Conan-Saga 38 - Conan der Wagemutige
niemand an seiner Aufrichtigkeit. Die Dörfler in der Umgebung seines Heiligtums verziehen ihm Völlerei und die ›Nichte‹. Sie hätten ihm noch viel mehr verziehen, weil er ihnen zuhörte. Manchmal erteilte er auch einen weisen Rat; aber oft half es den Menschen, die zu ihm kamen, daß er ihnen einfach zuhörte.
»Ich kenne das Geheimnis der Bergdämonen«, erklärte Bora. »Doch niemand will mir glauben. Manche halten mich für verrückt oder erklären mich zu einem Lügner. Einige haben geschworen, mich zu töten, wenn ich nicht sofort aufhöre, sie in Angst zu versetzen.
Sie behaupten, es sei wegen ihrer Frauen und Kinder, damit diese sich nicht ängstigen; aber ich habe ihre Gesichter gesehen. Sie glauben, wenn sie die Gefahr nicht kennen, würden sie damit nicht in Berührung kommen.«
»Das sind doch Narren!« Ivram lachte herzhaft. »Sie wollen nicht, daß ein Junge sie, die ausgewachsenen Männer, aussticht.«
»Dann glaubst du mir?«
» Etwas schleicht durchs Gebirge. Es riecht schlecht, nach böser Magie. Alles, was wir darüber erfahren, ist mehr, als wir zuvor wußten.« Er nahm einen Honigkuchen zwischen Daumen und Zeigefinger und aß ihn mit zwei Bissen auf.
Bora betrachtete das Tablett, das schon zur Hälfte leer war. »Maryam, ich wäre dir für einen Schluck Wein dankbar.«
»Mit Vergnügen«, antwortete sie. Ihr Lächeln bewirkte, daß sich in Boras Kopf alles drehte, als habe er schon einen ganzen Becher geleert.
Er konnte sein Glück noch nicht fassen, jemanden in den Bergen gefunden zu haben, der ihm tatsächlich glaubte. Er brauchte einen Schluck, um genug Mut zu finden, weiterzusprechen.
Ivram sparte nicht an Wein – weder bei den Gästen noch bei sich selbst. Als der zweite Becher fast leer war, hatte Bora nicht nur seine Geschichte erzählt, sondern er verstand kaum noch, warum er überhaupt Angst gehabt hatte, über sein Abenteuer zu sprechen. Maryam sah ihn mit großen Augen bewundernd an. Nie hätte er sich träumen lassen, daß ein weibliches Wesen ihn so anschauen würde.
»Selbst wenn du nur die Hälfte von dem gesehen hast, was du beschreibst, sind wir in größerer Gefahr, als ich dachte«, erklärte Ivram schließlich. »Beinahe verstehe ich diejenigen, welche dir nicht zuhören wollten. Hast du es jemandem außerhalb des Dorfes erzählt? Ich finde, daß dies nicht nur unser Geheimnis ist.«
»Ich ... eigentlich niemandem außerhalb des Dorfes; aber es ist nach Aghrapur gedrungen ...« Der Wein lähmte jetzt Boras Zunge mehr, als sie zu befreien. Außerdem wollte er nicht über die unmädchenhafte Leidenschaft seiner Schwester Caraya für Yakoub sprechen.
»Durch den Hirten Yakoub, stimmt's?« fragte Ivram behutsam. Bora nickte, ohne die Augen vom Boden zu erheben.
»Du traust ihm nicht?« Bora schüttelte den Kopf. »Wer von denen, die du kennst, würde dir zuhören und dann die Geschichte nach Aghrapur bringen? Mughra Khans Soldaten haben deinen Vater festgenommen. Sie dürften kaum geneigt sein, dich anzuhören.
Yakoubs Freunde bekleiden vielleicht keine sehr hohen Positionen; aber sie gehören auf keinen Fall zu den Männern Mughra Khans. Yakoub ist unsere beste Hoffnung.«
»Er ist vielleicht unsre einzige!« rief Bora. Der Wein auf leeren Magen stieg ihm in den Kopf. »Außer den Göttern, natürlich«, fügte er noch schnell hinzu. Schließlich war er Gast eines Mitrapriesters.
»Die Götter werden uns nicht belohnen, wenn wir wie Steinklötze in den Bergen sitzen und darauf warten, daß sie uns retten«, erklärte Ivram. »Yakoub scheint mir ein besserer Mann zu sein als diejenigen, welche Rebellen jagen, anstatt sich um die Zauberei zu kümmern. Vielleicht ist er der Sache nicht gewachsen, aber ...«
»Ivram! Schnell! Dort im Süden! Das Dämonenfeuer brennt!« schrie Maryam entsetzt.
Sie stand an der Haustür und starrte verängstigt in die Nacht hinaus. Bora trat neben sie. Ihr dunkelhäutiges Gesicht war jetzt so bleich wie Ziegenmilch.
Smaragdgrünes Feuer fraß sich an den Hängen des Lords der Winde empor. Der Gipfel des mächtigen Berges schien in einem Feuermeer zu versinken. Jeden Augenblick erwartete Bora, daß die Schneekappe schmolz und in den grünen Rauchschwaden unterging.
Ivram legte den Arm um Maryam und redete beruhigend auf sie ein. Stumm legte sie den Kopf an seine Schulter. Er blickte über sie hinweg zum Dämonenlicht hinüber. Bora hatte den Eindruck, als blicke er noch viel weiter – in eine andere Welt.
Als er sprach,
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