Conan-Saga 32 - Conan der Champion
Vorhut ausgeschickt?« fragte Conan.
Der Junge schüttelte den Kopf. »Nein. Alle marschieren zusammen, nur ein paar Reiter vorneweg. Wir haben König Totila gesehen. Den haben wir am Umhang aus Menschenhaar erkannt.«
»Gut«, sagte Conan. »Du führst vor Morgenanbruch eine Abteilung an einen Platz, der auf ihrem Weg liegt und sich gut für einen Überfall eignet.« Keine Stunde später meldeten ihm andere Treiber, daß sie die Thungier aufgestöbert hätten, die etwas südlicher anrückten. Wenn alles gutging, würden Alcuinas Krieger morgen mittag ihren ersten Überfall reiten.
Man hatte sich geeinigt, daß Conan die Abteilungen gegen die Thungier führen sollte und Leovigild die gegen die Tormanna. Eigentlich war Conan das nicht recht, weil er Totila und seine Mannen für den gefährlicheren Gegner hielt, und lieber selbst gegen ihn gekämpft hätte. Doch wollte Leovigild nicht gegen seine Landsleute kämpfen. Da hatten die Krieger darauf bestanden, wenn sie schon nicht vom Champion der Königin geführt würden, wenigstens einen Führer aus königlichem Geblüt zu haben. Manche rechneten sich auch eine gute Chance aus, ihre Kühnheit und Loyalität dem Manne zu zeigen, der wahrscheinlich ihr nächster König sein würde.
Noch ehe die Wintersonne zögernd aufging, machten sich alle fertig. Conan nahm Siggeir noch schnell beiseite. Er sollte neben Leovigild reiten und stellvertretend das Kommando führen. Ihm oblag es auch, das Signal zum Angriff zu geben. »Siggeir, laß Leovigild nicht selbst gegen Totila kämpfen. Das wäre der sichere Tod für den Jungen, wenn er als junger Spund einen so erfahrenen Krieger herausforderte.«
Siggeir schwieg einen Augenblick. »Ich werde mein bestes tun; aber wie kann man einen feurigen jungen Mann davon abhalten, soviel Ruhm wie möglich zu suchen? Mit Sicherheit will er Alcuina beweisen, daß er nicht nur klug, sondern auch tapfer ist.«
Conan schlug ihm auf die Schulter. »Tu, was du kannst! Gefährlich ist es für uns alle.« Dann wandte Conan sich an die Krieger. »Aufsitzen! Wir reiten los!« Er schwang sich in den Sattel seines kleinen nordischen Hengstes und ritt zu Leovigild. Der Cimmerier hob einen Arm. »Waidmannsheil, Prinz!«
Leovigild erwiderte seinen Gruß. »Wir sehen uns wieder, Krieger. In Alcuinas Halle oder in Ymirs.«
Hufe donnerten, Schnee stob auf. Dann teilten sich die beiden Heerhaufen. Einer ritt nach Westen, der andere nach Süden.
Conan stand neben seinem Pferd und hielt das Tuch, das sein Gesicht bedeckte. Seine Männer waren alle in Deckung hinter Bäumen, hatten aber einen guten Blick auf den Weg weiter unten. Die Thungier rückten an. An zwei von Conans Schwadronen waren sie schon vorbei. Der Cimmerier wollte mit seiner Abteilung die Spitze angreifen. Seine Hand lag am Schwert.
Er hatte in Alcuinas Waffenkammer lange gesucht, bis er eines gefunden hatte, das so lang war, daß er vom Pferd aus zuschlagen konnte. Schließlich fand er ein Schwert, das wohl aus Aquilonien stammte. Wahrscheinlich ein Geschenk eines Fürsten aus früherer Zeit. Da es für den Kampfstil der Cambrer nicht geeignet war, hatte es wahrscheinlich noch niemand benutzt.
Conan fand, daß die Thungier jetzt nahe genug waren. »Aufsteigen!« befahl er leise.
Die Männer nahmen die Decken von den Pferden. Alle blickten wild entschlossen drein. Sie griffen zu den Speeren. Conan zog sein Schwert aus der Scheide. Er nickte Hagbard zu, der neben ihm stand. Der Mann setzte ein Jagdhorn an die Lippen und blies lang und laut das Fanal. Mit Kampfgeschrei galoppierten die Cambrer den Abhang hinunter.
Verblüfft blickten die Männer unten auf die kleine Reiterschar, die auf sie zustürmte. Das konnte doch kein Angriff sein! Warum saßen die Männer zu Pferd? Für einen Kampf mußten sie doch absteigen! Warum hatten sie die stets üblichen Prahlereien und Trutzreden unterlassen, die einem Kampf vorausgingen? Länger konnten Odoacs Männer nicht mehr grübeln, denn jetzt waren die Reiter über ihnen.
Conan beugte sich vor und schwang sein Schwert über den Schildrand. Der Gegner war an solche Schläge nicht gewöhnt und hielt den Schild nicht hoch genug. Die Klinge spaltete seinen Bronzehelm. Ein Blutstrom quoll heraus, als er zu Boden stürzte. Conan blickte umher und sah, daß seine Männer sich wacker hielten und von oben mit den Speeren zustießen. Einige hatten der Versuchung, die Speere zu werfen, nicht widerstehen können, obwohl er das ausdrücklich verboten hatte.
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