Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
wie man an dem ungeduldigen Rucken mit den Zügeln erkennen konnte. Die Leute drängten sich immer dichter an den Streitwagen heran. Ständig hielt er Ausschau nach einem Hinterhalt oder einem möglichen Meuchelmörder. Die Zurückhaltung und gezwungene Fröhlichkeit auf den Mienen der meisten Bürger gaben ihm zu denken. Feierten die Leute wirklich die Rückkehr des Barons oder eher seine Abwesenheit? Vielleicht würde er den wahren Grund nie erfahren, warum sich ausgerechnet heute anscheinend sämtliche Einwohner Dinanders auf den Straßen versammelt hatten.
Baldomers abgekürzte Reise durch die Provinz einen großen Erfolg zu nennen, war eine Riesenlüge – oder eine noch größere Illusion. Das wußte der Cimmerier genau. Eine Woche lang hatten sie sich auf Schloß Edram aufgehalten, wobei allerdings einige Teilnehmer aus naheliegenden Gründen fehlten. Dann waren sie nach Dinander zurückgekehrt. Die ganze Zeit über hatte Conan nie erfahren, was man dem Baron über das Massaker im Dorf berichtet hatte. Der Cimmerier war ganz sicher, daß dieses Dorf keine Hochburg der Rebellen war; aber er hatte diese blonde Frau dort gesehen ...
»Bedenkt, Mylord, daß wir bei diesem Angriff keinerlei Spuren des Schlangenkults vorfanden.« Durwald kämpfte immer noch gegen die Verbohrtheit des Barons an. »Aber die Anhänger dieser Sekte stellen eine schnell wachsende Bedrohung dar, gegen welche wir so schnell wie möglich etwas unternehmen sollten.«
»Gewiß, Durwald, du hast schon recht. Jetzt bin ich wieder hier und werde eine größere Abteilung aufstellen und diese Schlangenfresser vernichten.« Baldomer machte eine Pause und blickte über die Mähne des Fuchses auf den Marktplatz hinab. »Aber was haben wir denn hier? Eine Hochzeit.«
Conan mußte aufpassen, da sie jetzt auf die breite Prachtstraße gelangten, wo die Menschen weiter entfernt standen. Er lenkte den Streitwagen an der Tempelschule vorbei. Zwischen den Marmorsäulen standen die jungen Tempelschüler und -schülerinnen. Zuvor war er an den düsteren grauen Mauern der Garnison vorbeigefahren. Als er den fauligen Geruch aus den Verliesen in der Nase spürte, überfielen ihn wieder die bitteren Erinnerungen an die schreckliche Zeit dort. Doch nun lag vor ihm der kopfsteingepflasterte Hauptplatz Dinanders.
Hier standen Tische, die sich unter der Last der Speisen und Getränke geradezu bogen. Die Menschen waren auch prächtiger gekleidet. Überall sah er Spitzen und reich bestickte Seidengewänder. Am geschäftigsten war das Treiben vor einem breiten Gebäude mit Arkaden und Türmchen. Es war die Zunfthalle.
»Allem Anschein nach handelt es sich um eine Hochzeit in der Familie eines bedeutenden Handwerkers«, sagte Baldomer vom Pferd herab. »Ein Goldschmied wahrscheinlich, wenn ich diesen Aufwand betrachte.«
»Jawohl, Mylord.« Durwald beugte sich etwas über das Rad des Streitwagens, um dem Baron etwas zu sagen, was nicht für alle Ohren bestimmt war. »Mir fällt ein, daß ich vor kurzem das Aufgebot für die Heirat von Evadne, der Tochter des alten Silberschmieds Arl, gesehen habe. Er besitzt auch ein kleines Gut.«
»Evadne ... ist das nicht die, welche in der Priesterschule die Kunst der Metallverarbeitung lehrt, obgleich die Zunft strikt gegen Frauen ist?«
Durwald nickte. »Ja, ein sehr eigensinniges Mädchen.«
»In der Tat! Jetzt kann ich mir auch denken, was dahintersteckt.« Baldomer betrachtete den Platz mit finsterer Miene. »Es ist ein alter Trick von reichen und aufmüpfigen Familien, die Hochzeit dann zu feiern, wenn der Landesherr nicht da ist. Dadurch vermeiden sie, daß dieser seine Privilegien wahrnimmt.« Er drehte sich im Sattel um und winkte Favian zu sich. »Laß deine Männer drüben bei den Stufen anhalten!« Dann wandte er sich Conan zu. »Halte dort drüben! Es wäre sehr unhöflich, wenn wir bei dieser Hochzeit nicht unsere Glückwünsche darbrächten. Denk dran, du bist mein Sohn!«
Conan lenkte den Streitwagen zu den Arkaden vor der Zunfthalle. Dabei stieß er gegen einen Blumenständer. Die Leute liefen vor Schreck auseinander, da sie befürchteten, das Gespann könnte durchgehen. Favian befahl den Reitern, schnell eine Kette zu bilden, um größeren Schaden zu verhüten. Er fluchte über die miserablen Fahrkünste des Cimmeriers, weil diese natürlich ihm zugeschrieben wurden.
Conan schluckte ein wütende Antwort hinunter und stieg vom Wagen, um auf Baldomer zu warten. Zu seiner Überraschung blieb der Baron im
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