düsterer Schein fiel auf Sovartus. Seine schmalen Finger krallten sich grausam in die Schulter eines der drei Kinder, die an die feuchte schimmelige Wand gekettet waren. Die Körper des Zauberers und seines Gefangenen leuchteten schwach. Nach geraumer Zeit aber wurde dieses blaßgelbe Licht heller als die Lampe an der Wand. Kurz darauf ging von dem Knaben und dem Zauberer eine Lichtquelle aus, die man kaum blinzelnd ertragen konnte. Als Sovartus spürte, wie die Energien des Knaben auf ihn überströmten, lachte er laut. Ja!
In die Dunkelheit außerhalb der Schenke zur Wolfsmilch gehüllt, stand die Hexe Djuvula. Der Wind blähte ihr sanft den schwarzen Seidenschleier. Sie wußte mit Bestimmtheit, daß das gesuchte Mädchen dort drinnen war, zusammen mit ihrem Beschützer vom Weißen Quadrat. Für dieses Wissen hatte sie nur Geld aufwenden müssen. Ein paar verteilte Silberlinge bewirkten oft mehr Wunder unter den Menschen als Zauberei. Neben dem Mädchen suchte Djuvula auch nach dem Barbaren, der ihren Dämon-Bruder verwundet hatte. Ein solcher Mann war mit Sicherheit auch sehr temperamentvoll und besaß ein starkes Herz.
Der Wind umsäuselte auch die plumpe Gestalt Loganaros, der sich hinter einer Latrine in der Nähe der Schenke verkrochen hatte, in der Conan der Cimmerier schlief. Ungeduldig erwartete Loganaro des Eintreffen von sechs Halsabschneidern, die er angeheuert hatte mit dem Gold aus der reichen Börse des Senators Lemparius. Sechs Männer müßten den jungen Riesen doch überwältigen können. Wenn ein paar von ihnen dabei draufgehen sollten, war das auch egal. Das hatte Lemparius gemeint, als Loganaro ihm gemeldet hatte, daß Conan sich wohl von dem alten Mann, dem Mädchen und der neu dazugekommenen Frau trennen wollte. Alles war in Eile arrangiert worden. Loganaro hätte lieber mehr Zeit gehabt, eine Mannschaft auszuwählen; aber so mußte man sich damit behelfen, was zur Verfügung stand. Ihm bereitete es nicht die größte Sorge, Conan zu fangen, sondern Djuvulas Wut, wenn sie herausfand, daß er die Seiten gewechselt hatte. Daß er keine Wahl gehabt hatte, spielte da auch keine Rolle. Diese furchtbare Angst lastete auf ihm, und er überlegte, wo Djuvula wohl in diesem Augenblick sein mochte. Und wo diese verblödeten Halsabschneider ihre Zeit vertändelten.
Auf einer dunklen Straße, von dem Wirrwarr der Häuser gesäumt, ungeküßt vom Licht des Mondes oder eines Menschen, schlich ein lohfarbener Schatten. Hunde bellten verängstigt, wenn die Gestalt an ihnen vorbeikam. Vielleicht überraschte sie die Witterung des Geschöpfes, das viel zu groß für eine Hauskatze war, obwohl es mit Sicherheit zur Familie der Katzen gehörte. Im Kopf des Werpanthers entstand Gelächter, doch als es dem Maul zwischen den scharfen Fängen entfloh, hatte es mit Gelächter keinerlei Ähnlichkeit mehr. Die Hunde von Mornstadinos verstummten bei diesem Klang, als befürchteten sie, die Aufmerksamkeit dieses Biestes durch jeden weiteren Laut auf sich zu ziehen.
Die Hunde hätten sich nicht zu ängstigen brauchen. Das Raubkatzen-Mensch-Geschöpf war hinter anderer Beute her als Hunden. Er hatte an zweibeinigen Tieren Geschmack gewonnen. Davon war die Stadt voll. Sechs dieser Art gingen gerade in der Dunkelheit an der großen Katze vorbei, ohne ihre Anwesenheit zu bemerken. Der Werpanther ließ die sechs unbelästigt vorbeimarschieren, denn in seinem
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