Conan-Saga 38 - Conan der Wagemutige
herab. Auch draußen war das umherliegende Stroh aufgewirbelt worden und hatte sich an der Stallwand aufgetürmt. Plötzlich sprühten Funken aus dem Kohlebecken und setzten Heu und Stroh in Brand. Im Nu leckten die Flammen an den dicken Bohlen bis zum Dach.
Illyana ballte die Faust und schmetterte sie wie einen Schmiedehammer nach unten. Das Licht des Juwels verstärkte sich. Wie unter dem Ansturm eines Rammbocks barst die Stalltür auf.
»Heija!«
Mit wildem Kriegsgeschrei gab Conan seinem Pferd die Sporen und preschte durch Achmais Soldaten. Sein Breitschwert glänzte im Feuerschein, als er nach rechts und links Hiebe austeilte.
Allerdings war er vom Ergebnis enttäuscht. Sein Pferd war nicht kampferprobt, außerdem mußte es die doppelte Last tragen. Die meisten Feinde flohen schon, ehe er sie erreichen konnte. Viele waren von den brennenden Balken des Stalles getroffen worden. Der Rest hätte vielleicht gegen Menschen gekämpft, nicht aber gegen Magie. Als sie Illyana nackt, umgeben vom Schein des Smaragdes, auftauchen sahen, ergriffen sie die Flucht.
Illyana ritt noch dreimal im Kreis durch den Hof und rief ihre Zauberformeln. Erst dann hatte der Juwel wieder genug Kraft, um die Angeln und Riegel des Haupttores zum Schmelzen zu bringen, so daß die schweren Flügel ganz von selbst umfielen.
Über die rauchenden Bohlen ritten der Cimmerier und Illyana hinaus in die Nacht.
Auf halbem Weg zum Treffpunkt mit Raihna und Massouf hielten sie an, um den Pferden eine Ruhepause zu gönnen und zu lauschen, ob sie jemand verfolgte. Conan hörte nichts, worüber Illyana keineswegs überrascht war. »Wenn die Männer die Pferde nicht rechtzeitig aus dem brennenden Stall holen, werden viele sterben. Auf jeden Fall sind die meisten nicht einsatzfähig.«
»Dann wird mich niemand verfolgen?« Dessa klang erleichtert, aber auch etwas enttäuscht.
»Ohne Pferde kaum. Außerdem schläft der Fürst so tief, daß ihn kein Erdbeben weckt. Die Männer können schließlich nicht zaubern«, antwortete Conan unwirsch.
»Aber sie ist eine Zauberin«, sagte Dessa und zeigte auf Illyana. »Und du bist ein Soldat. Warum habt ihr mich aus der Festung geholt?«
»Das haben wir dir doch schon erklärt: Wir bringen dich zu deinem Verlobten zurück.«
Illyana holte aus den Satteltaschen Kleidung. Trotz der kalten Nacht war sie bis jetzt nackt geritten.
Dessa war nicht so abgehärtet. Sie entriß Illyana die Kleidungsstücke, ließ sie aber sofort fallen, als seien sie Brennesseln.
»Was soll das?« fragte Conan verärgert.
»Von ihr ziehe ich nichts an! Vielleicht sind die Sachen verzaubert.«
»Dann zieh eine Tunika von mir an!« Wütend holte er eine Tunika aus der Satteltasche und warf sie ihr zu. Sie reichte Dessa bis über die Knie.
»Ich sollte euch jetzt wohl danken«, meinte Dessa unfreundlich. »Aber ist euch je der Gedanke gekommen, daß ich gern geblieben wäre? Mir hat's nämlich dort gefallen.«
Illyana und Conan wechselten Blicke. Dann ergriff die Zauberin das Wort.
»Dessa, Massouf liebt dich – jedenfalls sagte er das.«
»Was er sagt und was er tut, sind zwei verschiedene Dinge«, widersprach Dessa heftig. »Seine wahre Liebe ist Gold! Man hat ihn erwischt und zum Sklaven gemacht. Aber selbst wenn sein Plan geglückt wäre, hätte er mir nicht halb soviel gegeben wie Achmai und seine Männer. Selbst in den Drei Münzen ist es mir besser gegangen, bei Mitra!«
Sie lächelte Conan einschmeichelnd an. »Hauptmann, wenn ich etwas für meine Füße bekommen könnte, würde ich euch keine Mühe mehr machen. Ich kann allein zurück ...«
»Crom!« brüllte Conan sie an. Beide Frauen wurden bei diesem Wutausbruch blaß.
»Dessa, wir haben einen Eid geschworen, daß wir dich zu Massouf zurückbringen. Wir stehen in seiner Schuld. Die Götter schätzen unbezahlte Schulden nicht sehr.« Dessa öffnete den Mund, um zu antworten; aber Conan blickte sie so wütend an, daß ihr die Worte im Hals steckenblieben.
»Bilde dir ja nicht ein, daß man dich in der Festung mit offenen Armen aufnimmt«, fuhr der Cimmerier fort. »Woher sollen sie wissen, daß du nicht fliehen wolltest? Du wirst dort Töpfe scheuern und von den Küchenjungen deinerseits gescheuert werden, wenn du zurückkehrst.«
Dessa blickte immer noch trotzig drein. »Wenn du vor den Göttern oder Achmais Männern keine Angst hast, solltest du dich vor mir fürchten«, fuhr Conan fort. »Dessa, wenn du auch nur einen Schritt zurück zur Festung machst,
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