Conan-Saga 33 - Conan der Herausforderer
innerlich wurde, desto schlimmer für Conan, wenn sie ihn erwischten, was hoffentlich bald sein würde. Der Meister hatte für den Regen nicht viel übrig, da seine Plane auch nicht viel besser als die Rohlings war.
Als der Dauerregen während der Nacht eine Pause einlegte, erhob sich Conan vom gemeinsamen Lager im provisorischen Zelt, um einem Bedürfnis der Natur nachzugeben. Er vermied die großen Pfützen draußen, als er etwas über die Erde krabbeln sah. Eine Ratte? Ein Erdhörnchen?
Nein.
Er war zu langsam, das Tier entwischte seinem Stiefel und verschwand in der dunklen Nacht. Nachdem der Cimmerier sein Geschäft erledigt hatte und wieder im Zelt lag, bewegte sich Elashi und fragte schläfrig: »Alles in Ordnung?«
»Ja«, antwortete er.
Er sah keinen Grund, das achtbeinige Tierchen zu erwähnen, das er draußen gesehen hatte.
Doch ein Blick in Tuannes dunkle Augen sagte ihm, daß sie es auch gesehen hatte.
Das Dorf trug viele Namen. Manche nannten es ›Vanatta‹, zu Ehren eines Bewohners, der sich vor hundert Jahren als fähiger Politiker erwiesen hatte und Berater beim damaligen König war. Arbeiter, die sich ein bißchen mit Zauberei auskannten, gaben dem Ort wegen Negs Nähe den Namen ›Nekromanten-Nest‹. Die Dörfler sprachen nur vom ›Regenloch‹, da Gewitter das Dorf ständig heimsuchten, selbst wenn die umliegende Gegend trocken blieb. Viele gaben Neg die Schuld für den Dauerregen; aber das wagten nur wenige offen auszusprechen. Selbst die Toten hatten Ohren. Und keiner wollte die Aufmerksamkeit des Nekromanten auf sich ziehen, indem er über den Zauberer Schlechtes sagte.
Skeer waren die Namen egal. Er hatte sich überhaupt wenig um das Dorf gekümmert. Doch an diesem Abend war er so froh wie nie zuvor, es zu sehen. Er hatte Freunde hier, zumindest Kameraden, die ihm halfen, um Negs Wohlwollen zu erhalten oder um harter Münzen willen.
Skeer ritt zu der kleinsten der drei Schenken im Ort. Er war hundemüde und durch den Schlafmangel gereizt. Dunkelheit beanspruchte bereits ihr Recht; aber wenigstens hatte der verdammte Regen aufgehört. Vor der Schenke warf Skeer dem Stalljungen die Zügel zu. »Kümmere dich um das Tier!« befahl er.
»Aber selbstverständlich, Lord Skeer! Wie schön, dich zu sehen, Herr!«
Skeer beachtete den Jungen nicht, sondern stampfte durch den Schlamm zum Eingang. Die Schenke hieß Zum Gesottenen Schwein, warum, wußte nur der erste Wirt, und der war schon lange tot. Schweinestall wäre passender gewesen, da man diese Bruchbude am besten niederbrennen sollte, um etwas aus ihr zu machen. Aber Skeer war froh, in Sicherheit zu sein. Wenn hier jemand nach ihm fragte, würde er nur hochgezogene Brauen und leere Blicke ernten. Skeer? Nie gehört. Heute abend ist überhaupt keiner gekommen. Vielleicht versuchst du es mal im Nekropolis oder der Rauchenden Katze ...
Der Wirt war ein kräftiger Mann mit Narben im Gesicht, Erinnerungen an sein früheres Soldatenleben. Er nickte Skeer zu.
»Ein Zimmer«, verlangte Skeer. »Und eine Flasche. Die soll mir ein Weib bringen, was gleich dableibt. Und mich hast du nicht gesehen.«
Narbengesicht nickte. »Nimm vier«, sagte er. »Imelda bringt dir den Wein.«
Skeer nickte. Imelda hielt sich relativ sauber, redete wenig und stellte keine Fragen. Gut! Er wollte jetzt nur Gesellschaft und Schlaf, eigentlich mehr vom letzteren, was zeigte, wie müde er war.
Skeer ging über den mit Sägespänen bestreuten Gang zu seinem Zimmer. Von Geld wurde nicht gesprochen. Das war auch nicht nötig, da Skeer die Hälfte des Gesottenen Schweines gehörte. Das berechtigte ihn zu einigen Privilegien.
Morgen würde er einige Fragen stellen, um – wenn möglich – Negs Stimmung auszuloten. Aber zuerst mußte er sich ausruhen.
Als die Nacht das Licht vom Himmel zu stehlen begann, mußten Conan, Elashi und Tuanne anhalten. Vor ihnen lag eine tiefe Schlucht mit einem reißenden Fluß. Es führte zwar eine Hängebrücke mit dicken Seilen und Planken hinüber, doch hatte der Sturm einen der Verankerungspfosten auf Conans Seite gelockert. Jetzt überbrückte den Abgrund nur noch ein einziger armdicker Strang. Der andere war samt Pfosten hinabgestürzt und lag etwa hundert Fuß tiefer.
»Oh!« machte Elashi. »Wir müssen außen herumreiten.«
Tuanne schüttelte den Kopf. »Zur nächsten Brücke sind es fünfzig Meilen – wenn sie noch hängt.«
Conan stieg ab und schaute über die Felskante hinab. Dann musterte er die
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