Conan-Saga 32 - Conan der Champion
Leovigilds Retter ein Jagdhorn an die Lippen und blies zum Rückzug. Die Reiter stoben wie der Wind davon.
Totila nahm das Lob für seinen Kampf mit Leovigild gelassen hin. Dann erkundigte er sich nach den Toten des Feindes. Mindestens ein Dutzend. »Wie viele haben wir verloren?«
»An die zehn Männer«, antwortete ein grauhaariger Krieger, der sich eine Armwunde verband.
»Dann hat ihnen dieser Überfall nichts eingebracht«, sagte Totila triumphierend. »Also: Wenn es klar ist, warnen uns Iilmas Vögel vor ihrem Kommen. Schneit es so dicht, daß die Elstern nicht fliegen können, wissen wir, daß sie kommen! Wir haben nichts zu befürchten. Laßt uns zu Alcuinas Festung marschieren und die Sache hinter uns bringen!« Mit Freudengeschrei folgten die Tormanna ihrem König.
Conan und seine Männer hatten auf dem Heimritt noch einmal ihr Nachtlager aufgeschlagen, als die übrigen Cambrer sie einholten. Ein Treiber lief zu Conans Feuer und kündigte sie an. Der Cimmerier stand auf, um sie zu empfangen. Ihm schwante nichts Gutes, als er die leblose Gestalt quer vor Siggeirs Sattel sah. Er half, den Jüngling auf den Boden zu betten. Mit erfahrenen Augen erkannte er, daß Leovigild sich die schweren Wunden an Kopf und Brust geholt hatte, als er gegen einen größeren Mann zu Fuß gekämpft hatte.
Fragend schaute er Siggeir und Rerin an. »Totila?«
Siggeir nickte. Er berichtete Conan alles. Rerin holte Kräuter herbei und kümmerte sich um die Wunden des jungen Mannes.
Conan schüttelte den Kopf, als Siggeir mit seinem Bericht fertig war. »Ein geballter Angriff auf den Schildwall war ein kluger Schachzug«, sagte er. »Aber abzusteigen, um zu kämpfen – noch dazu gegen einen Mann wie Totila –, war selten töricht.«
»Und wie soll ein Mann aus adligem Haus sich deiner Meinung nach verhalten, wenn er Totila so königlich an der Spitze seiner Krieger stehen sieht?« fragte Siggeir. »Konnte er sich anders verhalten? Seine Ehre gebot ihm, sich mit Totila auf gleicher Ebene zu messen.«
Die umstehenden Cambrer nickten. Sie wollten einen König, der ein Führer auf Feldzügen war. Wenn Leovigild den sicheren Tod um der Ehre willen riskierte, war er ihr idealer König. Das ließen sie sich nicht nehmen.
Conan lächelte über die grimmigen Gesichter. »Nordmänner! Ihr seid wirklich sture Idioten! Aber auch ich bin ein Mann des Nordens!« Er blickte zu Leovigild hinab. »Er wird euch ein guter König sein – wenn er überlebt.«
»Seine Wunden sind schwer, aber ich kann ihn heilen. Wir müssen ihn nach Hause schaffen. In meiner Hütte kann ich viel mehr für ihn tun als hier«, sagte Rerin.
Conan ließ eine Bahre bauen und rief einige Waldleute. »Sie können ihn schneller durch die Wälder bringen als eine von Pferden gezogene Bahre«, erklärte er Rerin. »Wir übrigen werden hinterherreiten und euch gegen den Feind nach hinten abschirmen.«
»Wie ist es dir mit Odoac ergangen?« fragte Siggeir.
»Wir haben viele getötet«, antwortete Conan. »Wir haben fünfmal zugeschlagen, ehe sie eine Schildmauer bildeten und versuchten, die Pferde aufzuspießen. Leider versteckte sich Odoac hinter seiner Leibgarde. Wir hatten keine Möglichkeit, ihn zu töten.«
»Das ist sehr schade«, meinte Siggeir. »Vielleicht haben wir sie aber doch so geschwächt, daß wir sie bei einer Belagerung schlagen können.«
Conan nickte, behielt aber seine Meinung für sich.
Alcuina sah, wie der Mann auf der Bahre auf den Hof getragen wurde, und ihr blieb fast das Herz stehen. Seit die Männer in den Krieg geritten waren, hatte sie die meiste Zeit oben auf dem Wehrgang verbracht und auf eine Nachricht gewartet. Ihre größte Sorge war, daß man Conan oder Leovigild tot zurückbringen würde. Sie brauchte beide, wenn ihr Volk überleben sollte. Jetzt war sie sicher, daß es einer von beiden war. Aber wer? Welcher Tod würde sie härter treffen? Sie schob die Antwort in Gedanken weit weg und lief den Männern entgegen.
Ein tiefer Seufzer entrang sich ihrer Brust, als sie das blasse Gesicht Leovigilds erblickte. Sie fühlte große Erleichterung, war aber nicht sicher, ob diese davon herrührte, daß es nicht Conan war oder daß Leovigild noch lebte.
»Wir müssen ihn in meine Hütte bringen«, sagte Rerin.
Alcuina gab den Leibeigenen den Befehl, und Leovigild wurde in die Hütte des alten Magiers gebracht. Dieser stieg ächzend vom Pferd.
Während er sich um Leovigilds Wunden kümmerte, erstattete er Alcuina Bericht.
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