Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
das Schwert gezückt hatte, war es für ihn nicht leicht, das galoppierende Pferd mit einer Hand zu führen.
Doch gleich darauf gelangte die Abteilung in Obstgärten. Vor ihnen lag auf einer Anhöhe am Flußufer das Dorf. Die Soldaten bildeten einen Halbkreis und preschten darauf zu. Die Bewohner wurden von dem Angriff völlig überrascht. In heller Panik liefen sie davon, als sie den Hufschlag hörten, und suchten in ihren Behausungen Schutz.
Auf dem festgetretenen Lehmboden donnerten die Hufe der Pferde auf den Hauptplatz. Favian ritt mit gellenden Schreien und gezücktem Schwert allen voran. Conan folgte in einiger Entfernung, da sein Pferd es vermied, auf die von der Vorhut niedergemachten Dorfbewohner zu treten. Überall hörte er Fluchen und Schreien. Die Soldaten töteten nicht nur die Menschen auf der Straße, sondern holten sie auch aus den Hütten heraus und machten sie ohne Gnade nieder.
Conan kam sich wie ein Narr vor, da er erwartet hatte, es handle sich um eine irgendwie geordnete Strafexpedition. Hier fragte keiner nach Schuldigen oder Verdächtigen. Es war ein regelrechtes Gemetzel. Männer, Frauen und Kinder wurden alle unterschiedslos getötet. Die Männer des Junkers waren besonders grausam. Mit Freudenschreien schlachteten sie sogar die angebundenen Haustiere ab. Unter Favians Kommando benahmen sich die Soldaten aus Dinander etwas disziplinierter, aber nicht weniger blutrünstig. Vor Conans Augen flackerten die Bilder von der blutigen Plünderung in Venarium auf. Aber in diesen elenden Hütten gab es bestimmt nichts zu plündern. Das dämpfte seinen Eifer.
Niemals hätte er sich vorstellen können, daß es ihm etwas ausmachen würde, Nemedier zu töten; doch jetzt war ihm nicht wohl. Allerdings hatte er nicht die Absicht, durch die Hand eines Rebellen oder Soldaten sein junges Leben zu verlieren. Er stieg vom Pferd. Damit war die Gefahr eines Sturzes gebannt. Dann führte er das Tier durch die Rauchschwaden und redete sich ein, daß ihn der Kampf im Grund nichts angehe.
Jetzt wurden auch die Reisigfackeln eingesetzt. Unter Favians Befehl gingen die pergamenttrockenen Strohdächer blitzschnell in Flammen auf. Dann brachen die Soldaten die Türen und Fenster der Hütten auf und warfen noch mehrere Brandsätze ins Innere. Die Bewohner schrien und schluchzten. Wer hinauslief, wurde erbarmungslos von den Reitern getötet. Conan sah sich vergeblich nach irgendeiner Form von bewaffnetem Widerstand um. Nichts. Er war sicher, daß dieses Dorf nicht die Höhle der Rebellen war, wie Junker Ulf behauptet hatte.
Dann erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit: Durch eine Lücke zwischen zwei brennenden Hütten sah er ein blasses Gesicht. Trotz der Rauchschwaden kam es ihm bekannt vor.
Der Cimmerier ließ sein Pferd los und lief zu Fuß weiter. Den einen Arm hielt er vors Gesicht, um sich vor der Hitze und den herabfallenden Balken zu schützen. Dann war er hinter dem Dorf. Er rieb sich die tränenden Augen und spähte umher. Ja, dort drüben verschwanden mehrere Gestalten im Weidengebüsch am Flußufer. Mit dem Schwert in der Rechten folgte er vorsichtig.
Bereits nach wenigen Schritten griff ihn einer der Bauern im Schutz der Weiden an. Der Mann trug nur ein Wams aus Wolle und Sandalen. Mit einem Hieb hatte der Cimmerier der aus einem Ast geschnitzten Heugabel die drei Zinken abgeschlagen. Sein Schlag war aber so kraftvoll, daß die Klinge weitersauste und den Gegner am Hals traf. Als der Mann zu Boden sank, warf Conan einen Blick auf ihn. Ja, er hatte ihn nur mit der flachen Klinge erwischt und für kurze Zeit ins Reich der Träume geschickt. Vorsichtig stieg er über ihn und schlich weiter.
Am schilfigen Ufer zerrten vier Flüchtige an einem winzigen Boot, das aus einem Holzrahmen bestand, über den Häute gespannt waren. Sie wollten die Nußschale ins Wasser schleppen. Der Cimmerier pirschte sich näher durchs Schilf. Da richtete sich die größte Gestalt auf. Sie trug den bekannten Umhang mit Kapuze. Letztere war allerdings vom Kopf geglitten, so daß Conan die langen blonden Flechten sah. Die Frau auf dem Baumstamm, welche nach dem mißglückten Überfall in den Wald geflohen war. Jetzt war sie hier mit drei Kindern aus dem Dorf.
Da entdeckte ein kleiner Bursche mit rußigem Gesicht und Rotznase den Cimmerier. Kampfbereit kam er ihm mit einem Messer entgegen, dessen Klinge abgebrochen war. Die Frau packte den Kerl am Hemdkragen und zog ihn neben sich. »Kümmere dich um das Boot!« befahl sie.
Weitere Kostenlose Bücher