Conan-Saga 32 - Conan der Champion
mehr überrascht als empört. »Selbst in größter Verzweiflung würde es kein Mensch wagen, eine Bestattung zu stören.«
»Sie halten die Speerspitzen gesenkt«, sagte ein alter thungischer Krieger. »Außerdem ist Alcuina bei ihnen. Vielleicht wollen sie nur die letzte Ehre erweisen.«
Totila lächelte überlegen. »O nein! Sie wollen sich ergeben. Warum würde Alcuina sonst selbst kommen? Nun, dann wollen wir sie geziemend empfangen.« Er schritt mit Iilma der Königin entgegen. »Seid gegrüßt, Alcuina!« rief er. »Wie schön, daß Ihr Euch besonnen habt und ein Ende ohne Blutvergießen wollt.«
»Was soll das heißen, Totila?« fragte Alcuina. »Ich bin gekommen, um an der Leichenfeier für die beiden teilzunehmen. Eine Königin darf bei solchen Zeremonien nicht fehlen.«
»Besonders, da ein Scheiterhaufen für mich bestimmt ist!« rief jemand.
Sprachlos sah Totila, wie sich die Schar der Cambrer teilte und vier Leibeigene mit einer Bahre vorließen. Auf der Bahre lag Leovigild. Er war blaß und trug Verbände; aber er war es. Daran bestand kein Zweifel. Die Thungier starrten ihn an. Sie trauten ihren Augen nicht. Doch dann erhob sich ungeheurer Jubel. Sie liefen auf den Jüngling zu. Dieser zeigte mit dem Finger auf Iilma.
»Dieser Zauberer verfertigte ein Phantom, das meine Züge trug! Das Phantom tötete Odoac, nicht ich!«
Blitzschnell zückte Totila sein Schwert. Ehe Iilma auch nur mit der Wimper zucken konnte, traf die Klinge des Königs seine Schulter und hielt nicht inne, bis sie die Taille erreicht hatte. Dann stemmte Totila einen Fuß gegen den sein Leben ausröchelnden schurkischen Magier und stieß ihn von der Klinge. Er wandte sich an Alcuina.
»So bestrafe ich Hinterhältigkeit! Ich versichere Euch, daß ich nichts von seinen Machenschaften wußte. Ich dachte, ich hätte Odoacs Tod gerächt.« Er zeigte auf den Leichnam Iilmas. »Das habe ich jetzt auch getan.«
Alcuina verzog spöttisch die Lippen. »Du bist wahrlich ein Mann schneller Entscheidungen. Aber diesmal nützt dir das nichts, Totila. Krieger folgen nicht lange einem Anführer voller Verrat und Hinterhältigkeit!«
Wie zur Bestätigung zogen die Thungier sich von den Tormanna zurück und gesellten sich zu den Cambrern.
Totila ließ die Maske der Freundlichkeit fallen und sagte mit kalter Stimme: »Sie folgen einem richtigen König, wenn kein anderer lebt!« Er ging auf Alcuina und Leovigild zu. Doch stand der schwarzhaarige Champion mit gezücktem Schwert vor ihm.
»Es wird Zeit, daß wir uns kennenlernen«, sagte Conan.
»Allerdings«, meinte Totila. »Schon viel zu lange fehlt in meinem Umhang ein schwarzer Skalp. Falls es dir gelingt, mich eine kurze Zeit zu amüsieren, erringst du vielleicht diesen Platz.«
Er nahm das berühmte Kleidungsstück ab und warf es einem Knecht zu. Ein anderer brachte seinen Schild. Die Männer wichen zurück und machten ihnen Platz. Alle waren erregt und gespannt. Dies würde ein seltenes Schauspiel werden!
König und Champion umkreisten einander. Beide hielten schützend die Schilde hoch. Totila griff zuerst an und führte einen horizontalen Schlag gegen Conans Kopf. Statt diesen mit dem Schild abzufangen, duckte sich der Cimmerier und schlug nach Totilas Mitte. Conan hatte den Hieb aber absichtlich zu kurz bemessen, so daß er vor Totilas Schild vorbeizischte. Gedankenschnell schlug der Cimmerier zurück und traf Totilas ungeschützte Seite mit der Rückhand. Doch Totila gelang es, das Schlimmste mit der flachen Klinge abzuwehren.
Lauter Jubel wurde laut. Alle waren des Lobes voll über solche Schwertkampfkunst und die unglaubliche Stärke beider Männer, die schweren Schwerter mitten im Schlag abzuwehren. Üblicherweise wären die Gegner jetzt zurückgesprungen, ehe sie wieder angriffen. Nicht so diese beiden! Mit unglaublicher Schnelligkeit zielten sie auf Kopf, Schulter, Flanke und Beine des Gegners. Immer wieder klirrten die Klingen gegen Küraß, Helm und Schild. Sie kämpften so listig, daß die Hiebe nie gerade trafen, sondern immer von der Rüstung abgewehrt wurden, ohne ernstliche Schäden anzurichten.
Es schien unmöglich, daß Sterbliche solch ein Tempo lange durchhalten konnten. Doch stand die Sonne schon hoch am Himmel, als die beiden immer noch erbarmungslos auf die inzwischen zusammengehackten Schilde und verbeulten Rüstungen verbissen einhieben. Sie griffen einander mit der mitleidslosen Wut männlicher Raubtiere an, die um ihren Harem kämpfen. Keiner würde
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