Conan-Saga 33 - Conan der Herausforderer
näherten, fielen schon lange Schatten, da die Sonne sich bald zur nächtlichen Ruhe begeben würde. Der Cimmerier hatte schon andere befestigte Städte gesehen, doch keine mit einem so imponierenden Bollwerk wie dies.
»He«, rief der Wächter vom Mauerkranz, »sag mir, in welcher Angelegenheit du nach Opkothard kommst!« Er sagte das mit so viel Arroganz, daß dem Cimmerier sofort die Galle hochkam.
Conan wollte den Wächter schon anbrüllen, daß ihn das überhaupt nichts angehe, schwieg aber. Für ihn war es kein Problem, auch diese Mauer zu erklettern, da er als Cimmerier in den Bergen großgeworden war; aber den beiden Frauen würde es nicht leichtfallen.
Noch ehe er etwas sagen konnte, trat Tuanne vor, direkt in einen Sonnenstrahl, der ihre weiße Haut wie von innen heraus leuchten ließ. »Öffne das Tor!« befahl sie.
Conan ließ den Posten nicht aus den Augen. Der Mann leckte sich die Lippen, die plötzlich trocken geworden waren, und gab mit der linken Hand der Torwache ein Zeichen. »Jawohl«, sagte er ohne jede Spur von Überheblichkeit. Ob er erkannte, was Tuanne war oder nicht, auf alle Fälle sah er etwas bei ihr, weswegen er so schnell Befehl gegeben hatte, das Tor zu öffnen.
Nachdem sie durch das quietschende Tor getreten waren, roch und hörte Conan die Stadt. Menschen, Kochdünste, Abfallgestank mischten sich zu einem Duft, der außerhalb der Zivilisation unbekannt ist. Vor einer Reihe großer Steinbauten stand auf einem freien Platz die Statue einer Riesenspinne, die auf acht dicken Beinen hockte. Die Straßen waren relativ breit, doch führten zahllose enge Gassen von ihnen ins Häusergewirr.
Ein kleiner Junge starrte das Trio an. Conan rief ihn an.
Zögernd kam der Junge. »Bist du ein Barbar?«
Der Cimmerier lachte kurz. »Allerdings, mein Junge! Einige Leute nennen mich so. Aber wir suchen nach jemandem.« Er beschrieb Skeer, aber der Junge schüttelte den Kopf. »Hab ich nicht gesehen. Was hast'n du da für'n Fell?«
»Das hat einem Wolf gehört, der zuviel gefragt hat«, erklärte Conan. »Würdest du den Mann erkennen, nach dem wir suchen, wenn du ihn siehst?«
»Natürlich, gewaltiger Herr.«
»Gut.« Conan wandte sich an Elashi. »Hast du ein paar Münzen?«
»Nur wenig.«
»Gib dem Jungen einen Kupferling.«
Elashi holte aus ihrem Beutel eine Münze und warf sie dem Jungen zu, der sie geschickt auffing.
Conan sagte: »Also, mein Junge, wenn du diesen Mann siehst, kommst du zu mir. Dann sind noch zwei Kupferlinge für dich drin.«
»Ich laufe sofort los und suche, Herr.«
»Nein, warte! Wie viele Wege führen aus der Stadt?«
»Nur zwei, Herr. Dieser Eingang und einer, der ins abgeschlossene Tal im Norden führt, wo unser Getreide wächst.«
»Dann bleib hier und paß auf, ob der Mann die Stadt verläßt. Erklär mir den Weg zu einem Händler, wo ich mein Fell verkaufen kann.«
Der Junge gab Conan komplizierte Anweisungen, in welche Gasse und um wie viele Ecken er gehen müsse. Der große Cimmerier nickte. Dann machten sich die drei auf den Weg zum Händler.
Dieser Händler hatte die meisten Waren vor dem Laden unter einer blaugestreiften Plane. Als Conan dieses Zelt ohne Wände mit dem Wolfsfell über der Schulter betrat, erschien wie aus dem Nichts ein kleiner dürrer Mann. Sofort befühlte er das Fell.
»Hm, ein prächtiges Fell, wirklich. Ein weißer Wolf, richtig. Muß aber noch richtig gegerbt werden, außerdem fehlt der Kopf, ist also unvollständig. Trotzdem würde ich vielleicht ein Silberstück dafür geben, weil ich heute meinen großzügigen Tag habe.«
Tuanne berührte Conan an der Schulter. Ihre Finger waren wie Eiszapfen. Er schaute sie an.
»Nicht unter fünf Silberlingen«, flüsterte sie. »Weiße Wölfe sind sehr selten. Er bekommt doppelt soviel, wenn er das Fell weiterverkauft.«
Der Händler war so mit dem Fell beschäftigt, daß er das Flüstern nicht hörte. Doch Conans nächste Worte rissen ihn zurück in die Wirklichkeit.
»Acht Silberstücke«, erklärte der junge Cimmerier.
Der Händler schaute ihn an, als hätte Conan ihn angespuckt.
»Acht? Acht? Bist du verrückt? Hat die Sonne dein Gehirn verbrutzelt? Selbst ein so großzügiger Mann wie ich würde meinen Kindern das Brot aus den Mündern nehmen, wenn ich mehr als drei für dieses schimmelige Fell biete.«
Conan grinste etwas. Händler waren überall gleich! Für sie war Feilschen wichtiger als die Luft zum Atmen.
Conan zuckte mit den Achseln. »Ich möchte wirklich nicht der
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