Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
schüttelte den Kopf. »Selbstverständlich könnt ihr uns niemals aufhalten; aber dennoch betrauere ich diesen Verlust. Es wäre soviel einfacher, wenn ihr versuchen würdet, uns zu verstehen.«
»Verstehen?« Conan packte die Stange des Wagens und zog sich mühsam so weit hoch, daß er saß. »Da wir von Verlusten sprechen – deine Heerscharen ziehen wie ein Heuschreckenschwarm durchs Land. Sie brennen und töten alles und alle, die sie nicht stehlen können!« Er blinzelte zu der Gestalt hinüber, welche vor den emporzüngelnden Flammen stand. Plötzlich gesellten sich zwei stämmige Burschen dazu.
»Das ist eine weitverbreitete Wahnvorstellung«, sagte Lar laut und blickte zu Ludya hinüber, die auf weichen Kissen saß, ob sie ihn auch hörte. »Wie die meisten Menschen in diesen dekadenten Zeiten legst auch du viel zuviel Wert auf vergängliche Dinge. Du hast die Kraft wahren Glaubens vergessen. Im Vergleich mit ihm bedeuten materielle Güter und persönliche Bindungen nichts.«
Conan antwortete nicht. Er hatte genug damit zu tun, den schmerzenden Kopf einigermaßen gerade zu halten.
Ganz vorsichtig bewegte er Finger und Zehen. Unter den überhaupt nicht neugierigen Augen von Lar und seinen Leibwächtern schob er ganz langsam den verbeulten und aufgeplatzten Helm vom Kopf. Teilweise hatten sich die scharfen Metallränder in den Haaren verfangen.
Nur noch ein kleiner Ruck! Jetzt war er von der Last befreit. Zu seiner Beruhigung stellte er fest, daß sein Gehirn nicht unter freiem Himmel lag. Die Platzwunden würden in zwei Wochen verheilt sein – falls Crom ihm soviel Zeit ließ! Er warf die Helmreste beiseite und richtete die Augen auf die Feinde.
Der Junge sah überhaupt nicht so grauenvoll aus, wie Conan es vom Propheten dieses entsetzlichen Kults erwartet hatte. Er wirkte so unschuldig, daß der natürliche Impuls des Cimmeriers verflog, ihn auf der Stelle zu erwürgen. Schließlich war er doch nur ein Kind an der Schwelle jener mystischen Verwandlung in einen Mann. Der blonde Junge hatte ein feingeschnittenes – vielleicht eine Spur zu hochmütiges – Gesicht. Allerdings verliehen ihm der mit goldbestickte purpurrote Umhang und die schwere Goldkrone ein weibisches Aussehen. Er bewegte sich so unbefangen, als habe er ein absolut gutes Gewissen. Nein, dieses Kind war keine Bedrohung!
Die beiden Leibwächter waren hünenhafte Gestalten. Einer war wie ein Schmied gekleidet, der andere wie ein Pelztierjäger. Beide schienen kräftig, aber nicht übermäßig intelligent zu sein. Sie standen nur stumpfsinnig da, bereit, jeden Befehl auszuführen. Wie ihr jugendlicher Führer hatten auch sie keine abstoßenden Zeichen Sets. Allerdings hielten sie den Mund geschlossen, so daß Conan nicht wußte, ob darin eine flinke gespaltene Zunge verborgen war.
Regungslos standen sie hinter ihrem Herrn und Meister am Feuer, hier mitten auf der weiten Ebene. Der wolkenverhangene dunkle Himmel über ihnen verriet weder die Tageszeit noch eine Richtung. Das Lager war dürftig. Es bestand aus einem mit Schlangen und anderen mystischen Symbolen bemalten Zelt, einem ziemlich klapprigen Ochsenkarren, auf dem ausgeblichene bunte Kissen und Teppiche lagen. Außer seinem Streitwagen sah der Cimmerier nur noch eine offene Truhe mit Essen und Weinschläuchen.
Seine erschöpften Pferde waren in der Nähe angepflockt und grasten mit mehren anderen Pferden an einem seichten Bach, der sich durchs Weideland schlängelte. Nirgendwo konnte er die wilde Horde der Schlangenanbeter entdecken. Er hörte auch keinen Schlachtenlärm oder Trompeten. Das Grauen des Morgens konnte ein Alptraum sein, wären da nicht die Blutspuren auf seiner Rüstung und auf dem Wagen gewesen.
Zögernd heftete Conan den Blick auf die Frau. Es widerstrebte ihm, ins Feuer zu blicken, aber noch mehr in ihr Gesicht. Er hatte beinahe Angst. Nicht vor ihrer sinnenraubenden Schönheit, sondern wegen ihrer unerklärlichen Anwesenheit im Bannkreis des Bösen. Vorsichtig tauchte er in diese wie Schlehen so schwarzen Augen ein. Doch ihm leuchtete daraus die gleiche Unschuld wie aus denen des jugendlichen Sektenführers entgegen.
Ludya ruhte auf einer Bahre mit Kissen vor Lars buntem Karren. Sie war sorgfältig gekämmt und geschminkt. Die Kleidung war so gewählt, daß die weiblichen Reiz möglichst unverhüllt zur Geltung kamen. Sie wirkte so aufreizend wie eine Kurtisane in den königlichen Gemächern in Belverus. Um Hüften und Busen waren goldene Streifen mit Fransen
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